Wie beantrage ich Asyl? Wo ist die nächste lokale Beratungsstelle? Und was bedeutet eigentlich „subsidiärer Schutz“? Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind und nun versuchen, in Deutschland Fuß zu fassen, müssen Antworten auf diese Fragen finden. Aber natürlich gibt es auch viele Fragen aus ganz alltäglichen Bereichen: Welche Ess- und Trinkkultur gibt es in Deutschland? Wie trenne ich Müll richtig? Und welche Impfungen sind hier wichtig? Die Plattform Handbook Germany versucht, zu den wichtigsten Fragen hilfreiche Infos und Tipps zu liefern.
Das Ganze ist ein gemeinnütziges Projekt der Neuen deutschen Medienmacher, einem Zusammenschluss von Medienschaffenden mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen, und wird gefördert von der Bundesbeauftragten für Migration, Geflüchtete und Integration. Sämtliche Infos, Tipps und kurze Videos, die stetig ergänzt und erweitert werden, sind in sieben Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi und seit Anfang 2018 außerdem auch Paschtu, Französisch und Türkisch. Damit kann das digitale Handbuch nach eigenen Angaben für bis zu 87 Prozent der Geflüchteten Informationen zur Orientierung in Deutschland in deren Muttersprachen oder in den gängigen Amts- und Handelssprachen ihrer Herkunftsländer bereitstellen.
Information auf Augenhöhe
„Vertrauenswürdigkeit und eine genaue Kenntnis der Zielgruppen sind unser Kapital, denn wir informieren auf Augenhöhe: aus den Communities für die Communities geflüchteter Menschen“, so Konstantina Vassiliou-Enz, Geschäftsführerin der Medienmacher. Daher ist die mehrsprachige Redaktion unter anderem auch mit Journalistinnen und Journalisten aus Afghanistan und Syrien besetzt. Handbook Germany soll als zentraler Knotenpunkt für Informationen und Hilfsangebote zu Rechtsfragen, Bildung, Arbeit, Wohnen und Leben in Deutschland dienen. Die Infos werden sorgfältig geprüft und journalistisch aufbereitet, um eine verlässliche Orientierung zu ermöglichen. Dazu arbeiten die Redakteure eng mit der Zielgruppe zusammen und stehen insbesondere über soziale Kanäle wie Facebook und Whatsapp-Gruppen in direktem Kontakt mit den Communities.
Die Plattform ist vor allem auf die Nutzung mit dem Smartphone ausgerichtet und soll insbesondere einfache Zugänge zu lokalen Angeboten schaffen. So finden sich auf der Website auch wichtige Adressen und Beratungsstellen für beispielsweise Hannover, Oldenburg oder Nürnberg. Die Macher der Plattform betonen dabei, dass die auf Handbook Germany gebündelten Informationen nicht nur interessant für Menschen seien, die neu in Deutschland sind. Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt das Infoplattform-Projekt Wefugees aus Berlin, bei diesem steht aber die Community und die Vernetzung von Geflüchteten mit Initiativen und Organisationen sowie Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, noch stärker im Mittelpunkt. Hier kannst du unser Interview mit Wefugee-Gründerin Cornelia Roeper nachlesen.
Die Plattform ging im Februar 2017 online und kooperiert mit Behörden, Initiativen und Medienpartnern wie der Deutschen Welle. Handbook Germany ist eine Weiterentwicklung des Portals refugees.telekom.de. Auf dem Portal stellte die Telekom 2015 u.a. kostenloses W-LAN in Erstaufnahmeeinrichtungen und erste Informationen für Geflüchtete bereit. Die Telekom sowie Adobe unterstützen weiterhin Aufbau und Betrieb der Website sowie technischen Support für Handbook Germany. Die Plattform wurde für ihr Informationsangebot bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2017 mit dem ersten Preis „Medien und Integration“ beim Film Festival Cologne.
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