Stecker adé : Das Elektroauto von morgen lädt sich kabellos selbst auf

Das Gründerteam von Blue Inductive: Florian Reiners, Benriah Goeldi, Johannes Tritschler und Johannes Mayer (v.l.)

„The future of wireless power“ – nicht weniger hat sich Blue Inductive auf die Fahnen geschrieben. Mit der Technologie des Freiburger Startups können E-Autos schnell und kabellos geladen werden.

Autor*in Lydia Skrabania, 18.11.16

Übersetzung Marisa Pettit:

Autonome E-Autos und -Busse sind die Zukunft – und sie werden die persönliche Mobilität fundamental verändern, davon sind die vier Gründer von Blue Inductive überzeugt. Das Einstecken eines Ladekabels sei dann „absolut nicht mehr zeitgemäß“, sagt Florian Reiners, einer der Mitgründer. „Oder kannst du dir vorstellen, das Fahrzeug über dein Smartphone zum Parken aufzufordern und ihm dann zu Fuß in die Tiefgarage zu folgen, um das Kabel anzuschließen?“

Blue Inductive setzt hier an und bietet eine Technologie zum berührungslosen Laden. Diese kann mit kabelgebundenen Ladesystemen inzwischen gut mithalten. „Wir konnten bereits ein kabelloses Schnellladegeräte mit Wirkungsgraden von 95 Prozent bei einer Ladeleistung von 22 kW realisieren und haben damit schon vor etwa zwei Jahren den Benchmark gesetzt“, so Reiners gegenüber RESET. „Das ist genug, um viele Elektroautos in unter einer Stunde aufzuladen, bei geringeren Verlusten als heute gängigen kabelgebundenen Ladegeräten.“

Das elektromagnetische Induktionssystem könne zudem so in die Infrastruktur integriert werden, dass das Stadtbild erhalten bleibe, zugleich fiele der Wartungsaufwand aufgrund von Verschleiß oder Vandalismus wie bei gängigen Ladestationen weg. Ein weiterer Vorteil der Technologie sei, dass Energie nicht nur vom Stromnetz zum Fahrzeug, sondern bidirektional, also auch vom Fahrzeug zum Stromnetz übertragen werden könne. „Damit können wir perspektivisch ein riesiges Speicherpotenzial in Form eines Schwarms von Elektroautos erschließen und so den Ausbau hin zu einer hundertprozentigen Versorgung aus regenerativen Energiequellen wesentlich beschleunigen“, sagt Reiners.

Wireless Power auch für die Industrie

Neben dem Automotive-Bereich sieht das aus dem Fraunhofer Institut ausgegründete Unternehmen ein großes Potenzial für seine Lösung bei mobilen Industrierobotern, beispielsweise autonomen Fertigungsrobotern oder Gabelstaplern. Denn diese Systeme werden durch Batterien versorgt und müssen natürlich regelmäßig geladen werden. Das Freiburger Startup will hier auch seinen Markteintritt wagen. Erste Feldtests zusammen mit Schlüsselkunden seien für Mitte des kommenden Jahres geplant, Ende 2017 will Blue Inductive mit dem ersten Produkt, einem Schnellladegerät für mobile Roboter, in Serienproduktion gehen.

Mittel- bis langfristig wolle sein Unternehmen aber auch den Automotive-Bereich erobern, so Reiners. „Letzten Endes sind ja autonome Autos auch nichts anderes als Roboter, so dass wir hier mit den gleichen Vorteilen punkten können.“

Auch Highways England testet zurzeit ein innovatives System, das mehr Menschen zum Wechsel zu Elektrofahrzeugen überzeugen könnte. Der Plan: Spezielle Fahrbahnen auf der Autobahn, die E-Autos kabellos während der Fahrt aufladen: British Induction: Eine Autobahn, die dein Elektroauto lädt, während du fährst

Ist Elektromobilität die Fortbewegung der Zukunft? Um diese Frage dreht sich unsere neue Publikation Mit E-Mobilität zur zukunftsfähigen Stadt – jetzt downloaden!

Du willst auf dem aktuellen Stand bleiben? Alle News zu Elektromobilität findest du hier: RESET-Spezial E-Mobility

E-Autos für die Energiewende…

…nicht als E-Mobilität, sondern als Stromspeicher. Ein Joint Venture von Daimler & Co nutzt ein System aus Auto-Akkus, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Elektromobilität: Ich tanke zu Hause!

Für viele Autofahrer ist ein Elektro-Fahrzeug (noch) nicht besonders attraktiv. Das Münchner Startup eeMobility bietet einen Komplett-Service, der den Zugang zur E-Mobilität erleichtern könnte.

Kopflos: Schweizer Post testet selbstfahrende E-Busse im Nahverkehr

Die sogenannten SmartShuttles sollen den öffentlichen Nahverkehr in wenig besiedelten oder schlecht erschlossenen Gebieten ergänzen. Zwei der Elektrobusse rollen seit August durch die Innenstadt des Schweizer Städtchens Sitten.

Smart Grid – Die Hoffnung der Energiewende?

Bis zum Jahre 2020 soll ein Drittel des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen, die großen Kohle- und Atomkraftwerke sollen bis dahin abgedankt haben. Viel wird in den Medien und der Politik über die hohen Kosten der Energiewende gesprochen. Warum können wir nicht einfach die Energiequellen austauschen und was wird sich alles bei der Energiewende verändern müssen?

1978851_616154448450869_253837647_n
©
TATENDRANG: PlugSurfing – Elektroauto tanken einfach gemacht!

Was es noch braucht zum Siegeszug der E-Autos? Neben erschwinglichen Modellen ein dichtes Netz an leicht zugänglichen Ladestationen. Die App PlugSurfing will dabei helfen. Wir sprachen mit Adam Woolway darüber, wie PlugSurfing funktioniert und wieso diese App dringend nötig ist.

Die Energiewende – kann sie gelingen?

Die Energiewende ist in aller Munde. Sie scheint ein Allheilmittel für eine zukunftsfähige Welt zu sein, aber auch permanentes Streitthema. Sie soll vom Atom unabhängig machen, den Klimawandel stoppen helfen - und ist angeblich unbezahlbar. Stimmt das? Was genau ist diese Energiewende eigentlich?