Größer, schneller, komplexer müssen sie sein, die modernen Roboter der Gegenwart. Als Vorbild für die Baukonzepte dient dabei häufig die Natur. Auch Forscher des Georgia Institute of Technology sind diesen Weg gegangen und haben sich für den Bau ihres Umwelt-Überwachungsroboter ein tierisches Vorbild genommen – allerdings ein ungewöhnliches: das Faultier.
Der von den Forschern entwickelte sogenannte SlothBot soll dem energiehungrigen Trend – größer, schneller, komplexer – entgegenwirken und möglichst wenig Energie benötigen. Deshalb bewegen sich die Slothbots langsam und können lange Zeit dem Sonnenlicht ausgesetzt sein. Besonders im Bereich der Umweltüberwachung ist das sinnvoll, da Roboter hier für einen langen Zeitraum an abgelegen Standorten funktionieren sollen, ohne das Menschen eingreifen müssen.
Magnus Egerstedt, Mitarbeiter am Georgia Tech, erklärt:
„Die Robotertechnik möchte immer schnellere und agilere Roboter bauen. Es gibt allerdings viele Anwendungsbereiche, in denen Geschwindigkeit sogar ein Nachteil ist. Hier braucht es ausdauernde Lösungen, die nicht auf Tempo setzen.“
Entspannt Energie sparen
Der „lange Atem“ der Slothbots ist allerdings nicht ihr einziger Vorteil. Ganz nach dem Vorbild ihres Namensgebers bewegen sich die Roboter genau wie ihre tierischen Vorbilder: unterhalb der Baumkronen, von Ast zu Ast hangelnd.
Um diese Situation zu simulieren, brachte das Team des Georgia Tech im Labor Seile an. Der SlothBot besteht aus zwei im 3D-Drucker erstellten Gehäuse und bewegt sich anhand eines kleinen Motors entlang der Seile fort. Beide Gehäuse sind dabei über ein kleines Gelenk verbunden, was dem SlothBot ermöglicht, auch unebene Passagen mühelos bewältigen zu können. Das niedrige Tempo, mit dem sich der kleine Roboter fortbewegt, reduziert dabei nicht nur den Energiebedarf, sondern steigert auch die Genauigkeit der Bewegungen. Sobald der Roboter einen niedrigen Energiestatus registriert, bewegt er sich automatisch in sonnenreiches Gefilde, um sich dort mithilfe zweier Photovoltaik-Panels wieder aufzuladen.
Im Gegensatz zu traditionellen Umweltüberwachungs-Lösungen wie z.B. Drohnen, deren Wirkungsdauer durch die relativ kurze Batterielaufzeit begrenzt ist, ermöglicht diese Bauweise dem SlothBot, Wochen und sogar Monate in der freien Natur ohne die Beeinflussung von Menschen agieren zu können und Daten zu sammeln.
Dem echten Faultier auf der Spur
Der erste Einsatzort der SlothBots wird der Botanische Garten von Atlanta sein. Hier sollen die kleinen Roboter in einem umfangreichen Test ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Sobald diese Hürde erfolgreich gemeistert wurde, geht es für die Slothbots nach Costa Rica, wo sie ausgerechnet ihren Namensgeber beobachten sollen. Im costa-ricanischen Dschungel wurden hierfür bereits Seile aufgehängt, damit sich die Roboter durch das Unterholz bewegen können. Das Team des Georgia Institute of Technology hofft, dass die SlothBots in dieser Region an zukünftigen Langzeitstudien mitwirken können, um die Lebensräume dort besser zu untersuchen.
Trotz der Tatsache, dass der SlothBot Seile braucht, um sich fortzubewegen, hat die Idee eines langsam agierenden Roboters bereits einigen Zuspruch gefunden: Das U.S. Office of Naval Research, verantwortlich für die Finanzierung des SlothBot-Projektes, spricht sich für den umfangreichen Einsatz des Mini-Roboters in nur schwer zugänglichen Erdregionen aus. Doch nicht nur solchen Gebieten könnte diese Technologie zum Einsatz kommen: Ein mindestens ebenso interessantes Einsatzfeld ist die Stadt, wo im Hinblick auf Smart-City-Konzepte effiziente, aber gleichzeitig ausdauernde digitale Technologien erforderlich sind.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Thorge Jans. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.