BikeFair will Vertrauen in den Second-Hand-Markt für Fahrräder bringen

Wer ein gebrauchtes Fahrrad kauft, kann nicht immer erkennen, ob es gestohlen wurde. Das erschwert den Verkauf aus zweiter Hand. Die niederländische Plattform BikeFair will den Markt für gebrauchte Fahrräder sicherer machen.

Autor*in Tristan Rayner:

Übersetzung Tristan Rayner, 20.07.20

Fahrraddiebstahl ist besonders dort weit verbreitet, wo Radfahren beliebt ist. Das liegt vor allem daran, dass die Möglichkeiten begrenzt sind, ein Fahrrad sicher abzuschließen, gebrauchte Fahrräder immer noch an Wert besitzen und sich Räder problemlos weiterverkaufen lassen. Zudem werden die meisten Fahrraddiebstähle nicht angezeigt, weil sich das meistens nicht lohnt. Da – anders als beim Kauf eines Gebrauchtwagens – nur wenig Papierkram beim Handel mit Rädern erforderlich ist, kann es mitunter schwierig sein zu wissen, wem man vertrauen kann. Damit machen Fahrraddiebstähle die umweltfreundliche Option, ein gebrauchtes Fahrrad zu kaufen, zu einer komplexen Angelegenheit. Und wenn man doch versehentlich ein gestohlenes Fahrrad kauft, kann dabei alles Mögliche passieren, von der Verpfändung des Fahrrads an die Polizei über Geldstrafen bis hin zu einer ernsthaften Strafverfolgung.

Die Online-Plattform BikeFair will genau dieses Problem angehen und hat für den Kauf und Verkauf gebrauchter Fahrräder einen digitalen Marktplatz entwickelt, der fairer, sicherer und freundlicher für Käufer*innen und Verkäufer*innen sein soll. Der Mitte 2009 in den Niederlanden gestartete Dienst listet und verkauft inzwischen Dutzende von Fahrrädern pro Woche.

BikeFair verspricht, dass alle auf dem Marktplatz gelisteten Fahrräder legal verkauft werden. Das klingt zwar ehrgeizig, aber BikeFair will das dadurch ermöglichen, dass die durch Fotos übermittelten Fahrradrahmennummern mit den Rahmenregistrierungen und Polizeiaufzeichnungen vergleichen werden, um sicherzustellen, dass das Fahrrad nicht als gestohlen gemeldet wurde. Wenn keine Fahrradrahmennummer angegeben werden kann – was auch bei ungeklauten Fahrrädern manchmal der Fall ist – erstellt BikeFair eine verifizierte ID. Fahrräder, die über BikeFair verkauft werden, werden in der Bike-Index-Datenbank registriert, falls sie dort noch nicht aufgenommen wurden.

Jedes Fahrrad erhält einen speziellen, nicht entfernbaren Sicherheitsaufkleber, der auch als Diebstahlabschreckung dienen soll. Der CEO von BikeFair, Jan Pecnik, erklärte gegenüber RESET dazu: „Wir verlangen von jedem Verkäufer, dass er die Rahmennummer angibt und diese wird dann automatisch überprüft. Wir machen deutlich, dass wir diese Kontrollen durchführen und das funktioniert wie eine Art Filter. Als Dieb wirst du wahrscheinlich nicht versuchen, das Fahrrad, das du gerade geklaut hast, auf einer Plattform zu verkaufen, die prüft, ob das Fahrrad gestohlen ist. Trotzdem gibt es immer noch entsprechende Versuche. Wir gehen immer individuell darauf ein – wir rufen den Verkäufer an, erklären ihm die Situation und geben ihm konkrete Vorschläge, was er mit seinem Fahrrad machen soll.“

Stressfreie Zahlungen und eine problemlose Übergabe

Der nächste wichtige Schritt im Verkaufsprozess sind die Zahlungen. BikeFair trägt zu einem fairen Verkauf bei, indem die Zahlungen über die Plattform abgewickelt werden, ohne Bargeld. Dies unterscheidet sich von normalen Kleinanzeigen, soll aber den Verkauf stressfreier machen für alle Beteiligten, denn so sollen unbequeme Verhandlungen mit Verkäufer*innen in letzter Minute verhindert werden.

Pecnik erklärt, dass die auch die Sicherheit erhöhen würde und beziehe sich auf seine eigene Erfahrung beim Kauf eines gebrauchten Fahrrads in den Niederlanden.

 „Selbst im „Land der Fahrräder“ ist es überraschend schwierig, online ein gutes Gebrauchtrad zu finden. Ich hatte tagelang in Rotterdam gesucht und fand schließlich ein Fahrrad, das nach einem guten Angebot aussah. Ich musste quer durch die Stadt in einen Stadtteil fahren, von dem man sich besser fernhält, um es zu holen. Dort tauchte ein zwielichtiger Typ auf, der zu meiner Überraschung ein anderes Fahrrad mitbrachte, als wir online besprochen hatten – und sogar die Dreistigkeit besaß, mehr Geld zu verlangen, weil ‚er es heute leicht an jemand anderen verkaufen kann‘. Um mir weiteren Ärger zu ersparen, nahm ich den Deal an, nur um später zu erfahren, dass es ein großes Problem mit Fahrraddiebstahl in den Niederlanden gibt und dass ich wahrscheinlich ein gestohlenes Fahrrad gekauft hatte. Und natürlich wurde auch mein Fahrrad zwei Jahre später gestohlen.“

BikeFair startete seine Plattform in den Niederlanden, dem fahrradreichsten Land der Welt. Das System soll bis 2020 auch in anderen Ländern der EU, Großbritannien und den USA eingeführt werden.

Finaziert werden soll BikeFair über die Beteiligungsplattform LeapFunder, die auch für Risikokapital offen ist. Pecnik möchte mit der Plattform „mehr Menschen helfen, ihr neues Fahrrad zu finden, und mehr Fahrrädern eine zweite Chance geben“, um sowohl die Kreislaufwirtschaft als auch nachhaltige Städte zu fördern.

“Fahrräder sind das Fahrzeug der Zukunft“, ist Pecnik überzeugt, „und wir wollen sicherstellen, dass sie für jeden auf nachhaltige und legale Weise zugänglich sind und ein sicherer Marktplatz dafür zur Verfügung steht.“

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Nadja Hagen. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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