Wirf doch mal einen Blick auf dein Smartphone. Weißt du, wie alt es ist? Oder dein Laptop? Aber noch viel wichtiger: weißt du, wie sie gemacht wurden? Es ist kein Geheimnis mehr, dass für die Herstellung von technischen Geräten seltene Erden und andere Mineralien abgebaut werden müssen – häufig sogar in Krisenregionen. Aber wie sieht es eigentlich mit dem Rest des Produktions- und Montageprozesses aus? Technologie-Unternehmen produzieren Milliarden von elektronischen Geräten – und hinterlassen damit laut dem „Greenpeace USA’s Guide to Greener Electronics“ einen riesigen Fußabdruck auf unserem Planeten. Denn viele der Geräte sind sowohl in Produktion als auch in der Verwertung sehr ressourcenreich und haben zudem nur einen kurzen Lebenszyklus.
Der Bericht bildet ab, wie umwelt- und klimaverträglich die Produktion der weltweit führenden Technologieunternehmen abläuft. Bewertet wurde in den Kategorien Transparenz, Leistung, Engagement und Mitarbeiterfreundlichkeit. Dem Report zufolge gehören Samsung, Amazon, Huawei, Asus und Xiaomi zu den Unternehmen mit den schlechtesten Noten. Fairphone und Apple sind mit einer 2 und einer 2- hingegen am besten bewertet worden.
„Tech-Unternehmen behaupten, Vorreiter in Puncto Innovation zu sein, aber ihre Lieferketten sind im Industriezeitalter stecken geblieben. Wir wissen, dass sie sich ändern können.“,
sagt Gary Cook, Senior IT Campaigner bei Greenpeace USA, in einer Pressemitteilung der NGO.
Anders gesagt: Die Produkte der Unternehmen mögen vielleicht innovative Spitze sein – ihre Prozesse sind es definitiv nicht. Um das zu ändern, sollten beispielsweise die Energieressourcen der Firmen auf erneuerbaren Energien basieren, sie könnten mehr recycelte Materialien verwenden und toxische Chemikalien aus den Produkten entfernen – all das würde dazu beitragen, ihre Treibhausgasemissionen zu senken.
Samsung Electronics beispielsweise – wegen seiner Rolle als Mobiltelefonhersteller und Hauptverkäufer von Technologiekomponenten einer der größten Tech-Riesen – hat es laut dem Bericht noch nicht geschafft, auf nachhaltige Produktionsstandards umzusteigen. Es erhielt ein D für seine minimale Nutzung von erneuerbarer Energie, während das Unternehmen Apple, das sich fast ausschließlich auf grüne Energiequellen verlegt hat, eine 1- bekam.
Der Stolperstein der Unternehmenstransparenz
Die Transparenz der Unternehmen stellte Greenpeace vor die größte Herausforderung bei der Vorbereitung des Berichts. Drei Unternehmen – Oppa, Vivo und Xiaomi – verweigerten Greenpeace schlichtweg jede Information über ihre Unternehmensprozesse. Doch auch bei den Unternehmen, die einen Nachhaltigkeits- oder CSR-Bericht zu Verfügung stellten, enthielt dieser nicht immer alle Details zu Leistung und Ressourcennutzung des Unternehmens. Der Bericht von Amazon, um nur ein Beispiel zu nennen, enthält weder Informationen über den Energieverbrauch des Unternehmens, noch über den Treibhausgas-Fußabdruck oder die Energieeffizienz seiner verschiedenen Produkte.
Das Ziel des Leitfadens für umweltfreundlichere Elektronik 2017 ist es, die Bereiche aufzuzeigen, in denen sich Technologieunternehmen verbessern müssen, um nicht nur Elektroschrott zu reduzieren, sondern auch ihren gesamten Produktionsprozess nachhaltiger zu gestalten. Der Leitfaden erschien das letzte Mal vor fünf Jahren im Jahr 2012.
In einer idealen Welt würde die Verbesserung der Produktionsprozesse des einen Unternehmens auch andere dazu inspirieren, es ihm gleich zu tun. Diese Hoffnung formuliert auch die Zusammenfassung des Greenpeace-Berichts:
„Es ist an der Zeit, seine Expertise dafür einzusetzen, den Produktionsprozess und die Nutzung elektronischer Geräte neu zu erfinden und so den ständig wachsenden Verbrauch der endlichen Ressourcen des Planeten und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen umzukehren. So kann ein zirkuläres und über erneuerbare Energien angetriebenes Geschäftsmodell entstehen, dem andere Branchen folgen können.“
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Laura Wagener und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.