Diese modernen, von Origami inspirierten Notunterkünfte können in Minutenschnelle aufgebaut werden

Die Pop-up-Kapseln lassen sich leicht transportieren und ohne Werkzeug aufstellen.

In der Katastrophenhilfe sind Lebensmittel, medizinische Versorgung und auch Unterkünfte gefragt. Ein in New York ansässiges Architekturbüro will letzteres einfacher und erschwinglicher machen.

Autor*in Ciannait Khan:

Übersetzung , 01.11.21

Von Waldbränden in der Türkei bis hin zu verheerenden Überschwemmungen in Deutschland – die Klimakrise sorgt schon jetzt für mehr und mehr Naturkatastrophen. Damit steigt auch die Zahl derer, die ihr Zuhause verloren haben. Die Bereitstellung von Unterkünften ist ein zentraler Bestandteil der humanitären Hilfe – doch das ist selten einfach zu bewerkstelligen. Zelte und Planen sind nur kurzfristige Lösungen, aber inmitten einer Krise können dauerhafte Strukturen oft nicht schnell genug errichtet werden. Angesichts des chaotischen und instabilen Charakters humanitärer Notsituationen stellt sich immer wieder die Frage, wie die Privatsphäre und die Würde der Vertriebenen am besten gewahrt werden können.

Das New Yorker Architektinnenduo Gisue Hariri und Mojgan Hariri hat versucht, einige dieser Probleme zu lösen und eine Pop-up-Kapsel entworfen, die auf Knopfdruck eine komfortable Unterkunft für Menschen in Not bietet. Die vorgefertigte Wohneinheit ist auf einfache Montage, Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt. Eine erfolgsversprechende Kombination – zumindest in der Theorie. 

Genauso wie die übrigen architektonischen Entwürfe der Architektinnen sind die Kapseln nicht nur elegant und stilvoll, sondern auch äußerst praktisch. Das Konzept ist von der Origami-Kunst inspiriert und ähnelt einer einfachen Pop-up-Pappschachtel. 

Für den Zusammenbau dieser leichten Unterkünfte, die sich für einen schnellen und bequemen Transport zusammenfalten lassen, sind keine zusätzlichen Materialien oder Werkzeuge erforderlich. „Mitten in einem Wirbelsturm hat man keine Zeit für einen Schraubenzieher“, so Gisue Hariri. Sie sind außerdem modular aufgebaut und können zu größeren Einheiten zusammengefügt werden. Wie die zahlreichen Renderings auf der Website des Unternehmens zeigen, sind die mobilen Strukturen offen und hell und bieten natürliches Licht und Belüftung. 

Die Baumaterialien sollen für Regierungen oder humanitäre Organisationen, die unter Zeitdruck stehen, leicht zugänglich sein. Die Paneele bestehen derzeit aus Glas- und dem Fassadenmaterial Equitone, aber die Macherinnen experimentieren auch mit dem Einsatz von Kohlefaser.

Für die iranischstämmigen Schwestern, die hinter Hariri & Hariri Architecture stehen, ist die Frage nach einem eigenen sicheren Raum ein Problem, das ihnen sehr vertraut ist.

Inspiriert durch ihre eigenen Erfahrungen, als sie ihre Heimat im Iran verlassen mussten, wollen sie der sozialen Verantwortung der Architektur gerecht werden und Lebensräume für alle schaffen. 

Die aktuelle Pandemie hat auch eine weitere dringende Verwendung für die Kapseln hervorgebracht: den Bedarf an Notunterkünften außerhalb von Krankenhäusern in Regionen mit hoher Hospitalisierungsrate.

Die Schwestern hatten bei der Konzeption der Kapseln zwar die Katastrophenhilfe im Sinn, doch können sie auch als nachhaltige Alternative zu Ferienunterkünften, Strandhütten oder temporären „Dörfern“ für Festivals genutzt werden. Trotz des humanitären Schwerpunkts des Projekts scheint das derzeitige Design der Kapseln eher auf ihre Verwendung als Luxuswohnungen ausgerichtet zu sein, als dass es die Realitäten humanitärer Katastrophen widerspiegelt.

Das Ziel des Unternehmens ist es, diese Kapseln weltweit einzusetzen, wobei die Einführung stark von der Finanzierung abhängt. Es gibt jedoch einige vielversprechende Entwicklungen: Das Unternehmen erhielt kürzlich einen Zuschuss von NYCxDesign für das Projekt. 

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© Yunus Berndt
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