Der RESET App-Check: ToxFox findet schädliche Inhaltsstoffe in Kosmetika

Parabene können über die Haut aufgenommen werden und im Körper wie Hormone wirken. Kosmetikartikel mit diesen schädlichen Inhaltsstoffen wandern also besser gar nicht erst in den Einkaufskorb. Die App ToxFox will dabei unterstützen. Wie gut das klappt, haben wir für euch herausgefunden.

Autor*in Hanadi Siering, 15.09.16

Worum geht es bei ToxFox?

Jeder von uns hat seine Lieblingspflegeprodukte – aber können diese auch gefährlich für uns sein?

Die ToxFox App vom BUND bietet die Möglichkeit, Pflegeprodukte direkt im Laden per Barcode-Scan auf hormonell wirksame Inhaltsstoffe wie z.B. Parabene zu überprüfen. Parabene werden meist als Konservierungsmittel und UV-Filter eingesetzt – über die Haut können sie vom Körper aufgenommen werden und dort wie Hormone wirken.

ToxFox gibt es bereits seit Juli 2013. Einerseits werden Nutzer über mögliche Inhaltsstoffe informiert, andererseits soll an die Hersteller appelliert werden, weniger hormonell wirksame Stoffe in ihren Pflegeprodukten einzusetzen. Die Hersteller können in Form von Protestmails angesprochen werden, die der User per Knopfdruck versendet.

Wie nutzerfreundlich ist die App?

ToxFox ist sehr einfach zu nutzen. Der Scan des Barcodes funktioniert schnell und das Design ist leicht zu verstehen. Wer will, kann auch den Barcode per Tastatur eingeben.

Anschließend wird das Produkt mit dem Hinweis angezeigt, ob und welche Parabene enthalten sind. Zu jedem aufgeführten hormonell wirksamen Inhaltsstoff gibt es eine kurze Erklärung, welchen Schaden dieser anrichten könnte bzw. was bei Tieren in Versuchen beobachtet wurde (Tierversuche für Kosmetik sind in der EU erst seit 2013 verboten).

Neben dem Scan besteht auch die Möglichkeit, Artikel über die Suchfunktion zu finden oder sich durch die Kategorienliste zu scrollen: Die Oberkategorien reichen von Babypflege über Sonnenschutz bis Windeln und Wickelzubehör.

Sind die Infos auf deine Region zugeschnitten?

Es sind vor allem Produkte in der Datenbank, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Es kommt aber immer wieder vor, dass ein Produkt auch erst erfasst werden muss. Dafür wird man zu Codecheck.info weitergeleitet.

Ein bisschen schade ist, dass im Falle einer Warnung keine alternativen Produkte vorgeschlagen werden.

Ist der Inhalt up-to-date?

In der Datenbank gibt es etwa 80.000 Produkte, trotzdem kommt es manchmal vor, dass manche Kosmetika nicht verzeichnet sind. Dann hat man die Möglichkeit, diese selbst zu erfassen.

Insgesamt wurden die Produkte für eine BUND-Studie auf 15 verschiedene Chemikalien untersucht, die die EU in ihrer Prioritätenliste für hormonell wirksame Stoffe mit der höchsten Priorität belegt. Es werden zudem kurz die Verwendung und die Folgen, die aus Tierversuchen bekannt sind, erklärt.

Sind die Infos vertrauenswürdig?

ToxFox bezieht seine Daten von dem Portal Codecheck.info, das seine Daten wiederum vom Öko-Test Verlag, Greenpeace, WWF und von der Industrie unabhängige Organisationen bezieht. Außerdem hat auf Codecheck.info jeder Nutzer wie bei Wikipedia die Möglichkeit, ein Produkt zu erfassen und Daten einzugeben.

Wird die App regelmäßig aktualisiert?

Die App wurde vom Hersteller das letzte Mal am 29.09.2014 aktualisiert. Seitdem sind keine neuen Features dazu gekommen.

Gibt es weitere spannende Features?

Ziel der App ist es, an die Hersteller zu appellieren, die Zusammensetzung ihrer Produkte zu ändern. Wird ein Produkt gescannt, welches eines oder mehr der 15 Stoffe enthält, die hormonell wirksam sein können, kann eine vorformulierte Protestnachricht an den Hersteller per Mail versandt werden:

„Sehr geehrte Damen und Herren, wie ich gerade durch die ToxFox App vom BUND erfahren habe, enthält Ihr Produkt XY mindestens einen Stoff, der auf der Prioritätenliste der Europäischen Union für hormonell wirksame Stoffe geführt wird. Bitte teilen Sie mir mit, wie und bis wann Ihr Unternehmen plant, hormonell wirksame Stoffe zu ersetzen! MFG“

Leider scheint die Kontaktdatenbank nicht besonders aktuell zu sein, denn manchmal kommt die Nachricht gar nicht erst an.

Bei anderen Protestmails kommt von manchen Hersteller dafür direkt eine Rückantwort, bspw. mit Stellungnahmen. So z.B. im Fall Beiersdorf, die sich auf aktuelle Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung stützen, nach denen manche Stoffe nicht als gefährlich eingestuft werden.

Fazit – Installieren oder nicht?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und andere Institutionen haben einige Stoffe der „Verdachtsstoffliste“ der EU Behörde mittlerweile als ungefährlich eingestuft. Dies wird von ToxFox nicht weiter berücksichtigt. So wird auch nicht weiter auf (nicht) eingehaltene Grenzwerte eingegangen.

Des Weiteren stammen die Daten von Codecheck, wo jeder die Möglichkeit hat, Daten zu erfassen. Wie und ob diese überprüft werden, ist nicht weiter beschrieben. Leider kam auf eine Anfrage meinerseits dazu keine Antwort.

ToxFox beschränkt sich zudem nur auf eine Stoffgruppe. Ob andere gesundheits- oder umweltschädigende Stoffe (z.B. Mikroplastik) in den Pflegeprodukten enthalten sind, erfährt der Nutzer nicht.

Daher: Es muss dem Nutzer bewusst sein, dass nur hormonell wirksame Stoffe – die laut BfR teilweise nicht gefährlich sind – berücksichtigt werden. Wem das reicht und wer trotzdem gerne auf solche verzichten möchte, dem ist die App als erste Orientierung im Produkte- und Inhaltsstoffdschungel zu empfehlen. Wer jedoch darüber hinaus mehr Infos über andere gesundheits- bzw. umweltschädigende Stoffe haben möchte, sollte sich anderweitig umschauen.

Hier kannst du ToxFox für Android herunterladen. Und hier gibt es die Version für iOS.

Alternativen?

  • Codecheck: Welche Inhaltsstoffe – außer Parabene – wo drin sind, weiß diese App. Einfach Barcode scannen und los geht’s. Haben wir übrigens auch getestet – hier geht es zum RESET App-Check.
  • BfR-Stellungnahmen-App: Stellungnahmen des Bundesinstituts für Risikobewertung ist eher ein Nachschlagewerk über giftige Stoffe in Lebensmitteln, Kosmetika usw. für Vertreter*innen der Politik, NGOs etc., aber Verbraucher, die die Muße haben, sich durch die Texte zu arbeiten, erhalten durchaus interessante Infos
  • Kosmetik ohne Tierversuche: Welche Marken verzichten auf Tierversuche? Diese App verrät’s dir!

Dieser Artikel ist Teil unseres RESET-Spezial zu nachhaltigem Konsum. Eine Übersicht aller Artikel zum Thema findest du hier: RESET App-Check: Korrekt einkaufen mit den richtigen Apps.

Und eine Übersicht über noch mehr nachhaltige Apps findest du hier: Grüne Apps – Nachhaltige Handyprogramme für Smartphones.

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