Für die meisten von uns ist ein zuverlässiger Internetzugang eine Selbstverständlichkeit. Und mit dem rasanten Aufstieg des Smartphones erwarten viele Menschen, Unternehmen und Behörden mittlerweile, dass die Bevölkerung praktisch zu jeder Zeit online ist.
Doch der Zugang zur digitalen Welt ist weder innerhalb noch zwischen den Ländern gleichmäßig verteilt. Selbst in Städten wie New York gibt es immer noch Bezirke, die über keine Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung verfügen – oder sogar über gar keine. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat sich eine lokale städtische Wohnungsbaugesellschaft mit einer grünen Bank und einem Bildungszentrum zusammengetan, um kostenloses solarbetriebenes WLAN zur Verfügung zu stellen.
Die Initiative der Workforce Housing Group zielt darauf ab, Highspeed-Internet in drei New Yorker Stadtvierteln – Crown Heights, East New York und Bedford-Stuyvesant – einzuführen. Alle drei befinden sich in den überwiegend von Schwarzen bewohnten Gebieten von Brooklyn, wo der Internetzugang in der Regel schlechter ist. So haben beispielsweise 14, bzw. 15,3 und 20,6 Prozent der Haushalte in diesen drei Vierteln keinen Zugang ins Internet..
In Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum für grüne Energie, Solar One, werden auf den Dächern von 18 Gebäuden, die zu der Wohnungsbaugesellschaft gehören, Solarzellen installiert. Diese Paneele, die teilweise von der NY Green Bank finanziert werden, sollen genügend erneuerbare Energie liefern, um einen Teil der Betriebskosten der Gebäude auszugleichen. Die eingesparten Mittel werden dann dazu verwendet, 22 Gebäude vier Jahre lang mit kostenlosem WLAN und Breitbandinternet zu versorgen und die Kredite zur Finanzierung des Projekts zu tilgen. Damit erhalten nicht nur diejenigen, die bisher keinen Internetzugang hatten, Zugang zur digitalen Welt, sondern auch alle anderen Haushalte können Energiekosten sparen.
Mit dem Projekt verbunden ist die Hoffnung, eine leicht nachahmbaren Vorlage zu entwickeln, die auch in anderen Teilen der Stadt angewendet werden kann. Derzeit verfügt etwa ein Drittel der Haushalte der Stadt nicht über einen zuverlässigen und schnellen Internetzugang, und diese Haushalte befinden sich größtenteils in den historisch gesehen schwarzen oder Migrantenvierteln New Yorks. Während Highspeed-Internet in weiten Teilen Manhattans weit verbreitet ist, haben beispielsweise in den überwiegend schwarzen und hispanischen Stadtteilen Süd- und Ost-Harlem noch immer 25,8 Prozent der Haushalte keinen Internetzugang. Im überwiegend asiatischen Viertel der Lower East Side sind es 23 Prozent.
Überbrückung der digitalen Kluft
Für viele Menschen auf der ganzen Welt, vor allem aber im Westen, ist der Zugang zu einem zuverlässigen Internet unerlässlich, um die heute verfügbaren Dienste und Geschäftsmöglichkeiten in vollem Umfang nutzen zu können. Diese Entwicklung hat mit der Coronavirus-Pandemie und der Verlagerung von Arbeit und Schule in den digitalen Raum noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Als viele New Yorker Schulen das Fernlernen einführten, lebten bis zu 750 000 Schüler*innen in Haushalten ohne zuverlässigen Internetzugang, obwohl sie Tablets und andere Geräte erhalten hatten.
Das Problem der digitalen Kluft wird noch verschärft durch die Entwicklung hin zu e-Governance, e-Commerce und e-Banking, die alle während der Coronavirus-Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Die Online-Services sind zwar erheblich günstiger, bequemer und mit kürzeren Wartezeiten verbunden, erfordern aber meistens auch ein aktuelles Smartphone sowie digitale Kenntnisse. Infolgedessen werden digitale Dienste von älteren, weniger gebildeten, nicht der Landessprache mächtigen und beeinträchtigten Bürger*innen sowie von kleineren Unternehmen weniger stark in Anspruch genommen.
Untersuchungen haben ergeben, dass die digitale Inklusion zwar weltweit zunimmt – mit Ausnahme des Sudans -, dass aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern bestehen. Die Länder, die am besten abschneiden – wie Singapur und Dänemark – verfügen oft über kostenloses oder günstiges öffentliches WLAN, ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, gute Englischkenntnisse und solide Schulungsprogramme für digitale Fähigkeiten. Doch derzeit etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung haben nicht die Möglichkeit, grundlegende Computerkenntnisse zu erwerben.
Obwohl einige dieser Faktoren langfristige und weitreichende Lösungen erfordern, sind andere – wie die Bereitstellung von erschwinglichem Internet und digitaler Ausbildung – relativ unmittelbar realisierbar. Es bleibt also zu hoffen, dass Projekte wie das in Brooklyn auch andernorts ins Leben gerufen werden können und dazu beitragen, die digitale Kluft innerhalb und zwischen den Ländern zu verringern.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien im Original zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.