Die Micro-Smart-Factory bereitet Wasser netzunabhängig auf

"Wasser, Wasser überall, aber kein Tropfen zu trinken" - Wasserknappheit bedeutet nicht immer einen Mangel an Wasser. Manchmal muss es nur gereinigt werden.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 20.02.23

Wenn es um Wasserknappheit geht, gibt es einige weit verbreitete Missverständnisse. Eines davon ist, dass Wasserknappheit einfach nur bedeutet, dass es überhaupt kein Wasser gibt. Aber das ist nicht immer der Fall. In vielen der von Wasserknappheit betroffenen Regionen auf der ganzen Welt gibt es zwar reichlich Grundwasser, aber keine zuverlässigen Möglichkeiten, es zu reinigen oder für den Verbrauch sicher zu machen.

In den letzten Jahren wurden verschiedene neuartige Reinigungsmethoden entwickelt. Das schwedische Startup Wayout hat seine Wasserreinigungstechnologie zum Beispiel mit dem neuen Konzept der Mikrofabriken kombiniert.

Ursprünglich entwickelt, um in der aufkeimenden lokalen Mikrobrauerei-Szene Fuß zu fassen, setzt Wayout seine Technologie inzwischen ein, um Probleme wie Wasserknappheit und Plastikverschmutzung anzugehen. Ihre Kläranlage hat die Größe eines Schiffscontainers und kann jede Art von Wasser reinigen, das in das System gelangt, zum Beispiel Grundwasser, und so bis zu 8.000 Liter sauberes Trinkwasser pro Tag erzeugen – genug für etwa 2.000 Menschen. Während des Reinigungsprozesses werden alle Salze und Verunreinigungen entfernt und ersetzt, so dass ein ausgewogenes, remineralisiertes Wasser entsteht.

Die Mikrofabrik, die mit Solarzellen betrieben wird, ist so konzipiert, dass sie vor Ort aus nachhaltigen Materialien gebaut werden kann, was die Ressourcenbelastung durch Bau und Logistik verringert. Nach der Installation vor Ort dürfte Wayout zudem die Anzahl der benötigten Plastikflaschen sowie die Wasserlogistik über kurze und lange Strecken reduzieren.

Darüber hinaus ist die Mikrofabrik mit einer Reihe von Internet-of-Things-Technologien zur Überwachung und Bereitstellung von Verbrauchsinformationen über die Anlage ausgestattet. Die 10-Liter-Edelstahlfässer der Anlage sind mit einem digitalen ID-Chip ausgestattet, der die Sauberkeit und Reinheit überwacht, während die Systemzapfstellen auch den Verbrauch bei jeder Benutzung aufzeichnen. Diese Informationen können Eigentümer*innen und Manager*innen wichtige Einblicke in die Kapazität, die Nutzung und den Wartungsbedarf geben, so dass die Anlage besser an die lokalen Bedürfnisse angepasst werden kann.

Wayout funktioniert über ein Leasingmodell ohne Anfangsinvestitionen der Kund*innen. Das Wasser wird dann auf Literbasis verkauft, wobei die Kosten an die lokalen wirtschaftlichen Bedingungen angepasst werden. Doch selbst mit diesen Modifikationen scheint Wayout vor allem auf private Haushalte und das Gastgewerbe abzuzielen und nicht auf Gemeinden mit kritischem oder dringendem Bedarf an Trinkwasser.

Aber auch hier können die Anlagen einen wichtigen Unterschied machen. Die Notwendigkeit, Trinkwasser zu den Häusern, Hotels und anderen Infrastrukturen zu transportieren, stellt eine zusätzliche Belastung für die Umwelt dar, insbesondere im Hinblick auf den Kraftstoffverbrauch, die Bodenschäden und den Abfall. Plastikflaschen zum Beispiel müssen entweder vor Ort recycelt werden – was oft nicht möglich ist – oder zusätzlich per Lkw aus der Umgebung abtransportiert werden. Angesichts der Kosten und der Komplexität ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Abfälle einfach vor Ort deponiert werden.

Wayout wird derzeit im Sayari Camp von Asilia, einem Safariveranstalter in Tansania, eingesetzt. In der Region gibt es zwar reichlich Grundwasser, aber in abgelegenen Gegenden keine Möglichkeit, es vor Ort zu reinigen. Die Micro-Reinigungs-Fabrik wird bereits seit Anfang 2020 im Camp eingesetzt und spart nach eigenen Angaben bis zu 18.000 Plastikflaschen pro Jahr ein. Da der Zugang zu Trinkwasser einfacher und bequemer ist, haben die Ranger laut Wayout außerdem mehr Zeit für ihre Aufgaben auf dem Gelände.

Es gibt natürlich viele weitere Möglichkeiten, Wasser zu reinigen, und einige dieser Techniken eignen sich besser für abgelegene, netzferne Gemeinden als eine Mikrofabrik. Zu den Ansätzen gehören Nanomembranen zur Filtration, Solarkondensatoren und die Nutzung der Sonne zur Desinfektion von Wasser, die alle keine elektrische Energie benötigen.

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