Der digitale Supermarkt Greenspoon ermöglicht nachhaltiges Einkaufen in Kenia

Das kenianische Lebensmittelunternehmen Greenspoon bietet über seine Website und eine mobile App nachhaltige Produkte an und legt deren Herkunft offen.

Autor Joseph Maina:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 19.02.24

Viele der in Europa erhältlichen Lebensmittel unterliegen Regulierungen zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln. Seit 2002 ist in der EU das Allgemeine Lebensmittelgesetz in Kraft, das die Rückverfolgbarkeit für alle Lebens- und Futtermittelunternehmen vorschreibt. Das Gesetz fördert die Transparenz in der Lebensmittelvertriebskette und ermöglicht Verbraucher*innen, sich über die Herkunft ihrer Lebensmittel informieren zu können. Auf dem Lebensmittelmarkt in Kenia und in vielen anderen Teilen Afrikas gibt es dagegen kaum Möglichkeiten, den Ursprung der Lebensmittel zurückzuverfolgen.

Aus diesem Grund hat Greenspoon, ein in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ansässiger Lebensmittellieferdienst, eine Supermarkt-App auf den Markt gebracht und leistet damit Pionierarbeit. Das Unternehmen will nachhaltige Praktiken in seinem Lebensmittelgeschäft fördern und gleichzeitig das Einkaufserlebnis der Kund*innen verbessern.

Bei Greenspoon, das sich teilweise im Besitz eines niederländischen Investorenkonsortiums befindet, war in den sieben Jahren seines Bestehens in Kenia Nachhaltigkeit der Dreh- und Angelpunkt seiner Tätigkeit. Das Unternehmen unterstreicht außerdem die Rückverfolgbarkeit seiner Produkte als Kernstück seiner Arbeit, einer Premiere in Kenia.

„Transparenz bei der Beschaffung von Lebensmitteln ist ein entscheidender Aspekt unserer Tätigkeit. Zwar haben einige kenianische Unternehmen damit begonnen, die Rückverfolgbarkeit einzuführen, doch ist dies immer noch ein neuer Trend. Unsere App erreicht dies, indem sie detaillierte Informationen über die Herkunft unserer Produkte einschließlich der beteiligten Landwirte und Erzeuger, bereitstellt. Das ist auf dem kenianischen Markt von entscheidender Bedeutung, da die Verbraucher zunehmend nach gesunden und lokal erzeugten Produkten suchen und es Vertrauen schafft, wenn sie wissen, woher ihre Lebensmittel stammen.“

Über seine Website und jetzt auch über eine mobile App kann Greenspoon seinen Nischenmarkt effektiver bedienen: moderne, einkommensstarke Frauen, die vor allem in Familien leben. „Wir sprechen diejenigen an, die Wert auf gesunde, frische und leckere Produkte legen, darunter Bio-Produkte, Premium-Weine, Fisch, Fleisch, Brot und Baguette. Unser Schwerpunkt liegt darauf, das Leben zu feiern, freundlich und optimistisch zu sein“, erklärte Greenspoon gegenüber RESET.

Die App, die seit Juni 2022 verfügbar ist, wurde im Dezember 2023 bereits über 10.000 Mal im Google Playstore heruntergeladen. Das Unternehmen rechnet mit einem starken Wachstum im Jahr 2024.

Ein lokaler Fokus macht Greenspoon zu einem relevanten Dienst

Laut Greenspoon erleichtert die App seinen Kund*innen den Zugang zu einem breiten Produktsortiment und bietet ihnen ein nahtloses Einkaufserlebnis, das Zeit und Mühe sparen soll. Die App wurde so konzipiert, dass sie in lokale Plattformen und andere Technologien integriert werden kann.

„Unsere App ist so konzipiert, dass sie harmonisch mit der bestehenden Infrastruktur und dem digitalen Ökosystem in Kenia zusammenarbeitet. Dies gewährleistet ein reibungsloses Erlebnis für unsere Nutzer, von den Zahlungsmethoden bis hin zur Lieferlogistik, und macht sie für den kenianischen Markt äußerst relevant. Für uns bedeutet das, dass wir mit Services wie MPESA, PesaPal und Ipay zusammenarbeiten“, erklärt Greenspoon.

Der Katalog von Greenspoon enthält eine breite Palette an nachhaltigen kenianischen Lebensmitteln und Haushaltswaren, wie zum Beispiel nitrat- und nitritfreien Speck, Windeln aus Bambus und giftfreie Reinigungsprodukte. Außerdem setzt Greenspoon auf plastikfreie Verpackungen – ein wichtiger Schritt in einem Markt, in dem der Plastikverbrauch minimiert werden soll.

Kenia hat 2017 die Verwendung von Einwegplastik verboten. Damals haben die Supermärkte des Landes jährlich mindestens 100 Millionen Plastiktüten produziert. Doch trotz der Verabschiedung der Gesetzgebung hat Kenia immer noch mit unerwünschtem Plastik im Einzelhandel zu kämpfen. Berichte weisen sogar auf einen Wiederanstieg der Verwendung von verbotenem Plastik für Verpackungen hin.

Ein weiterer Beweis für seine Nachhaltigkeitsbemühungen ist, dass Greenspoon Elektrofahrzeuge einsetzt, um seine Produkte klimaneutral nach Hause zu liefern.

Transparenz ist das Herzstück, das die Plattform von anderen unterscheidet

Trotz der Präsenz ähnlicher Apps auf dem Markt sagt Greenspoon, dass die starke Betonung der Gesundheit und Frische seiner Produkte sowie sein Engagement für vollständige Transparenz bei der Beschaffung von Lebensmitteln die App einzigartig in der Region und darüber hinaus macht.

Durch die Verankerung der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln in seinem Modell will Greenspoon bei seinen Kund*innen und Netzwerken allmählich ein Bewusstsein für dieses entscheidende Element im Lebensmittelgeschäft schaffen und damit den Weg für eine breitere Übernahme ebnen. Das Unternehmen sagt, es habe im Laufe der Zeit eine Gemeinschaft aufgebaut, die sich bewusst ist, was sie isst und wie sie einkauft.

Trotz einiger politischer Maßnahmen, die den Rahmen für die Rückverfolgbarkeit verschiedener Lebensmittel vorgeben, entzieht sich der Lebensmittelmarkt in Ostafrika weitgehend einer Rückverfolgbarkeit. Expert*innen verweisen auf die zersplitterten Lieferketten und die große Anzahl von Zwischenhändlern auf jeder Stufe. Das macht es schwierig, die Herkunft vieler Produkte auf dem Lebensmittelmarkt zu ermitteln.

In letzter Zeit wurde daher der Ruf nach mehr Investitionen in die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln in Kenia lauter, unter anderem durch den Einsatz digitaler Technologien, ähnlich dem Online-Supermarkt von Greenspoon.

Jenga Green Library will Kenias Gebäude mit nachhaltigen Lösungen umgestalten

Ein mangelndes Bewusstsein, zu hohe Preise und schwer zugängliche Informationen behindern nachhaltiges Bauen in Kenia. Die Jenga Green Library könnte hier Abhilfe schaffen.

Drop Access
Solar-Kühlschränke bringen Impfstoffe in abgelegene Gebiete in Kenia

Mit einem solarbetriebenen, tragbaren Kühlschrank erhalten einige der entlegensten Gemeinden Kenias Zugang zu lebensrettenden Impfstoffen.

Die technologiebasierte Versicherung von Pula bietet Schutz und Chancen für gefährdete Kleinbäuer*innen

Schon jetzt sind vor allem Landwirt*innen vom Klimawandel betroffen. Spezielle Versicherungssysteme könnten ihnen helfen.

Essbare Elektronik: Mit verdaulichen Robotern und nahrhaften Drohnen Elektroschrott reduzieren

Schon mal von essbarer Elektronik gehört? Klingt nach einem Widerspruch, könnte aber - neben anderen Vorteilen - eine Lösung gegen Elektroschrott sein.

Nachhaltige Software: Wie freie Lizenzen helfen, unsere Ressourcen zu erhalten

Software ist eine systemrelevante Ressource unserer Gesellschaft geworden. Freie Lizenzen garantieren ihre langfristige Verfügbarkeit. Darüber hinaus kann der Einsatz freier Software auch direkt und indirekt natürliche Ressourcen schonen.

©
Wie OpenOlitor der Landwirtschaft hilft: Per Open-Source gegen die Big-Player

OpenOlitor ist ein Verwaltungs-Tool für die Solidarische Landwirtschaft, das dank Open-Source komplett kostenlos funktioniert. Gleichzeitig ist es besonders flexibel, einfach einsetzbar und macht Großkonzernen einen Strich durch die Rechnung.

Wie viel Geld fließt tatsächlich in Klimamaßnahmen? Ein neues Modell gibt Antworten

ETH-Forschende haben ein neues Modell vorgestellt, das mithilfe von maschinellem Lernen Ungenauigkeiten in der globalen Klimafinanzierung aufdeckt.

NFTs: Der Hype, die Klimakosten und eine grünere Zukunft

So schnell, wie NFTs die Kunstszene gestürmt haben, so schnell wurde auch die Kritik an ihrem ökologischen Fußabdruck laut. Aber geht Blockchain-Technologie und digitale Kunst auch in nachhaltig?