Noch immer sieht man wenige Elektroautos auf deutschen Straßen. Dabei werden die Fahrzeuge immer besser. Ihre Reichweite ist im Vergleich zu Diesel- oder Benzin-Autos zwar noch immer geringer, laut einer MIT-Studie können E-Autos aber bereits jetzt durchschnittlich 87 Prozent der im Alltag anfallenden Ansprüche erfüllen – ihr größtes Potenzial liegt im urbanen Raum.
Problematisch bleibt jedoch die sehr ausbaufähige Ladesäuleninfrastruktur und auch der Kaufpreis von E-Autos ist mit herkömmlichen Autos noch nicht konkurrenzfähig. Genau da knüpft Adaptive City Mobility (ACM) an: Das Projekt will ein autarkes E-Mobility-Gesamtsystem bieten und damit das „Henne-Ei-Problem“ der E-Mobilität lösen: „Derzeit heißt es immer seitens der Kommunen, wir investieren noch nicht großflächig in Infrastrukturen, da ja noch niemand Elektrofahrzeuge fährt. Auf der anderen Seite heißt es von den Anwendern, nein, wir kaufen uns noch kein Elektroauto, da a) zu teuer und vor allem b) es gibt ja noch keine Infrastruktur“, so Paul Leibold, der Initiator des Projekts. „Das ACM-Projekt bringt nun seine eigene Infrastruktur mit und funktioniert damit losgelöst von Diskussionen zu den hohen Investitionskosten der Elektromobilität – eben als autarkes System.“
Möglich werden soll das durch ein einfaches und leichtes Fahrzeugvehikel, ein modulares Akku-Wechselsystem sowie ein softwarebasiertes Multi-Mode-System. Konzipiert wurde das Fahrzeug vor allem als Elektrotaxi für den urbanen Raum, daher auch sein Name: CITY eTAXI. Laut ACM könnte es aber auch für andere Bereiche wie E-Sharing, E-Logistik oder E-Tourismus eingesetzt werden.
Leichter Dreisitzer vs. schwere Karre
Das vierrädrige Leichtbaufahrzeug hat drei Sitze, einen Kofferraum und ist rundherum mit Plexiglastüren ausgestattet. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ soll das (inklusive Akkus) nur knapp 550 Kilogramm schwere CITY eTAXI den überdimensionierten Großstadt-Taxen etwas entgegensetzen. Das sowohl manuell wie automatisiert bedienbare Batteriewechselsystem und die dazugehörigen Akkuwechselstationen sollen das E-Taxi unabhängig von der Ladesäuleninfrastruktur machen; auf diese Weise soll ein eigenständig funktionierendes elektromobiles Gesamtnetzwerk aus Kunden und Betreibern der E-Taxis zusammen mit Energieversorgern entstehen. Der Strom soll dabei ausschließlich aus regenerativen Energiequellen bezogen werden, damit eine vollständig emissionsfreie Mobilität möglich ist. An Akkuwechselstationen können die leeren Akkus aus dem Fahrzeug durch geladene Akkus ersetzt werden.
Die Vernetzung aller Entitäten und die Echtzeit-Übertragung aller Daten sollen eine intelligente und sichere Steuerung der CITY eTAXIs als Flotte und eine maximale Auslastung der Fahrzeuge ermöglichen. Laut ACM könnten die Fahrzeuge so effizienter eingesetzt und große Einsparungspotentiale für Flottenbetreiber generiert werden.
Das ACM-Projekt ist ein gemeinschaftliches Projekt des Förderprogramms IKT für Elektromobilität III und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Im Juni 2016 stellte ACM das finale Design des Fahrzeugs vor. Nach Angaben von ACM-Initiator Leibold gegenüber RESET sollen bis zu acht der Elektrofahrzeuge ab der zweiten Hälfte dieses Jahres erstmals testweise durch München rollen. Konstruiert werden die E-Taxis in Aachen in der Anlauffabrik der RWTH.