Ein Besuch beim Gegengipfel in Rio

Bild: flickr.com, http://bit.ly/MK8ViP

Nach zwei Stunden Staustehen war ich endlich angekommen am „Aterro do Flamengo“ – ein Stadtpark im Süden Rios gelegen. Die Stadt war noch voller als sonst, denn vom 20. bis 22. Juni 2012 fand hier in Rio de Janeiro der Weltnachhaltigkeitsgipfel „Rio +20“ statt. 

Autor*in Lisa Oberschelp, 25.06.12

Nach zwei Stunden Staustehen war ich endlich angekommen am „Aterro do Flamengo“ – ein Stadtpark im Süden Rios gelegen. Die Stadt war noch voller als sonst, denn vom 20. bis 22. Juni 2012 fand hier in Rio de Janeiro der Weltnachhaltigkeitsgipfel „Rio +20“ statt.

 

Vor 20 Jahren trafen sich genau hier die Vereinten Nationen und diverse Vertreter internationaler NGOs zum ersten Weltgipfel über Umwelt und Entwicklung. Damals wurden neben der Agenda 21, die Klimarahmenkonvention sowie die Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung entworfen. Die Konferenz in diesem Jahr konzentrierte sich auf zwei Schwerpunkte: Die Erschaffung einer „Green Economy“ für Entwicklungsländer, die einerseits eine nachhaltige Entwicklung sichert und zeitgleich die vorherrschende Armut bekämpft, sowie die Festlegung von institutionellen Rahmenbedingungen für eine internationale nachhaltige Entwicklung.

Der Verlauf der diesjährigen Konferenz wurde von den teilnehmenden NGOs und ebenso von einigen Teilnehmerstaaten kritisiert, denn bereits im Vorfeld der eigentlichen Konferenz waren die Verhandlungen abgeschlossen und die Abschlusserklärung stand fest. Während der Konferenz wurde die Erklärung nur noch wenig von den Staats- und Regierungschefs diskutiert.

Das Forum Umwelt und Entwicklung brachte ein Positionspapier zu den Entwicklungen der Rio-Konferenz heraus. Weitere Informationen zur Konferenz und der Abschlusserklärung findest Du auf der offiziellen Website. Ein sehr netter Videoblog des Evangelischen Entwicklungsdienstes gibt Einblicke in die Geschehnisse der letzten Tage.

Für die allgemeine Bevölkerung war die Rio-Konferenz leider nicht zugänglich, dafür wurde parallel dazu, vom 15. bis 23. Juni, der sogenannte „People’s Summit für Soziale und Ökologische Gerechtigkeit zu Rio +20“ oder auch „Cúpula dos povos“ veranstaltet. Ich befinde mich gerade aufgrund meiner Diplomarbeit für sechs Monate in Rio und habe es mir nicht nehmen lassen beim People’s Summit vorbeizuschauen. Dieser Gegen-Gipfel wurde von der Zivilbevölkerung organisiert, um darauf aufmerksam zu machen, dass eine sog. „Green Economy“ nicht mit unserer kapitalistischen Weltwirtschaftsordnung einhergehen kann/darf. Während der acht Tage fanden neben diversen Demonstrationen auch Diskussionsrunden, Ausstellungen und Feste statt. Zum Ende wurde eine Abschlusserklärung zur Verteidigung der Gemeingüter und gegen die Vermarktung des Lebens veröffentlicht, die hier als deutsche Übersetzung heruntergeladen werden kann.

Bild: Marcha da acao global, flickr.com (CC BY 2.0), http://bit.ly/MLeHPe

Ich war an zwei Tagen vor Ort und wurde von der positiven Stimmung sofort mitgerissen. Hunderte Menschen unterschiedlichster Herkunft tummelten sich auf dem Parkgelände. In diversen Ausstellungszelten und Ständen von lokalen sowie internationalen NGOs und Vereinen konnte man sich über deren aktuelle Projekte informieren. Der Höhepunkt der Woche war wohl die Demo für soziale und ökologische Gerechtigkeit, gegen die Vermarktung des Lebens und für die Verteidigung der öffentlichen Güter am 20. Juni. Dafür versammelten sich mehr als 20.000 Menschen im Zentrum Rios und demonstrierten gegen eine Wirtschaft, die dem Kapital und nicht dem Menschen dient. Ich bin froh, dass ich dabei sein konnte beim People’s Summit hier in Rio und gespannt darauf, was die Abschlusserklärung der Rio +20-Konferenz mit sich bringt.

Liebe Grüße aus Brasilien!

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Rio+20 – Der Gipfel und sein Gegengipfel

Morgen geht er los, der Klimagipfel Rio+20. Genau 2 Dekaden nach dem Meilenstein Rio soll mal wieder über die Zukunft der Erde verhandelt werden. Doch genauso wenig, wie sich in den letzten 20 Jahren außer vieler Worte wenig verändert hat, genauso wenig rechnet irgendjemand mit konkreten Ergebnissen oder gar Taten.