Autonome E-Autos und -Busse sind die Zukunft – und sie werden die persönliche Mobilität fundamental verändern, davon sind die vier Gründer von Blue Inductive überzeugt. Das Einstecken eines Ladekabels sei dann „absolut nicht mehr zeitgemäß“, sagt Florian Reiners, einer der Mitgründer. „Oder kannst du dir vorstellen, das Fahrzeug über dein Smartphone zum Parken aufzufordern und ihm dann zu Fuß in die Tiefgarage zu folgen, um das Kabel anzuschließen?“
Blue Inductive setzt hier an und bietet eine Technologie zum berührungslosen Laden. Diese kann mit kabelgebundenen Ladesystemen inzwischen gut mithalten. „Wir konnten bereits ein kabelloses Schnellladegeräte mit Wirkungsgraden von 95 Prozent bei einer Ladeleistung von 22 kW realisieren und haben damit schon vor etwa zwei Jahren den Benchmark gesetzt“, so Reiners gegenüber RESET. „Das ist genug, um viele Elektroautos in unter einer Stunde aufzuladen, bei geringeren Verlusten als heute gängigen kabelgebundenen Ladegeräten.“
Das elektromagnetische Induktionssystem könne zudem so in die Infrastruktur integriert werden, dass das Stadtbild erhalten bleibe, zugleich fiele der Wartungsaufwand aufgrund von Verschleiß oder Vandalismus wie bei gängigen Ladestationen weg. Ein weiterer Vorteil der Technologie sei, dass Energie nicht nur vom Stromnetz zum Fahrzeug, sondern bidirektional, also auch vom Fahrzeug zum Stromnetz übertragen werden könne. „Damit können wir perspektivisch ein riesiges Speicherpotenzial in Form eines Schwarms von Elektroautos erschließen und so den Ausbau hin zu einer hundertprozentigen Versorgung aus regenerativen Energiequellen wesentlich beschleunigen“, sagt Reiners.
Wireless Power auch für die Industrie
Neben dem Automotive-Bereich sieht das aus dem Fraunhofer Institut ausgegründete Unternehmen ein großes Potenzial für seine Lösung bei mobilen Industrierobotern, beispielsweise autonomen Fertigungsrobotern oder Gabelstaplern. Denn diese Systeme werden durch Batterien versorgt und müssen natürlich regelmäßig geladen werden. Das Freiburger Startup will hier auch seinen Markteintritt wagen. Erste Feldtests zusammen mit Schlüsselkunden seien für Mitte des kommenden Jahres geplant, Ende 2017 will Blue Inductive mit dem ersten Produkt, einem Schnellladegerät für mobile Roboter, in Serienproduktion gehen.
Mittel- bis langfristig wolle sein Unternehmen aber auch den Automotive-Bereich erobern, so Reiners. „Letzten Endes sind ja autonome Autos auch nichts anderes als Roboter, so dass wir hier mit den gleichen Vorteilen punkten können.“
Auch Highways England testet zurzeit ein innovatives System, das mehr Menschen zum Wechsel zu Elektrofahrzeugen überzeugen könnte. Der Plan: Spezielle Fahrbahnen auf der Autobahn, die E-Autos kabellos während der Fahrt aufladen: British Induction: Eine Autobahn, die dein Elektroauto lädt, während du fährst