Durchbruch bei Zucht von Korallen könnte zur Rettung der Riffe beitragen

In Florida ist es erstmals gelungen, Kaktuskorallen im Labor zu züchten. Dies könnte helfen, Lücken in beschädigten Riffen wieder zu füllen.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 25.05.20

Coral reefs around the world are increasingly threatened by climate change and environmental stress. According to Reefs at Risk Revisited, around 75 percent of all coral reefs are threatened – and 25 percent are already damaged beyond repair. Also under immediate threat is the Great Florida Reef, the only living coral barrier reef on the North American continent and the third largest barrier reef in the world. Warmer water, sewage pumps, human marine activity and stormy weather have further increased damage to the reefs and the number of living corals has declined by 10 percent in recent years. For some particularly endangered coral species such as elkhorn and staghorn corals, this figure is as high as 93 to 98 percent.

However, an innovative marine research institute in Tampa, Florida has developed new techniques for preserving the corals: The Florida Aquarium has succeeded for the first time in artificially growing corals that normally live in the Atlantic Ocean in a laboratory setting. The Florida Fish and Wildlife Conservation Commission and NOAA Fisheries (National Oceanic and Atmospheric Administration National Marine Fisheries Service) also contributed to this success .

Um den Fortpflanzungszyklus der Korallen zu stimulieren, müssen verschiedene Umweltbedingungen präzise erfüllt werden, zu denen Faktoren wie Wassertemperatur, Gezeiten, Sonnenauf- und -untergänge gehören. All diese Prozesse in einer künstlichen Umgebung korrekt zu reproduzieren, ist also keine leichte Aufgabe. Das hochentwickelte Labor des Florida Aquariums hat nun jedoch genau das geschafft. Dabei werden die „Korallenpfleglinge“ in Gewächshäusern untergebracht, um einen natürlichen Tag-Nacht-Zyklus zu gewährleisten, während die Temperatur das ganze Jahr über genau kontrolliert wird, um ideale Bedingungen für die Zucht nachzuahmen.

Der erste Durchbruch gelang im August 2019, als es dem Labor erstmals auf der Welt glückte, atlantische Korallen zu züchten, insbesondere die stark gefährdete Säulenkoralle (zuvor konnte das Horniman Museum in London bereits pazifische Korallen züchten). Im April 2020 konnte an diesem Erfolg angeknüpft werden: mit der Zucht der Kaktuskoralle (Mycetophyllia lamarckiana).

Diese Entwicklung ist insofern besonders wichtig, da der Lebenszyklus der Kaktuskoralle nicht vollständig verstanden wird, was Versuche zum Schutz dieser bedrohten Art erschwert hat. Mycetophyllia lamarckiana ist eine sogenannte brütende Koralle, was bedeutet, dass nur ihre Spermien – und nicht ihre Eier – ins Wasser gelangen. Stattdessen findet die Befruchtung und Larvenentwicklung innerhalb der Elternkoralle statt, die dann ausgewachsene Larven freisetzt. Brütende Korallen setzen im Allgemeinen weniger, aber größere Larven frei, wobei die vom Florida Aquarium gezüchteten Larven zu den größten gehören, die jemals erfasst wurden. Nach der Freisetzung tragen die Larven die symbiotischen Algen der Elterntiere auf sich, was für ihr Überleben und die Schaffung neuer Riffe essenziell ist.

Vor diesem Durchbruch im Labor waren die Larven der Kaktuskoralle noch nie fotografiert worden, und auch der Zeitpunkt der Freisetzung der Larven wurde noch nie aufgezeichnet. Dies macht Hoffnung, dass die neuen Erkenntnisse dazu beitragen, dass Forschende diese wichtigen Elemente des marinen Ökosystems besser verstehen und so schützen können.

„Das Florida Aquarium hat sich der Pflege bedrohter Korallenarten und der Durchführung wesentlicher Initiativen verschrieben, die dazu beitragen, dass wir den Florida Reef Tract wiederherstellen können“, erklärte Dr. Debborah Luke, Leiterin der Naturschutzabteilung des Aquariums. „Unser Korallenschutzprogramm verwendet einen wissenschaftlich fundierten, wirkungsorientierten Ansatz, um die genetische Vielfalt des Korallennachwuchses zu erhöhen, die Reproduktionsraten zu maximieren und die Gesundheit der Korallen zu fördern.“

Schäden an Barriereriffen haben zur Folge, dass Korallen bestimmter Arten oft zu weit voneinander entfernt sind, um sich noch fortzupflanzen. Aber vielleicht gelingt es dem Florida Aquarium durch den Einsatz dieser Technologie ja, sogenannte „Korallenbögen“ zu produzieren, die aus gefährdeten Arten wie Säulenkorallen und Diademseeigeln bestehen, und die dann in die freie Natur gesetzt werden können, um neue Korallenkolonien anzustoßen und diese Lücken zu schließen.

Die Gesundheit der Korallenriffe ist für das langfristige Überleben aller marinen Ökosysteme von zentraler Bedeutung. Denn obwohl nur zwei Prozent des Meeresbodens von Korallenriffen bedeckt sind, erhalten sie rund 25 Prozent des gesamten marinen Lebens und dienen als wichtige Kinderstube und Brutstätten für eine Vielzahl von Arten. Für den Erhalt der Korallenriffe sind wirksame Maßnahmen, um den Klimawandel aufzuhalten, unerlässlich. Ohne diese können Korallenriffe auch nicht mit künstlicher Korallenzucht gerettet werden.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Website.

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