Vor allem ärmere globale Gemeinschaften sind unverhältnismäßig stark von den Folgen des Klimawandels betroffen – obwohl sie selbst kaum zu den weltweit steigenden CO2-Emissionen beitragen. Dies gilt insbesondere für Klein- und Subsistenzbäuer*innen im globalen Süden. Die kleinbäuerlichen Betriebe, die oft in Familienbesitz sind, sind für Millionen Menschen lebenswichtig, da sie ihnen Nahrung und Einkommen einbringen. Doch Unwetter, schwankende Temperaturen und die daraus resultierenden sozioökonomischen Auswirkungen erhöhen ihre Risiken erheblich.
Um dem entgegenzuwirken, hat das kenianische Versicherungsunternehmen Pula maßgeschneiderte Versicherungsprogramme entwickelt, die gefährdete Kleinbäuer*innen vor zukünftigen Umweltunsicherheiten schützen sollen. Durch ihre Policen hoffen sie, die Position der Landwirt*innen in ihren Gemeinden zu stärken und sie besser auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.
Pula entwickelt verschiedene Policen, die sowohl Ackerbau als auch Viehzucht abdecken. Die Yield Index Insurance (YII) beispielsweise deckt die meisten Gefahren ab, die den landwirtschaftlichen Ertrag beeinträchtigen können. Jedes Land wird in agro-ökologische Zonen (AEZs) eingeteilt, die auf Faktoren wie historischen Niederschlägen, Temperaturen und früheren Erträgen basieren. Jedes Jahr misst geschultes Personal die Erträge in diesen Zonen, um einen Durchschnitt zu ermitteln. Fällt der Ertrag unter einen vorher festgelegten Schwellenwert, haben die Bäuer*innen Anspruch auf Zahlungen, die sie unterstützen. Ebenso kann ein hybrides Versicherungsprogramm abgeschlossen werden, das einen Versicherungsschutz gegen Wetterschäden beinhaltet.
Die verschiedenen Programme werden durch drei Produkte unterstützt, die in Zusammenarbeit mit lokalen Regierungen und NGOs entwickelt wurden: Fieldsense Monitor, Fieldsense Advise und Fieldsense Engage. Bei Monitor setzen Pula und seine Partner Fernerkundungstechnologie und Satellitenbilder ein, um ein Live-Dashboard mit Daten über Veränderungen der Bedingungen – wie zum Beispiel des Wetters – bereitzustellen. Durch das Advise-Programm werden Informationen an lokale Gemeinschaften weitergegeben, wie sie ihr Einkommen sichern, neue Praktiken entwickeln und die Auswirkungen des Klimawandels abmildern können. Im Rahmen des Engage-Programms führt Pula Gespräche mit Landwirt*innen und informiert sie über die Versicherungssysteme und deren Nutzen.
Kleinbäuer*innen davon zu überzeugen, in eine Versicherung zu investieren, ist an sich schon keine leichte Aufgabe. Da die Mittel begrenzt sind, fließen die wenigen zur Verfügung stehenden Mittel der Landwirt*innen eher in unmittelbare und greifbare Produkten und Dienstleistungen als in Versicherungen. Laut Pula ist eine solche Versicherung jedoch unerlässlich, denn mit dem fortschreitenden Klimawandel wird ein Sicherheitsnetz immer wichtiger.
Laut einem 2017 veröffentlichten Paper fallen rund 80 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in die Kategorie der Kleinbäuer*innen, obwohl sie nur auf rund 12 Prozent der verfügbaren landwirtschaftlichen Fläche wirtschaften. Diese Betriebe befinden sich überwiegend im globalen Süden, vor allem in afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern. Aufgrund ihrer geringen Größe, der fehlenden Unterstützung und der abgelegenen Lage werden kleinbäuerliche Betriebe häufig als besonders anfällig für den Klimawandel eingestuft. Untersuchungen zufolge wird erwartet, dass die Ernteerträge von Kleinbäuer*innen bis 2055 um 10 Prozent sinken werden, wobei dieser Durchschnittswert großen Schwankungen unterliegt. Besonders verwundbar sind regengespeiste Systeme, die auf vorhersehbare Regenfälle angewiesen sind. Doch durch den Klimawandel verschärfte Dürren und Stürme können die Bäuer*innen in einer einzigen Saison ruinieren. Eine Versicherung kann in so einer Situation immerhin ihre Lebenshaltungskosten decken und Mittel für Reparaturen und die Neuaussaat von Saatgut bereitstellen.
Die Gesundheit und Stabilität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft hat zudem auch positive Auswirkungen auf andere Bereiche. Der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität wird als wichtiger Faktor für die schnelle Verstädterung in Regionen wie Subsahara-Afrika gesehen. Im Jahr 2010 lebten nur etwa 36 Prozent der Menschen in Städten. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf 50 Prozent ansteigen wird. Oft konzentriert sich diese Landflucht auf eine Handvoll Städte mit Industrie- und Produktionskapazitäten, was zu einer zunehmenden Überbevölkerung mit sozialen und gesundheitlichen Problemen führt.
Nach eigenen Angaben hat Pula inzwischen 4,5 Millionen Landwirt*innen in ganz Afrika versichert, die zusammen rund 1,6 Millionen Hektar Land abdecken. Etwa 70.000 ihrer Kund*innen haben bereits Auszahlungen erhalten, wobei etwa 80 Prozent der Empfänger*innen das Geld zur Deckung wichtiger Alltagsausgaben verwenden. In Kenia haben die Empfänger*innen der Versicherungszahlungen das Geld auch anderweitig investiert. Rund 80 Prozent die Versicherungsauszahlungen wurden für Schulgebühren verwendet, aber 70 Prozent investierten das Geld zusätzlich auch neue Viehbestände, um ihre Farmen zu diversifizieren. Insgesamt zeigen die Statistiken von Pula, dass versicherte Familien in Kenia ihre Ersparnisse um bis zu 127 Prozent erhöhen können, was es ihnen ermöglicht, bequemer einen Kredit für Verbesserungen in der Landwirtschaft und im Haushalt aufzunehmen.
In Zukunft plant Pula auch, in neue Bereiche vorzudringen. Die Technologie zur Wetterüberwachung und -vorhersage könnte für den Sektor der erneuerbaren Energien wertvoll sein, dessen Einkommen ebenfalls stark von Umweltfaktoren abhängt.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.