Jedes Jahr feiern die Bewohner Valencias das jährliche Straßenfest Fallas, dessen Höhepunkt es ist, riesige Skulpturen zu verbrennen, ebenfalls „Fallas“ genannt. Diese teils haushohen Konstruktionen bestehen in der Regel aus Polystyrol, also nichts, das man unbedingt anzünden sollte… Deshalb beschlossen die Chemikerin Ana Blasco und ihr Partner Tomás Llorente nach einem umweltfreundlicheren Material dafür zu suchen. Sie begannen, Prototypen aus verschiedenen Abfällen herzustellen und entwickelten eine Mischung aus Stroh und recyceltem Kunststoff – die sich aber unglücklicherweise nicht besonders gut in Brand setzen ließ.
„Ich war nicht enttäuscht, ich war wirklich überrascht“, so Blasco gegenüber RESET. Sie erkannte schnell, dass sie ein neues Material entwickelt hatten, das feuerfest, ein hervorragender Isolierstoff und außerdem kostengünstig war – was es zu einem idealen und umweltfreundlichen Baumaterial machte. Sie nannten es HiperIn (High Performance Recycled InSulation Material).
HiperIn sieht aus wie Beton und ist ein umweltverträglicher Wärme- und Schalldämmstoff, der mehr als 240 Minuten lang brennen kann, bevor er zerfällt. Da der Stoff aus wiederverwendeten Materialien besteht, ist er kostengünstig, flexibel und einfach zu verarbeiten. „HiperIn kann nicht nur zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen, sondern aufgrund des geringeren Energieverbrauchs und der niedrigeren Energiekosten auch einen wirtschaftlichen Vorteil für Menschen haben, die die Gebäude nutzen bzw. bewohnen, in denen es verwendet wird“, erklärt Blasco, die inzwischen das Startup Combustion Eco gegründet hat, um HiperIn neben anderen Umweltlösungen weiterzuentwickeln.
Zwei problematische Materialien – ein umweltfreundlicher Baustoff
Die Masse besteht aus Reisstroh und bis zu 15 Prozent Plastikmüll: „Es ist ein biologisch abbaubares und recycelbares Material, das aus zwei Elementen besteht, die derzeit beide Umweltprobleme darstellen – Reisstroh und Meeresplastik. Es ist auch günstiger als andere Alternativen auf dem Markt“, so Blasco gegenüber EFE.
Das Unternehmen arbeitet mit einheimischen Erzeugern zusammen, die es mit dem Reisstroh versorgt, einem Ernterückstand aus dem Reisanbau, der oft nicht recycelt wird, und an vielen Orten auf der Welt verbrannt wird, was zu starker Luftverschmutzung führt. Das Technologische Institut für Kunststoffe (AIMPLAS) wiederum versorgt das Startup mit Plastik, das aus den Ozeanen gefischt wurde. Die beiden Abfallprodukte werden zu einer Paste verarbeitet, die dann getrocknet und zu Fliesen gepresst wird.
Derzeit untersucht das Team von Combustion Eco den Einsatz von HiperIn in verschiedenen Anwendungen wie Böden, Wänden und Decken und untersucht, wo es in Gebäude in verschiedenen Teilen Spaniens integriert werden kann. In Jalisco, Mexiko, kooperiert das Startup auch mit der NGO Hola Mexico bei einem Pilotprojekt: dem Bau eines Lagers für Geflüchtete, bei dem das Material sowohl als Wärmedämmung als auch als Schallschutz eingesetzt wird.
Und was ist der nächste Schritt? Die Skalierung der Produktion. Und natürlich gibt es nach wie vor das Problem, wie man die feierliche Verbrennung der Fallas nachhaltiger gestalten kann…
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Website.