Ecoworks: Alte Gebäude werden mit einer zweiten Haut CO2-negativ

Ältere Gebäude mit einer energiesparenden Isolierung auszustatten ist oft kostspielig und zeitaufwendig. Das Startup Ecoworks will den Prozess effizienter und einfacher machen.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 16.05.22

Obwohl der Netto-Null-Status für viele Länder noch in weiter Ferne liegt, gibt es einen Konsens über die wesentlichen Maßnahmen auf dem Weg dahin. Neben einer klaren Energie-, Verkehrs- und Landwirtschaftswende kommen insbesondere Gebäude mit einem großen CO2-Fußabdruck daher. Um dem beizukommen müssen neue, moderne Wohnungen besser isoliert und energieeffizienter werden. Damit bleibt aber immer noch das Problem mit älteren Gebäude, dem Gebäudebestand.

Ältere Gebäude einfach abzureißen und durch neue zu ersetzen ist in vielen Fällen weder machbar noch wünschenswert. Daher steht die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden seit vielen Jahren ganz oben auf der Agenda der Klimaschutzmaßnahmen. Doch auch wenn viele Regierungen u.a. finanzielle Anreize bieten, alte Gebäude zu sanieren, ist dies für viele Hausbesitzer*innen wirtschaftlich schwer realisierbar. Außerdem ist davon auszugehen, dass viele Eigentümer*innen vor einer Sanierung zurückschrecken, da sich ihr Haus damit in eine Baustelle verwandelt.

Ecoworks ist ein in Deutschland ansässiges Startup, das die Isolierung aus einer anderen Perspektive betrachtet – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Anstelle der herkömmlichen Dämmung in den Wänden hat Ecoworks eine zweite Haut für Gebäude entwickelt, die leichter an der Außenseite von Häusern und Büros angebracht werden kann.

Das Verfahren ist maßgeschneidert und individuell für jedes Gebäude. Zuerst wird ein 3D-Scan des Gebäudes angefertigt, mit dem dann ein digitaler Zwilling erstellt wird. Daraus entwickelt das Unternehmen Pläne für Paneele, die mit Fenstern, Türen, Kanälen für Rohrleitungen und Sonnenkollektoren auf dem Dach ausgestattet sind. Diese Paneele werden dann von Robotern in der Ecoworks-Fabrik hergestellt und zum Gebäude transportiert, wo sie montiert werden.

Dieser Ansatz bietet mehrere Vorteile gegenüber den herkömmlichen Methoden. Am wichtigsten ist, dass der Großteil der Montagearbeiten außerhalb der Baustelle durchgeführt wird, was Unannehmlichkeiten für Mieter*innen und Eigentümer*innen sowie die Kosten verringert. Ecoworks geht davon aus, dass ihr Ansatz 80 Prozent weniger Arbeit erfordert, da der weitgehend nicht-invasive Montageprozess in der Regel nur wenige Wochen dauert.

Nach eigenen Angaben können die Methoden von Ecoworks die Energieeffizienz selbst alter Gebäude erheblich verbessern und sie sogar CO2-negativ machen. Bei einem Wohnhaus aus den 1930er Jahren wurde mit der neuen Außenhülle der Energieverbrauch von 450 Kilowattstunden pro Quadratmeter auf die Einspeisung überschüssiger Energie in das Netz umgestellt.

Derzeit funktioniert der Ansatz von Ecoworks am besten bei Gebäuden mit einer einfachen, relativ flachen Außenstruktur, wie zum Beispiel großen Plattenbauten. Das Team will seinen Ansatz jedoch soweit weiterentwickeln, dass auch komplexere Konstruktionen möglich sind, die sowohl für öffentliche Gebäude wie Schulen als auch für Einfamilienhäuser verwendet werden können.

Gebäude sind ein CO2-Schwergewicht: Das Bauen, Wärmen, Kühlen und Entsorgen unserer Häuser hat einen Anteil von rund 40 Prozent an den CO2-Emissionen Deutschlands. Unsere Klimaziele erreichen wir nur, wenn diese Emissionen massiv gesenkt werden.

Wie aber gelingt die nachhaltige Transformation der Gebäude und welche Rolle spielen digitale Lösungen dabei? Das RESET-Greenbook gibt Antworten: Gebäudewende – Häuser und Quartiere intelligent transformieren

Die Dämmung von Gebäuden ist nur ein Schritt, um unsere Häuser und Büros umweltfreundlicher zu machen. Ein weiterer ist der Einsatz neuer Technologien, einschließlich Software, die bei der Steuerung des Energieflusses von Gebäuden helfen kann. Wir haben bereits über andere „digitale Zwillinge“ berichtet, die dabei helfen, Bereiche in Gebäuden zu identifizieren, in denen Energieeinsparungen möglich sind, während neue Geräte aus dem Internet der Dinge, wie zum Beispiel intelligente Heizkörper, sich ohne menschliches Zutun selbst steuern können. Es werden auch neue intelligente Baumaterialien entwickelt, zum Beispiel Ziegel mit Solarzellen oder neue Dachmaterialien, die ein Haus automatisch heizen oder kühlen.

Neues intelligentes Dachmaterial reguliert Temperaturen in Gebäuden automatisch – emissionsfrei

Ein neues Dachmaterial kann dazu beitragen, Emissionen beim Heizen und Kühlen von Gebäuden das ganze Jahr über zu reduzieren.

Bauen, aber nachhaltig: Kann ein digital-gestütztes Wiederaufforstungsprojekt den Bausektor umstrukturieren?

Beton, Aluminium und Stahl sind wenig nachhaltige Baustoffe – insbesondere in feucht-warmen Klimaregionen. Ein Aufforstungsprojekt will nun die ökologische, ökonomische und soziale Komponente von Nachhaltigkeit im Bausektor kombinieren.

Ein New Yorker Projekt will die digitale Kluft mit kostenlosem, solarbetriebenem Wifi schließen

Während ein Teil der Weltbevölkerung immer mehr Lebensbereiche in den digitalen Raum verlagert, besteht die Gefahr, dass andere zurückbleiben. Selbst in den großen Metropolen gibt es Bezirke, die keinen Internetzugang haben. Ein Solarprojekt will das ändern.

Diese modernen, von Origami inspirierten Notunterkünfte können in Minutenschnelle aufgebaut werden

In der Katastrophenhilfe sind Lebensmittel, medizinische Versorgung und auch Unterkünfte gefragt. Ein in New York ansässiges Architekturbüro will letzteres einfacher und erschwinglicher machen.

Torge Peters
Neue RESET-Podcastfolge: Mit digitalen Tools zum klimaneutralen Gebäudesektor

Gebäude sind über ihren gesamten Lebenszyklus CO2-Schwergewichte. Das muss sich dringend ändern. Digitale Tools und Technologien können helfen, den Gebäudesektor zu transformieren. Hört selbst in Folge #9 von RESET Radio!

Torge Peters
Policy Brief: Digitalisierung im Gebäudesektor – Chancen und Herausforderungen für den Klimaschutz

Auch im Gebäudesektor wird zunehmend auf digitale Technologien gesetzt – aber führt ihr Einsatz tatsächlich den erhofften Einsparungen? Der Policy Brief nennt sinnvolle Anwendungsbereiche und wichtige Stellschrauben.

Jenga Green Library will Kenias Gebäude mit nachhaltigen Lösungen umgestalten

Ein mangelndes Bewusstsein, zu hohe Preise und schwer zugängliche Informationen behindern nachhaltiges Bauen in Kenia. Die Jenga Green Library könnte hier Abhilfe schaffen.

© TRIQBRIQ AG
Riesen-Lego aus Schadholz: Wie Triqbriq den Holzbau revolutionieren könnte

Was, wenn es ein Baumaterial gäbe, das umweltfreundlich ist, sich schnell verarbeiten lässt und auch noch vollständig und rückstandslos zurückbaubar ist? Diese Vorstellung ist längst keine Utopie mehr, wie diese neuartigen „Ziegelsteine“ beweisen.