Zu Beginn des Monats sprachen wir mit dem Team von Watch the Med. Sie haben das Alarmphone ins Leben gerufen. Eine Hotline, die Flüchtlingen in Seenot zur Hilfe kommt. Denn selbst wenn die tatsächliche Entfernung, die die Flüchtlinge über das Meer zurücklegen nicht sehr groß ist (von Lampedusa nach Sizilien etwa sind es nur ca. 200km), ist die Überfahrt dennoch ein langer und vor allem lebensgefährlicher Weg. Skrupellose Schlepper fahren auf veralteten und überfüllten Booten über die offene See. Geraten sie in Seenot, sind sie meist hilflos, ebenso wie gegen illegale sogenannte „push back“-Aktionen, bei denen die Küstenwache versucht, Boote kurz vor Erreichen der europäischen Küste zurückzudrängen.
Um zu helfen, gründeten AktivistInnen aus verschiedenen europäischen Ländern sowie Marokko und Tunesien das „Watch the Med“-Netzwerk. Über eine eigene Hotline können Flüchtlinge in Gefahrensituationen auf See das Team alarmieren und Hilfe anfragen. Seit seiner Gründung im Oktober 2014, wurde das Alarmphone bereits mehrfach angefunkt. Das Watch-the-Med-Team konnte so bereits 12 Leben retten und hunderte Menschen sicher zur europäischen Küste lotsen.
Wie dringend notwendig die direkte Hilfe für Flüchtlinge in Seenot ist, haben auf erschreckende Weise die Nachrichten der vergangenen Tage gezeigt. Im April kenterte ein Boot mit über 700 Menschen an Bord vor der lybischen Küste. 28 Passagiere konnten gerettet werden, alle anderen ertranken. Carlotta Sami, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sagte dem TV-Sender RAInews24 gegenüber, es handle sich möglicherweise um „eine der größten Tragödien im Mittelmeer“.
Wie das Alarmphone funktioniert und was passiert, nachdem ein Hilferuf eingegangen ist, beschreibt das Watch-the-Med-Team so:
Wir versuchen herauszufinden, wo genau sich das Boot befindet und leiten dann die Informationen an die für dieses Gebiet zuständige Küstenwache weiter. Wir versuchen auch, den Kontakt mit den Menschen im Boot und der Küstenwache zu halten, um herauszufinden, ob die Rettungsaktion auch tatsächlich durchgeführt wird. Wenn das nicht passiert, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, um öffentlichen Druck aufzubauen. Eines unserer Hauptanliegen ist es, Rettungsmaßnahmen zu beobachten und zu dokumentieren und die Fälle, in denen nur unzureichende Maßnahmen ergriffen wurden (oder gar nichts unternommen wurde) bekannt zu machen. Auch leiten wir Beweisaufnahmen in Fällen ein, in denen illegale „push back“-Aktionen gelaufen sind und sammeln die entsprechenden Informationen. Wenn wir können, unterstützen wir auch die Menschen aktiv während der Rettungsaktion.
Weitere Infos zur Arbeit des Watch-the-Med-Teams gibt´s auf watchthemed.net.
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