Eins steht fest: Es gibt keinen Planet B. Die Erde ist der einzige Planet mit einer Umgebung, in der wir Menschen leben können. Aber wir hören nicht damit auf, unsere Welt mit gigantischen Mengen Müll zu verschmutzen – jedes Jahr kommen schätzungsweise 1,3 Milliarden Tonnen hinzu. Das meiste davon wandert auf Deponien, wo die Abfälle vergraben oder verbrannt werden. Aber große Mengen landen auch in unseren Ozeanen.
Warum beuten wir weiterhin die natürlichen Ressourcen der Erde aus, statt die Materialien wiederzuverwenden, die wir wegwerfen? Diese Frage stellte sich Javier Goyeneche. Ihn beschäftigte außerdem, dass die Modeindustrie selbst ebenfalls große Mengen an Müll verursacht. Goyeneche, der zuvor bei einem Accessoires-Unternehmen gearbeitet hatte, fasste den Entschluss, die Welt zu bereisen, um Upcycling-Initiativen kennenzulernen. In Südasien entdeckte er zum Beispiel ein Projekt, bei dem Frauen Teppiche aus PET stricken.
Goyeneche gründete mit Ecoalf sein eigenes Modelabel und eröffnete 2012 einen Laden im Stadtzentrum von Madrid. Inzwischen produziert das Unternehmen diverse Kollektionen von Kleidung über Schmuck bis hin zu Schuhen und ist in großen Kaufhäusern weltweit – von Italien bis USA – vertreten. Gerade hat Ecoalf auch einen Flagship-Store in Berlin eröffnet, bei dem Nachhaltigkeit ganz groß geschrieben wird: Die meisten Materialien, mit denen der Shop gestaltet wurde, sind recycelt, die Teppiche bestehen aus Algen und der Strom stammt natürlich aus erneuerbaren Energiequellen.

„Berlin ist eine Stadt, die unsere Werte und unsere Philosophie teilt, daher war es nur natürlich, dass unser erster internationaler Store hier seinen Standort haben würde“, so Carolina Álvarez-Ossorio, Global Communications Director bei Ecoalf. Der Berliner Laden lädt seine Besucher dazu ein, sich umfassend zum Thema Nachhaltigkeit zu informieren – nicht nur dazu, wie Ecoalf seine Kleidung herstellt, sondern auch zu Architektur, Gartenbau und unseren Ozeanen. „Es ist ein multifunktionaler Ort, wo Innovation, Nachhaltigkeit und Mode zusammengehen“, so Álvarez-Ossorio gegenüber RESET.
Ein Upcycling-Projekt für die Meere
Eines der wichtigsten Projekte der Ecoalf Foundation ist eine Kampagne zur Säuberung unserer Ozeane: Bei Upcycling the Oceans (UTO) arbeitet Ecoalf mit Fischern aus mehr als 30 verschiedenen Mittelmeerhäfen in Spanien zusammen, um Abfälle aus den Meeren zu recyceln. Der Müll, den die Fischer in ihren Schleppnetzen finden, landet dazu in Containern von Ecoalf und wird anschließend von einem kooperierenden Abfall-Unternehmen getrennt. Aus dem PET wird Kleidung hergestellt – vollständig „made in Spain“. Da Ecoalf jedoch nur einen kleinen Teil des Mülls, den die Fischer in ihren Netzen finden, zur Herstellung nutzen kann (das PET), werden die restlichen Abfälle entsprechend nachhaltig entsorgt.

„Der Müll an Land wird meistens gut gemanaged, wohingegen der Meeresboden voller Abfälle ist – und es gibt keine Richtlinien, wie damit umgegangen werden soll“, so Álvarez-Ossorio gegenüber RESET. An dieser Stelle will „Upcycling the Oceans“ einen Beitrag leisten. Das Ziel ist, „Upcycling the Ocean“ an der gesamten spanischen Mittelmeerküste umzusetzen. Das Projekt ist bereits auch nach Asien expandiert: Auf mehreren thailändischen Inseln arbeitet „Upcycling the Ocean“ sowohl mit Fischern als auch mit Tauchern zusammen.
Wer ein Kleidungsstück von Ecoalf kauft, der bekommt über ein Etikett umfassende Informationen zu dessen Produkteigenschaften und Herkunft. Das Modeunternehmen will damit ein Bewusstsein für das Thema schaffen. Gleichzeitig gehören eine hochwertige Verarbeitung und die Sicherstellung von Nachhaltigkeit entlang der gesamten Produktionskette zu den Unternehmenszielen. Daher bemüht sich Ecoalf, den gesamten Prozess so lokal wie möglich zu halten. So wird zum Beispiel der in Thailand gefundene Müll auch dort zu Kleidungsstücken verarbeitet.
Darüber hinaus bemüht sich das Unternehmen stetig, neue Wege und innovative Technologien zu erschließen, um Textilien aus Abfällen herzustellen und so einerseits Ressourcen wiederzuverwenden und andererseits die Abfälle zu reduzieren. Denn, so das Motto von Ecoalf: „Es gibt keinen Planet B.“
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.