Drohnen – fliegende Helfer für eine nachhaltige Entwicklung

Drohne – dieses Wort ist gleich mit einer ganzen Reihe an Bildern und Assoziationen belegt, die in den meisten Fällen von dem massiven Einsatz von Drohnen in der militärischen Kriegsführung herrühren dürften. Dennoch sind diese „unbemannten Flugobjekte“ wie sie mittlerweile häufiger bezeichnet werden, heutzutage immer mehr im Einsatz für die „gute Sache“.

Autor*in , 13.08.15

Drohne – dieses Wort ist gleich mit einer ganzen Reihe an Bildern und Assoziationen belegt, die in den meisten Fällen von dem massiven Einsatz von Drohnen in der militärischen Kriegsführung herrühren dürften. Dennoch sind diese „unbemannten Flugobjekte“ wie sie mittlerweile häufiger bezeichnet werden, heutzutage immer mehr im Einsatz für die „gute Sache“. Katastrophenhelfer, Umweltschützer und andere findige Aktivisten haben die Potenziale von Drohnen erkannt und nutzen die Technologie für eine nachhaltige Entwicklung.

Laut eines UN-Reports stieg die Zahl der Länder, die Drohnen für militärische, kommerzielle oder zivile Zwecke nutzen von weltweit 41 in 2004 auf über 76 Länder im Jahr 2011 an. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die Potenziale von Drohnen auch jenseits von Militär und Krieg nutzbar machen lassen und die Flugkörper dabei vor allem eines sind: erstklassige Technologie; kompakt und mobil. Mit modernster Technik können Drohnen heute im Einsatz gegen Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeit sein. Sie sind Nachrichtenübermittler, Katastrophenhelfer, Sicherheitswachmann und sogar Radio-Station … und für weniger als 300 Dollar kann mittlerweile jeder von uns eine von ihnen besitzen.

Angesichts der rasanten technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Drohnen-Technologie und der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, wollen wir einen Blick auf die Dynamik dieser Entwicklung werfen und sehen, welchen Einfluss sie sozial wie auch ökonomisch und ökologisch haben kann. Drohnen sind in ihrem Einsatzgebiet gewissermaßen zwischen Technologien am Boden und der Satellitentechnik im All anzusiedeln und füllen damit eine Lücke. Sie ermöglichen einen schnellen Zugriff aus der Ferne auf entlegene Regionen und unterstützen Aktivisten, Wissenschaftler und Hilfskräfte dabei, etwa nach Katastrophen, einen Überblick über das betroffene Gebiet zu bekommen, ohne sich dabei mit Bodenteams in Lebensgefahr zu bringen. Abgesehen von der Beobachtung und Überwachung von einzelnen Gebieten, können Drohnen auch dabei helfen, Medikamente zu liefern und  sogar Bäume zu pflanzen.

Was sind Drohnen?

Ursprünglich für den Militäreinsatz gedacht, wurden Drohnen entwickelt, um in Kriegsgebieten als unbemannte Flugkörper aus der Luft anzugreifen und damit den gefährlichen Einsatz von Luftstreitkräften obsolet zu machen. Rückendeckung bekam die Technologie zwar von einigen Politikern, die auf die „Präzision im Einsatz“ mit Drohnen verwiesen, dennoch gerieten Drohnen in der öffentlichen Meinung schnell in Verruf und gelten seither als Scharfschützen, die aus der Luft Menschenleben beenden und dabei aus sicherer Entfernung gesteuert werden. Dieser Einsatz macht sie bis heute zu einer äußerst kontrovers diskutierten Erfindung.

Die Wortbedeutung von Drohne im deutschen Sprachgebrauch ist geprägt von eben dieser Entwicklung und man spricht im Allgemeinen von „unbemannten militärischen Aufklärungs- und Kampfflugzeugen“. Das Militär hingegen fasst Drohnen international eher unter den Abkürzungen UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) oder auch RPAS (Remotely Piloted Aerial Systems) zusammen und legt dabei den Schwerpunkt auf die unbemannte Steuerung der Flugkörper. Die UN hat derweil für Drohnen, die im Bereich Umwelt- und Naturschutz agieren, den Begriff „eco-drones“ eingeführt und bringt dabei einen neuen Fokus in den Diskurs ein. In der (medialen) Öffentlichkeit spricht man explizit über „zivile Drohnen“, sofern es sich um einen nicht-militärischen Einsatz der Fluggeräte handelt.

Angesichts dieser verschiedenen Begriffe wird schnell klar, dass spätestens seit der zivilen Nutzung von Drohnen neue Definitionen die alten ablösen müssen und werden. Laut Michael Perry, Geschäftsführer des Drohnenherstellers DJI, können Fluggeräte als Drohne verstanden werden, wenn sie über ein bestimmtes Level an Autonomie verfügen, dass heißt, wenn sie „selbstständig ohne einen Piloten navigieren, fliegen oder schweben“ können. Folgt man der Definition von Perry, wären Drohnen, die einer Kontrolle durch eine Person unterliegen streng genommen also keine Drohnen. Kleinere Drohnen, die jeder käuflich erwerben kann und die sich wie ein ferngesteuertes Flugzeug lenken lassen, werden auf Grund ihrer Optik meist als Quadrocopter bezeichnet. Sie sind demzufolge also eine Art Mini-Helikopter mit vier Propellern bzw. Rotoren.

Ob nun Quadrocopter, Drohne oder unbemanntes Flugobjekt, sie alle können als eine Art „fliegende Roboter“ gesehen werden. Fest steht, dass ihre neuartige Technologie in den vergangenen Jahren in ihrer Entwicklung mächtig an Fahrtwind gewonnen hat und immer mehr Anhänger findet. In diesem Artikel soll der Fokus auf unbemannten Flugzeugen liegen, die im Einsatz für Umwelt und Natur und eine nachhaltige Entwicklung im Allgemeinen sind.

Wie arbeiten Drohnen?

Der Vorläufer heutiger Drohnen, das ferngesteuerte Fluggerät, wurde erstmals 1898 von niemand geringerem als Nicola Tesla patentiert, der wiederum selbst als Pionier auf dem Gebiet der Elektrotechnik  in die Geschichte eingehen sollte. Vijay Kumar von der School of Engineering and Applied Sciences der Universität von Pennsylvania, gibt in diesem TED Talk einen Überblick darüber, wie ein ferngesteuerter Quadrocopter technisch funktioniert. So viel sei gesagt: Mit Hilfe von vier rotierenden Propellern erhebt sich der Quadrocopter und schwebt so parallel über dem Boden. Die Rotationsgeschwindigkeit der Propeller hängt dabei mit der Höhe des Quadrocopter zusammen: rotieren sie schneller, fliegt er weiter oben, rotieren sie langsamer, senkt er sich ab. Nach rechts oder links bewegt er sich, wenn mindestens zwei der Propeller unterschiedlich schnell rotieren.

Für einen Drohnen-Piloten gibt es mehrere Möglichkeiten, mit dem Fluggerät per Fernsteuerung in Kontakt zu treten. Dies kann bei großen Flugobjekten über Radiowellen geschehen oder in anderen Fällen auch per Smartphone via WIFI, um nur zwei Beispiele zu nennen. Abhängig davon, wie komplex eine Drohne aufgebaut ist, kann sie um verschiedenste Funktionen wie zum Beispiel einen GPS-Chip, spezielle Sensor-, Infrarot- oder Messtechnik und auch um Kameras erweitert werden. Mit ihren Fähigkeiten, Gebiete aus unterschiedlichen Blickwickeln und mit hochauflösenden Fotos zu erfassen, eigenen sich Drohnen darüberhinaus ideal, um exakte 3D-Modelle von Landschaften zu erstellen.

Drohnen sind im Grunde kleine Alleskönner. Sie können in kürzester Zeit in entlegene Regionen vordringen, Daten über diese sammeln und auch kleinere Pakete unabhängig von vorhandener Infrastruktur am Boden per Luftpost transportieren. Diese multiplen Talente blieben auch Aktivisten und NGOs nicht verborgen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung engagieren.

Für Helfer und Aktivisten ist es oftmals schwierig, mit den Gegebenheiten vor Ort zu arbeiten. Vor allem bei der Durchführung großer Projekte, leiden die Organisationen oft unter den immensen Kosten und der nicht vorhandenen Infrastruktur und gehen bei ihrer Arbeit oftmals ein hohes Risiko ein. Insbesondere in Katastrophengebieten, beim Thema Artenschutz und in Krisengebieten können Drohnen den Einsatzkräften vor Ort eine große Hilfe sein, indem sie etwa Risiken minimieren und Ressourcen einsparen. Je nach Aufgabengebiet und Ausstattung, unterteilen wir in diesem Artikel Drohnen in folgende drei Kategorien: Überwachung und Kartierung; Transport; und Drohnen, die als Werkzeuge oder Geräte verwendet werden.

Den Kopf in den Wolken: Überwachung und Kartierung

Eines der größten Einsatzgebiete für Drohnen ist der Bereich Überwachung und Kartierung. Die Gründe, weshalb Drohnen hierfür so häufig eingesetzt werden, sind zum einen ihre Wendigkeit und die Fähigkeit, auch innerhalb von Wolken sicher und dabei unbemerkt zu fliegen und zum anderen ihre hochauflösenden und variablen Kamerasysteme. Die Überwachung per Drohne kann insbesondere beim Schutz von Natur und Umwelt nützlich sein und eignet sich darüberhinaus perfekt, um illegale Abholzungen etwa in den Wäldern Südostasiens zu entdecken. Drohnen sind dazu in der Lage, riesige Gebiete in Echtzeit zu überwachen (z.B. Schutzgebiete, landwirtschaftliche Nutzflächen und Krisenherde) und sind nicht zuletzt auch deshalb verstärkt auch für Journalisten interessant.

Landwirtschaft

Roboter sind preiswerte Arbeitskräfte und in einigen Fällen der menschlichen Arbeitsleistung in Schnelligkeit und Präzision weit überlegen. 2010 etwa wurden geschätzte 70 Prozent der Bilder von Satelliten geschossen, die als Grundlage für die Verteilung von Subventionen in der Landwirtschaft der EU dienten. Auch wenn Satelliten große Gebiete durchaus detailgetreu abfotografieren können, sind die Bilder nicht immer präzise. Wolken und Schatten, etwa von großen Bergen, machen genauen Satellitenbildern zeitweise einen Strich durch die Rechnung. Auf Grund ihrer Größe und Aerodynamik fliegen Drohnen im Vergleich zu Satelliten in sehr viel niedrigeren Höhen und können darüberhinaus aus verschiedenen Blickwinkeln fotografieren.

Die Europäische Union experimentiert bereits mit dem Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft und arbeitet an konkreten Projekten in Südfrankreich und Norditalien, wobei es um die Bezuschussung von Landwirten mit EU-Geldern geht. Auch die Landwirte selbst dürften an einer Nutzung von Drohnen interessiert sein, um ihre Nutzflächen zu kontrollieren. Aktivisten und Tierschutzorganisationen hingegen könnten sie nutzen, um die Acker- und Weideflächen zu überfliegen und einen eventuellen Missbrauch von Nutztieren aufzudecken.

Journalismus

Unbemannte Fluggeräte sind für Journalisten vor allem wertvoll, weil sie einen Zugriff auf mitunter weit entfernte Regionen bedeuten. Derzeit gibt es bereits einen „Reporter-Quadrocopter“, der für etwa 15 Minuten eine Art Liveschaltung übertragen kann und mit rund 50 km/h dabei bereits ziemlich schnell unterwegs ist. Seine Einsatzgebiete könnten zukünftig zum Beispiel Krisengebiete oder auch Sperr-Zonen sein, die etwa auf Grund eines nuklearen Unfalls zu gefährlich sind, um sie als Reporter zu bereisen.

Durch den sinkenden Kaufpreis und einer damit einhergehenden Konsumsteigerung im Bereich der kameratragenden Drohnen, könnte eine völlig neue Art des zivilen Journalismus entstehen. Ein demokratisch funktionierender Journalismus, an dem jeder von überall aus teilhaben kann. Eine derartige Demokratisierung ursprünglicher Überwachungstools wird hierzulande auch mit dem Begriff der Unterwachung (als Gegenstück zur Überwachung) bezeichnet. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Fall des Occucopters. Als die Polizei während der Occupy-Wall-Street-Proteste von 2011 in New York jegliche Berichterstattung blockierte, benutzte der Demonstrant Tim Pool seine Parrot AR Drone (Spitzname: Occucopter) als journalistisches Instrument – entgegen der polizeilichen Pressezensur. Pool filmte die Proteste mithilfe seiner Drone nicht nur, sondern streamte die Aufnahmen live über das Internet und schaffte so Transparenz. Natürlich stellt sich hierbei die Frage nach dem illegalen Eingriff in die Privatsphäre Dritter. Fakt ist jedoch, dass die sinkenden Kosten für Drohnentechnologie Anlass zur Hoffnung geben könnten, dass man bald von weiteren Drohnen-Projekten á la Occucopter hört.

Landmanagement

Die Schweizer Non-Profit-Organisation Drone Adventures benutzt Drohnen für Landschaftsaufnahmen in schwerzugänglichen Entwicklungsregionen. In einem der derzeitigen Projekte werden Drohnen eingesetzt, um beispielsweise die Savannen Namibias zu überwachen. Mithilfe von Multispektralkameras werden vor allem die Bestände seltener Pflanzen- und Tierarten überwacht. Drohnen sollen ein integratives Monitoring ermöglichen, das einen nachhaltigeren Ressourcenumgang und effektiveren Naturschutz in Namibia mit sich bringen soll.

Und auch Bildungsinstitutionen haben sich bereits ausschließlich auf genau dieses Thema fokussiert. Ein Beispiel wäre die Universität im holländischen Wageningen. Dort wurde eine Fakultät namens Unmanned Aerial Remote Sensing Facilty (UARSF) errichtet, in deren Forschung und Lehre es speziell um Drohnentechnologien im Bezug auf Land- und Wassermanagement geht.

Entwaldung und Naturschutz

Drohnen kommen zudem als Helfer im Kampf gegen illegale Abholzung und industrielle Entwaldung zum Einsatz. Im peruanischen Amazonasgebiet, in dem seit 2011 jedes Jahr bis zu 113.000 Hektar Wald gerodet werden, zählt diese rasante Abholzung  zu den bedrohlichsten Faktoren für die dortigen Ökosysteme. Auch die Gesundheit der dort lebenden Menschen wird durch die Entwaldung negativ beeinflusst. Ein internationales Forscherteam aus den USA, Frankreich und Peru fand 2011 heraus, dass große Landflächen des peruanischen Amazonas aufgrund von Goldabbauarbeiten abgeholzt wurden. Das im Bergbau benutzte, hochgiftige Quecksilber gelangte im Rahmen der Abbauarbeiten in das Grundwasser. Die ansässigen Bewohner litten durch den Konsum des verseuchten Wassers an lebensbedrohlichen Quecksilbervergiftungen.

Auch im Bezug auf den leider oft lukrativen, illegalen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten können Drohnen durchaus hilfreich sein. So werden heute mithilfe von UAVs Wilderer aufgespürt und Tierbestände gezählt. Im Rahmen der Wildlife Conservation UAV Challenge beispielsweise werden Erfindertypen weltweit um Rat gebeten, ein Konzept zu entwickeln das schwere Naturverbrechen (vor allem illegale Wilderei) im Kruger Nationalpark (Südafrika) einschränken könnte. Die Aufgabe ist es, eine Drohne unter 3000$ zu entwickeln, die besondere Fähigkeiten hat. Das könnten etwa eine stundenlange Laufzeit sein oder die Möglichkeit, per Kommunikationstechnologie in Kontakt mit den lokalen Behörden zu treten.

Katastrophenhilfe

In Bosnien und Herzegowina befinden sich nach wie vor ca. 120.000 Landminen unter der Erde – Überreste des Bosnienkrieges. Obwohl der Konflikt bereits vor zwei Jahrzehnten beendet wurde, fordern unentdeckte Landminen dort jedes Jahr im Durchschnitt zwanzig Menschenleben. Die Europäische Union entwickelte anlässlich dieses Umstands und der starken Überschwemmungen im Mai 2014 die Projekte ICARUS und TIRAMISU. Unzählige Landminen wurden durch die Fluten von ihrem vorherigen Standort weggeschwemmt oder weiter an die Erdoberfläche gespült. So entstanden völlig neue Minenfelder, die für die in der Region lebenden eine ernstzunehmende Gefahr darstellen. Mit ICARUS und TIRAMISU suchten Drohnen nun einerseits nach Überlebenden des Hochwassers und spürten andererseits Minen auf. Während ihres Einsatzes erstellten und sendeten die Drohnen darüberhinaus Schadensberichte, detaillierte Landkarten und Bilder, die die Suche nach Landminen erleichtern sollten.

Immer wieder werden Drohnen nach Katastrophen eingesetzt. Sie sammeln Daten, die den Einsatzkräften helfen sollen, ihre Wiederaufbau- und Hilfsstrategien effizienter planen zu können. Anhand einer Software, erstellte beispielsweise die Non-Profit-Organisation Drone Adventures 3D-Modelle verseuchter oder durch Naturkatastrophen zerstörter Landschaften. Hierzu gehören unter anderem Modelle von Fukushima (Japan), das an den Folgen des atomaren Desasters 2011 leidet, oder von Teilen Haitis, das nach wie vor mit den Folgen des schweren Erdbebens von 2010 kämpft.

Frachtverkehr: Per Flugobjekt von A nach B

Vor allem der Konzern Amazon machte in den letzten Monaten von sich reden, ging es um das Thema Drohnen als Paketzusteller. Vor allem aber in Entwicklungsländern und in Bezug auf Nahrung und Medizin, könnte der Einsatz dieser neuartigen Versandmethode interessant werden. Im Frühjahr 2014 kontaktierte die Organisation Ärzte ohne Grenzen eine in Silikon Valley ansässige UAV-Firma namens Matternet. Gesucht wurde nach einer Alternative, um Tuberkulose-Diagnosetests innerhalb Papa Neuguineas zu transportieren, da sich das dortige Straßennetz in einem sehr schlechten Zustand befindet. Matternet, ein Privatunternehmen das Drohnen für den alleinigen Zweck der Entwicklungshilfe produziert, führte bereits Pilotprojekte in Kooperation mit Ärzte ohne Grenzen und der Weltgesundheitsorganisation in Bhutan durch. 2015 entwickelte Matternet schließlich eine Drohne namens Matternet ONE. Diese wurde ausschließlich für Zwecke des Transports von Objekten entworfen und wird im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen.

Im Normalfall gilt: Je länger die Flugzeit einer Drohne andauern soll, desto größer müssen die eingesetzten Batterien sein, um das Flugobjekt mit der benötigten Strommenge zu versorgen. Hierbei ist zu beachten, dass Drohnen ab einer bestimmten Batteriegröße und dem damit zusammenhängenden Gewichtszuwachs nicht mehr abheben können. Hieraus ergibt sich, dass Matternet in Papa Neuguinea verschiedene Landestationen errichten musste. Diese fungierten als Punkte, an denen die Pakete von Drohnen entweder abgeladen oder aufgenommen werden konnten. Multiple Drohnen fliegen also jeweils kürzere Distanzen und ergänzen sich durch ein System verschiedener Ab- und Einladepunkte. Schon jetzt ist Matternet nicht mehr allein auf dem Markt für Frachtdrohnen. Der Hersteller Flirtey, ist der erste legale Anbieter, der erfolgreich Medikamente innerhalb US-Amerikanischer Staaten transportiert.

Doch speziell in Gegenden mit schlechter Infrastruktur sind es Drohnen, die lokalen Gemeinden notwendige Produkte schnell und relativ preiswert liefern können. Dies gilt z.B. für die meisten Regionen in Afrika, in denen Lieferdrohnen zukünftig eine Lösung für die immensen infrastrukturellen Problemen bieten könnten. Derartige Lösungen wären zudem kosteneffizienter als traditionelle Infrastrukturentwicklungen.

Aktiv in Bodennähe: Drohnen als Werkzeuge

Je nach eingebauter Software und Gerätschaften können Drohnen neben ihrer Fähigkeit als Überwacher oder Transporteure auch für Anwendungen nahe des Bodens eingesetzt werden. Anhand folgender Fälle wird deutlich, wie Drohnen den Menschen bei Bodenarbeiten unterstützen können.

Präzisionslandwirtschaft und Forstwirtschaft

Ben Gielow, Sprecher der Association for Unmanned Vehicle Systems International, sagte, dass sich die Landwirtschaft in Zukunft als dominantester Markt für den Einsatz von Drohnen entwickeln wird. Wie Satelliten können auch Drohnen Landwirten im Bereich der sog. Präzisionslandwirtschaft durch das Bereitstellen verschiedener Geodaten behilflich sein. Im Gegensatz zu Satelliten sind Drohen auf diesem Bereich jedoch die deutlich billigere Alternative und arbeiten oftmals präziser. Drohnen analysieren Veränderungen auf den Feldern und identifizieren sogenannte Hotspots. Diese zeigen Landwirten „sensible“ Standorte, auf den von ihnen bewirtschafteten Feldern auf und ermöglichen so, durch gezieltere Bewässerung oder Düngung, höhere Ernteerträge. Zudem ergeben sich durch Präzisionslandwirtschaft ökologische Vorteile. So ist es beispielsweise wesentlich naturschonender Dünger oder Pflanzenschutzmittel punktuell und zeitbegrenzt zu verwenden, statt präventiv ganze Felder zu besprühen.

In Rahmen anderer Projekte gibt es Pläne, Drohnen für die Wiederaufforstung einzusetzen.  Drohnen fliegen hier in geringer Höhe über dem Boden und erstellen aus den gesammelten Geodaten 3D-Modelle der Region. Anschließend werden sie mit kleinen Kapseln beladen. Jene Kapseln enthalten gekeimte Samen. Aus einer maximalen Flughöhe von 2 Metern „feuern“ Drohnen das Samen-Gemisch in den Boden. Die Kapseln zerbrechen und das Gemisch ist bereit, um Wurzeln zu schlagen. Nach der Pflanzphase werden die Drohnen benutzt, um das Gebiet zu überwachen und den Wachstumsprozess der Keimlinge durch Zugabe zusätzlicher Bodennährstoffe zu unterstützen.

Katastrophenhilfe

Der Zugang zu Katastrophengebieten kann für Hilfsgruppen oftmals sehr schwierig und gefährlich sein. Auch in solchen Fällen können Drohnen als eine Art Ersteinsatzhelfer verwendet werden. Sie können eingesetzt werden, um etwa vermisste Personen zu orten, die unter Objekten als Folge eines Autounfalls oder Hauseinsturzes begraben liegen. Nachdem jemand geortet wurde, kommuniziert die Drohne direkt mit der zugehörigen Rettungsstation. Diese Drohnentypen sind zudem ausgestattet mit Sensoren, die Temperatur und Feuchtigkeit während der Ortungsmission messen. Da die Sensoren sogar in Fällen funktionieren, in denen die Drohnen mit bis zu 2 cm Asche bedeckt sind, eignen sich jene Flugobjekte vor allem auch bei Rettungsaktionen nach einem Vulkanausbruch.

Medizinischer Service

An der Technischen Universität Delft (Niederlande), entwickelte der Industriedesignstudent Alec Momont die Ambulance Drone, einen kleinen Helikopter der nach einem Notruf über die nationale Notrufnummer zu einem bestimmten Unfallpunkt fliegt. Neben dem Fakt, dass die Ambulance Drone schneller vor Ort ist, bringt sie eine Art Erste-Hilfe-Paket (u.a. mit einem Defibrillator) mit, das sich an der Unfallstelle befindliche Personen zu Nutze machen können. Nach Angaben des Jungakademikers fliegt die Ambulance Drone bis zu 60 kmh schnell und weist somit eine durchschnittliche Flugzeit von 2 Minuten bis zur Unfallstelle auf. Diese Spitzenzeit unterscheidet sich deutlich von der eines Fahrzeugs, das in der gleichen Situation statistisch etwa 10 Minuten bräuchte. Obwohl die Drohne bislang nicht benutzt wird, gelangt sie hoffentlich in weniger als fünf Jahren auf den Markt. Momont stellt sich eine ähnliche Konzeption vor, in der Drohnen als ambulante Erstversorger Sauerstoffmasken tragen und somit Menschen im Falle von Großbränden helfen könnten.

Die Kehrseite: Elektroschrott, Nachhaltigkeit und Privatsphäre

Drohnen besitzen durchaus das Potenzial, sie für gute Zwecke einzusetzen. Falls sich die Entwicklung und der Verkauf der Flugkörper jedoch weiterhin so rasant entwickelt, sollte man nicht nur nach den Fähigkeiten der Geräte fragen, sondern auch an die damit verbundenen ökologischen Folgen denken. Wer produziert Drohnen und welche Materialien werden verwendet? Sind die eingesetzten Stoffe nachhaltig? Was passiert überhaupt mit ausrangierten Drohnen? Werden sie zu Elektroschrott?

Viele Drohnen werden stromtechnisch durch Batterien versorgt. Es gibt jedoch Fortschritte im Bereich umweltfreundlicher Drohnentechnologie. So fliegt die von Google hergestellte Drohne Titan-Solara-50 mit Solarenergie. Leider stürzte ein Prototyp der Internet-Drohne 2015 bei Testflügen über New Mexico ab. Warum die Drohne abstürzte ist bisher unklar und somit bleibt auch die Frage, ob Drohneneinsätze auf erneuerbaren Energieformen basieren können, offen. Klar ist, dass nach dem jetzigen Entwicklungsstand im Bereich der Solarenergie, die benötigten Zellengrößen, die z.B. für Quadcopter-Einsätze erforderlich wären (etwa eine Spannweite von 50 Metern), die Flexibilität der Geräte deutlich einschränken würde. Die rasanten Fortschritte innerhalb der Drohnenentwicklung geben jedoch Anlass zur Hoffnung, dass bald auch umweltfreundlichere Gerätschaften ihre Wege in die internationalen Märkte finden.

Die Notwendigkeit regulativer Konzepte

Heutzutage kann so gut wie jede Privatperson eine Drohne kaufen und benutzen. Die ethischen und legalen Folgen dieser Entwicklung wurden bereits im Rahmen eines Peacekeeping-Reports der Vereinten Nationen (UN) diskutiert. Obwohl die UN einen Einsatz von Drohnen v.a. in Entwicklungs- und Friedensmissionen befürwortet, müssen Drohneneinsätze von Beginn an transparent verlaufen. In einem Policy Paper (Unmanned Aerial Vehicles in Humanitarian Response) äußerte die UN Bedenken bezüglich der Drohnenmissionen in Konfliktzonen. Das Grundsatzpapier plädiert für ethische Abkommen, die für ein erhöhtes Engagement von Drohnenproduzenten innerhalb des Entwicklungssektors (im Gegensatz zum Militärsektor) sorgen. Neben den technologischen Vorzügen, gab die UN einen Ausblick, dass der Einsatz kleiner Drohnen bei humanitären Einsätzen zu einer verbesserten Kooperation zwischen den beteiligten Helfern und lokalen Gemeinden führen könnte.

Ein weiterer Report analysiert das Thema der Datensammlung und des Datenmanagements und kommt zu dem Schluss, dass die Herstellung, der Export und die Lizensierung von Drohnen auf globaler Ebene reguliert werden muss. Vor allem in Bereichen wie Datenzugang und –speicherung müsse reguliert werden, um „sicherzustellen, dass Einsatzzwecke ethischer und legitimer Natur entspringen und keineswegs die Öffentliche Sicherheit und Privatsphäre gefährden“.

Eine Debatte, geführt von der Europäischen Kommission, um einen gemeinsamen Katalog mit Regeln zur Sicherheitsbestimmung 2016 zu erarbeiten, ist bereits im Gange. Die Hauptmotivation ist hierbei eine Lockerung der Regularien für Drohneneinsätze für gute Zwecke und im zivilen Bereich. Eine internationale Verbindung, bestehend aus Piloten des dem humanitären und privaten Bereichs, wurde bereits unter dem Namen UAViators gegründet. Das Netzwerk ist ein freiwilliger Zusammenschluss und basiert auf einem Verhaltenskodex, der den verantwortungsvollen Umgang mit unbemannten Flugkörpern im humanitären Bereich betrifft.

Ausblick

Es gibt verschiedenste Beispiele, wie Drohnen in Entwicklungsprojekten eingesetzt werden können. Dies verdeutlicht die vielfältigen positiven Möglichkeiten, die UAVs für den guten Zweck mit sich bringen. Ihre Fähigkeit, Daten über eine bestimmte Region in Rekordzeit und zu minimalen Kosten zu sammeln und weiterzuleiten, ist bisher einmalig. Speziell diese Fakten lassen eine Erweiterung der Drohnentechnologie als aktives Werkzeug humanitärer und umweltschützender Maßnahmen als höchst sinnvoll erscheinen. Technische Fortschritte im Drohnenbereich entwickeln sich jedoch rasanter, als die Regularien über den verantwortungsbewussten Umgang mit UVAs. Regulative Konzepte sind notwendig und dazugehörige Debatten öffentlicher Institutionen wie der UN, müssen vor allem auch über Themen wie Datensicherheit und Privatsphäre auf globaler Ebene geführt werden.

Dieser Artikel erschien in der Artikel-Serie für unser RESET-Spezial Drones and Satellites for Good – Wie Drohnen und Satelliten die Welt retten. 
Vom Weltmeer bis zum Weltall – die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen und Satelliten sind schier unbegrenzt. Unbemannte Luftfahrzeuge werden längst nicht mehr nur in Kriegsgebieten von der Rüstungsindustrie eingesetzt. Mit modernster Technik ausgestattet, können sie auch wertvolle Helfer im Kampf gegen Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeit sein. Sie können Klimasünder enttarnen und sogar Verschüttete retten. In unserem RESET-Spezial stellen wir euch in den nächsten fünf Wochen Projekte vor, die mit Satelliten und Drohnen im Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung sind. Hier geht´s zur Artikelübersicht.

Die original englische Fassung des Artikels von Maaike Reynaert erschien auf RESET International.

TATENDRANG: Drones and Satellites for Good – Drohnen in der Stadt? RESET im Interview mit „Unter Drohnen“

Der Tag, an dem Drohnen unser täglicher Begleiter in der Stadt sind, scheint noch in ferner Zukunft. Doch Amazon und Co. arbeiten bereits eifrig daran. Es wird daher Zeit, sich zu fragen: Inwieweit wollen wir Drohnen in unsem städtischen Umfeld akzeptieren? Das Projekt "Unter Drohnen" hat sich diese Frage gestellt. Im Rahmen unseres Spezials Drones and Satellites for Good sprachen wir mit Projektinitiator Julian Braun über Werbedrohnen und Polizei-Quadcopter.

Drones and Satellites for Good – Drohnen auf Friedensmission

Im Februar 2015 veröffentlichte die UN einen Friedensreport. Inhalt: Für friedenssichernde Maßnahmen sollen zukünftige neue Technologien wie etwa Drohnen eingesetzt werden. Im Bericht heißt es, dass vor allem der Einsatz von Drohnen, den Friedenstruppen eine effizientere Überwachung und Vorhersage von Konflikten und Katastrophen ermögliche. Wie genau Drohnen im Kampf für den Frieden helfen könnten, haben wir für unser RESET-Spezial Drones and Satellites for Good recherchiert.

Drones and Satellites for Good – Drohnen als Schutz für Meeressäuger

Vaquitas oder auch Schweinswale sind die kleinsten aller Waltiere. Mit weniger als 100 Stück weltweit, zählen sie zu den gefährdetsten Arten innerhalb der Meeressäugergruppe - zusammen mit Walen, Delphinen, Robben, Manatis und Seeottern. Um die vom Aussterben bedrohten Säuger vor illegalem Fischfang zu schützen, setzt Mexiko im kalifornischen Golf auf den Einsatz von Drohnen.