Aktiv Plastik vermeiden
Wollen wir in Zukunft weniger Kunststoffe verbrauchen, ist ein politischer Rahmen nötig, der den Einsatz von Plastik begrenzt und das Recycling fördert – und Verbraucher, die aktiv Plastik vermeiden. Digitale Communities können dabei ein Teil der Lösung sein. Es gibt mittlerweile einige Apps, die mit dem Ziel entwickelt wurden, einen bewussteren Umgang mit dem Thema Kunststoff zu fördern.
Replace Plastic
Um der Verschmutzung der Meere Einhalt zu gebieten, hat der Verein „Küste gegen Plastik“ aus Flensburg die App Replace Plastic entwickelt. Wer im Supermarkt über besonders plastikintensiv eingepackte Produkte stolpert (eingeschweißte Gurken etwa oder andere Abstrusitäten), kann mithilfe der App seinen Ärger darüber an die Hersteller weitergeben. Dazu den Barcode des plastikummantelten Produkts scannen; das Feedback wird von Replace Plastic gesammelt und an die Hersteller weitergeleitet.
My Little Plastic Footprint
Nur neun Prozent des Plastikmülls, den wir produzieren, werden recycelt. Das Plastik, das Speisefische wie Nahrung in den Meeren aufnehmen, landet mit dem Fisch auf unserem Teller. Und: Bald wird sich mehr Plastik als Fische im Ozean befinden. Das sind nur einige Infos, die sich auf der Webseite von My Little Plastic Footprint finden lassen.
Die dazugehörige App ist spielerisch interaktiv gestaltet und leitet den Nutzer mit zahlreichen Informationen, Quizzen und Quests dazu an, den eigenen Plastik-Fußabdruck zu reduzieren. Wie wäre es denn zum Beispiel, den Strohhalm bei der Bestellung des nächsten Drinks abzulehnen oder Leitungswasser statt Flaschenwasser zu trinken?
Tap – Refill Stations
Flaschen aus Edelstahl, Glas oder langlebigem Plastik zum Wiederbefüllen sind mittlerweile weit verbreitet. Wo aber kann ich meine Flasche auffüllen? Die Entwickler der „Tap – Refill Stations“-App wollen verhindern, dass weiterhin pro Jahr 30 Milliarden (!) Plastikflaschen mit abgefülltem Wasser verkauft werden und bieten mit ihrer App eine Übersicht über Auffüllstationen, an denen man kostenlos seine Flasche mit Wasser nachfüllen kann. Das Konzept ist in seinem Ursprungsland Großbritannien schon sehr erfolgreich und auch hierzulande sind erste Refill-Stationen eingetragen. Wer keine findet, kann in ein Restaurant, eine Bar oder Ähnliches gehen und nachfragen, ob kostenloses Leitungswasser zur Verfügung steht. Die Lokalität kann dann als Refill-Station gekennzeichnet werden.
Müll vermeiden: Taggen und Aufräumen
Klar sollte das oberste Ziel sein, Plastikmüll erst gar nicht entstehen zu lassen. Aber was passiert mit all dem Abfall, der sich schon im Umlauf befindet und sich in unserer Umwelt anhäuft? Auch hierfür gibt es mittlerweile hilfreiche Lösungen.
Litterbase
Litterbase ist eine umfassende Datenbank, die von Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts aus Potsdam zusammengestellt wurde. Sie erfasst die Vermüllung der Ozeane und deren Auswirkung auf die Umwelt. Ziel von Litterbase ist es, die Verschmutzung der Meere in verständlicher Form zugänglich zu machen, z.B. mithilfe von Videos.
Insgesamt stellt Litterbase 1.725 wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Müll in den Meeren zur Verfügung und liefert viele Fakten und Referenzen. Das Gute dabei: Die Plattform wird ständig überarbeitet, um stets auf dem aktuellen Stand der Forschung zu sein. Jeder kann mit einer Mail an litterbase@awi.de die Wissenschaftler auf neue Publikationen hinweisen und zur Aktualität der Seite betragen.
Litterati
Die App Litterati wird wohl weltweit am meisten genutzt und kommt ursprünglich aus den USA. Nutzer fotografieren, geotaggen und entfernen gefundenen Müll in den Straßen und Parks ihrer Nachbarschaft. Abgesehen von der direkten Entsorgung des Mülls durch die Nutzer werden Daten über die Art des Mülls, des Herstellers und des Fundortes gesammelt, um mit Unternehmen und Organisationen nachhaltige Lösungen zu erarbeiten. Dadurch konnten bis Mitte Juli 2018 laut eigenen Angaben über 1,6 Millionen Abfallteile eingesammelt werden, wovon der größte Anteil Plastikabfall ist. In einem TED Talk gibt der Gründer von Litterati, Jeff Kirschner, einen kleinen Einblick in die Entstehung und Nutzungsweise der App.
Muell-weg.de
Ein Pendant zu Litterati ist die App muell-weg.de. In nur drei Schritten kann der Nutzer automatisch den Standort des Mülls bestimmen, einfach per GPS oder durch Auslesen der GPS-Daten aus einem Smartphone-Foto. Die hier zuständige Gemeinde wird automatisch ermittelt und eine vorformulierte Mängel-Meldung erstellt, die sofort verschickt werden kann. Der Clou dahinter: Einen per E-Mail gemeldeten Müllfund dürfen die Gemeinden nicht ignorieren. Für 85 Prozent der Gemeinden in der Bundesrepublik sind mittlerweile die Kontaktdaten mit direkten Ansprechpartnern verzeichnet, noch nicht aufgelistete Gemeinden können auch selbst eingetragen werden.