Bis vor kurzem waren die meisten erneuerbaren Energien, wie Solar- und Windenergie, ohne staatliche Subventionen nicht rentabel. Aber die Kosten für diese Energien sind in den letzten drei Jahren stark gesunken. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten und ermöglicht vor allem die Abkehr von fossilen Brennstoffen.
Gleichzeitig könnten diese neuen und boomenden Industrien auch einen bedeutenden Schub für die Wirtschaft vieler Länder des globalen, extrem sonnenbeschienenen Südens bringen. Insbesondere der afrikanische Kontinent könnte potenziell zu einer „Supermacht der erneuerbaren Energien“ werden. Was aber ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einer Welt, die ihren Strombedarf aus den reichlich vorhandenen erneuerbaren Energiequellen speist? Laut dem neueste Bericht von Carbon Tracker „The Sky’s the Limit“ sind es nicht Geld, Technologie oder Platz, sondern der schiere Mangel an politischem Willen.
Der Bericht stellt heraus, dass die Ära der fossilen Brennstoffe zu Ende ist und sieht die fossile Brennstoffindustrie einfach nicht mehr dem schnellen technologischen Wachstum der erneuerbaren Energien gewachsen. Die Welt können mit der derzeitigen Technologie jedes Jahr so viel Energie allein aus der Photovoltaik zu gewinnen (5.800 PWh), wie durch die Verbrennung aller bekannten fossilen Brennstoffreserven erzeugt wird. Onshore- und Offshore-Windkraft könnten zusätzlich etwa 900 PWh pro Jahr einfangen. Wenn die derzeitige Wachstumsrate von 15-20 Prozent bei den erneuerbaren Energien anhält, würden fossile Brennstoffe wahrscheinlich bis 2050 aus der gesamten Energieversorgung verdrängt werden.
Die Autor*innen des Berichts gehen davon aus, dass eine groß angelegte Umstellung auf erneuerbare Energien die Weltwirtschaft spürbar umgestalten könnte, mit Australien als „Batterie der Welt“ und Afrika als „Supermacht der erneuerbaren Energien“. Afrika verfügt über 39 Prozent des weltweiten Potenzials für erneuerbare Energien, wobei dünn besiedelte Länder wie Namibia im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung überdurchschnittlich viel erneuerbare Energien produzieren könnten.
Doch nicht alle Länder werden gleichermaßen profitieren. Länder wie zum Beispiel Südkorea verfügen nur über weniger als das Zehnfache ihres eigenen Bedarfs. Deutschland wird als Ausnahmefall genannt, mit dem drittniedrigsten technischen Solar- und Windpotenzial der Welt im Verhältnis zu seinem großen Energiebedarf. Damit sind die Herausforderungen für Deutschland groß, aber selten. Der Bericht ist optimistisch; wenn Deutschland es schaffen kann, die Barrieren für erneuerbare Energien zu überwinden, könnten es alle anderen Länder auch.
Während der Mangel an geeigneten Flächen oft als Problem angesehen wird, wenn es um den Bau von Solarzellenfeldern und hoch aufragenden Windrädern geht, stellt der Bericht fest, dass der Platz im Großen und Ganzen kein Problem darstellen sollte. Der Bericht schätzt, dass die Fläche, die allein für Solarpaneele benötigt wird, um die gesamte globale Energieversorgung zu gewährleisten, 450.000 Quadratkilometer beträgt – nur 0,3 Prozent der globalen Landfläche und weniger als das, was wir bräuchten, um die Welt mit fossilen Brennstoffen zu versorgen.
Nach der historischen Analyse der Forschenden hat der Mensch eine Neigung, neue und billige Energiequellen schnell zu erschließen, wie die rasante Entwicklung von Schiefergas zeigt. Jetzt, da neue Möglichkeiten erschlossen wurden, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass die Entwicklung von Solar- und Windenergie exponentiell zunehmen wird.
Schenkt man der neuen Studie Glauben, steht einer nachhaltigeren Zukunft nicht viel im Weg – und sie erhöht den Druck auf Regierungen und Lobbyisten, den Umstieg auf erneuerbare Energien eher früher als später zu vollziehen.
Der Bericht wurde von der Carbon Tracker-Initiative veröffentlicht, einem Team von Finanzexpert*innen, die sich auf Klimarisiken und den Markt spezialisiert haben. Ihre Forschung untersucht die Funktionsweise des Finanzsystems inmitten des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschein im Original zuerst auf unserer englsichsprachigen Seite.