„Der Klimawandel steht vor unserer Haustür!“ – Bericht vom internationalen Klima-Training im Wattenmeer

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Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Umwelt aus? Und wie können wir gemeinsam Kampagnen und Aktionen starten, um den Klimawandel zu stoppen? Das waren zentrale Fragen einer Klima-Trainingswoche, die vor kurzem im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer stattfand: Ein Erfahrungsbericht.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 20.06.12

Eine Gruppe von 20 junge TeilnehmerInnen aus 15 verschiedenen europäischen Ländern traf sich auf der nordfriesischen Hallig Langeness und in Husum mit Umweltexperten. Organisatoren waren der British Council, Youth in Action und GRID-Arendal, ein norwegisches Wissenszentrum, das mit dem Umwelt-Programm der Vereinten Nationen (UNEP) kooperiert.

Der lange Weg zum Naturschutzgebiet

Es ist kein Zufall, dass ein Seminar zum Klimawandel im Wattenmeer stattfindet. Das Wattenmeer zwischen Den Helder in den Niederlanden und dem dänischen Esbjerg ist die größte zusammenhängende Wattlandschaft der Welt und eines der letzten Gebiete in Europa, in dem Natur sich noch weitgehend vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann. Das Watt, die Salzwiesen und Dünen bieten Lebensraum für viele hoch spezialisierte Arten. Millionen Zugvögel rasten zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, mehrere Wochen im nahrungsreichen Wattenmeer. Sie tanken Energie für den weiten Weg in die Brutgebiete im hohen Norden bzw. die Winterquartiere in südlichen Gefilden. Die deutschen Teile des Wattenmeers wurden wegen ihrer Einzigartigkeit daher schon ab den 80er Jahren zu Nationalparks erklärt. Und seit 2009 ist das niederländische und deutsche Wattenmeer UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Weg zu dieser Anerkennung war lang und holperig. Heute sind viele Bewohner der Wattenmeer-Region überzeugte Anhänger ihres Nationalparks. „Die Einheimischen feiern nun jeden April im Rahmen der Ringelganstage gemeinsam mit Naturschützern die Wiederankunft der Ringelgänse nach dem Winter. Noch vor 20 Jahren war das unvorstellbar“, erzählt Dr. Peter Prokosch, Leiter von UNEP/GRID-Arendal, der sich seit den 70er Jahren für den Schutz des Wattenmeeres einsetzt. Der Nationalpark ist mittlerweile Anziehungspunkt für Touristen. Davon profitieren die Bewohner der Region, denn der Tourismus schafft bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Der Schutz der Ringelgänse hat die Natur den Menschen sogar ein Stück näher gebracht. Nun lassen sich die großen Schwärme aus nächster Nähe beobachten. Ein herausragendes Naturerlebnis!“ berichtet Dr. Peter Prokosch.

Wattenmehr in Gefahr

Trotz der umfassenden Schutzmaßnahmen ist das Wattenmeer in Gefahr. Die Auswirkungen des Klimawandels werden auch wir in den reichen Staaten bald sehen und spüren können. Unser Naturerbe beginnt sich zu verändern: Ganze Ökosysteme sind in Gefahr zusammenzubrechen und zu verschwinden. Durch die Klimaerwärmung erhöht sich zum einen die Temperatur des Meerwassers. Vom Menschen eingeschleppte Arten, wie etwa die zu Kulturzwecken eingeführten Pazifische Austern, profitieren hiervon. Sie überwachsen jetzt invasiv viele einheimische Muschelbänke. Zum anderen steigt der Meeresspiegel schneller als zuvor. „Das wirkt sich nicht nur auf das Ökosystem aus, auch die Bewohner der Küste müssen sich der veränderten Situation anpassen“, so Prof. Dr. Karsten Reise, Leiter der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts auf Sylt.

„Der Klimawandel steht schon vor unserer Haustür!“

Den TeilnehmerInnen der Klima- Trainingswoche vermittelten die Vorträge und Exkursionen in die einzigartige Naturlandschaft des Wattenmeers einen nachhaltigen Eindruck eines „Naturparadieses in Gefahr“. „Wir müssen unsere CO2-Emissionen drastisch reduzieren und Druck auf die Politiker ausüben!“ sagt Kriste, eine Teilnehmerin aus Litauen. Das Training gab den Teilnehmern die Möglichkeit, Ideen und Erfahrungen vergangener Anti-Klimawandel-Aktionen auszutauschen und eine Plattform für gemeinsame neue Projekte und Netzwerke zu gründen. Jade, eine Teilnehmerin aus England: „Das Training hier hat mich inspiriert und motiviert aktiv zu werden. Wir müssen unbedingt handeln! Der Klimawandel steht schon vor unserer Haustür“.

Infos und Tipps zum Schutz des Wattenmeers

 

Über die Autorin: Isabella Mahler, 25, studiert Geographie (M.Sc.) an der Uni Bonn – sie ist 2006 über ihr freiwilliges ökologisches Jahr bei der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. zum Natur- und Umweltschutz gekommen.

 

MARKIERT MIT
Plastic Ocean – Plastikinseln im Meer

Täglich produzieren wir gewaltige Mengen an Müll, ein großer Teil davon besteht aus Plastik. Dieses sehr langlebige Material landet in unseren Meeren und sammelt sich dort zu Plastikinseln von enormen Ausmaßen. Das ist nicht folgenlos für unsere Ozeane und seine Bewohner.