Die meisten nehmen eine illegale Mülldeponie wahrscheinlich so wie ich zur Kenntnis: mit viel Geschimpf und Kopfschütteln. Aber eine wirkliche Aktion folgt der unschönen Entdeckung wohl eher selten. Das könnte sich jetzt ändern – mit einer App, die das Melden und Beseitigen solcher Müllkippen zu einem Kinderspiel macht.
Die Umweltschutzgruppe Let’s Do It machte erstmals 2008 Schlagzeilen. Damals war das Ziel der Organisation, Estland vom illegalen Müll zu befreien. Und mit einer Gruppe von 50.000 freiwilligen Helfern gelang ihnen dies in einer Säuberungsaktion auch – in der bemerkenswert kurzen Zeit von nur fünf Stunden!
Seitdem wuchs die Bewegung und breitete sich über die ganze Welt aus: Laut der offiziellen Website haben sich inzwischen rund 18 Millionen Menschen in mehr als 120 Ländern dem Ziel verschrieben, unseren Planeten aufzuräumen. Zentral dafür ist die „World Clean Up“-App, mit der die Nutzer illegale Müllhalden schnell und einfach aufspüren und markieren können, damit diese später beseitigt werden können. Bisher erforderte die Meldung einer illegalen Müllkippe oft mehrere Telefonanrufe oder Briefe an lokale Behörden – und verlief vielleicht im Sande. Mithilfe der App lassen sich Müllhalden direkt bei Entdeckung melden.
Das Problem wird kartiert
Dass am Ende die Säuberung der illegalen Müllablageplätze steht, ist nur ein Teil des Unterfangens. Tatsächlich steht die Mapping-Komponente der App, „Maptrash“ genannt, im Mittelpunkt des Toolkits. Sie basiert auf Google Maps und zielt darauf ab, verbindliche lokale und letztlich globale Karten für illegale Müllkippen zu erstellen. Einerseits stellt „Maptrash“ die Grundlage, damit die Ort gesäubert werden können, andererseits hilft die App auch dabei, Freiwillige zu mobilisieren, liefert Daten an verschiedene Agenturen und unterstützt die Aktivitäten von Let’s Do It. Vor allem in Ländern, in denen illegale Mülldeponien ein massives Problem darstellen, können mithilfe der Daten greifbare und verlässliche Informationen generiert werden.
Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen landen bis zu 90 Prozent des Elektroschrotts auf illegalen Müllhalden. Und diese potenziell giftigen Abfälle werden häufig in Länder wie Nigeria, Ghana, Pakistan, Indien, China und Vietnam verschifft – Staaten, die zu internationalen Mülldeponien des Globalen Nordens geworden sind. Elektronische oder sonstige Abfälle enden zudem häufig in Flüssen und Ozeanen, verunreinigen die Wasserversorgung und sind eine langfristige massive Bedrohung für die Stabilität des Ökosystems.
Müll hat auch seinen Wert
Das Ziel der Gruppe Let’s Do It und ihrer lokalen Mitgliedsorganisationen ist es auch, die Öffentlichkeit in diesen Ländern über die Vorteile eines effektiven Recycling- und Abfallwirtschaftsprogramms zu informieren – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Derzeit beläuft sich der Wert des legalen Entsorgungsmarkts weltweit auf rund 410 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Dabei gehen 52 Milliarden US-Dollar jährlich durch illegale Entsorgung verloren. Müll ist also nicht wertlos. Dieses Bewusstsein ist ein wichtiger Schritt für die Bekämpfung der illegalen Entsorgung. Kürzlich gab Let’s Do It Nigeria den Start eines ambitionierten Bildungsprogramms bekannt: Bis zu fünf Prozent der nigerianischen Bevölkerung (rund 9,25 Millionen Menschen) sollen dabei für lokale Aufräumarbeiten mobilisiert werden.
Und die Bewegung hat auch große Pläne für das Jahr 2018. Mit dem diesjährigen World Clean Up Day wollen sie „die größte positive Bürgeraktion der Welt“ ins Rollen bringen. Am 15. September sollen die 18 Millionen Freiwilligen, die sich der Bewegung angeschlossen haben, ihre Viertel in Ordnung bringen – natürlich bewaffnet mit der World Clean Up App.
Offen bleibt dabei aber die große Frage: Was passiert im Anschluss mit dem Müll? Nur weil der Abfall nicht mehr auf der Straße oder in der Natur liegt, hat er sich natürlich nicht in Luft aufgelöst. Die Antwort auf diese Frage ist von Land zu Land sehr unterschiedlich, aber in vielen Fällen landet der Müll wohl einfach auf legalen Deponien – eine bessere, aber immer noch problematische Lösung für unser globales Müllproblem.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien auf unserer englischsprachigen Website.