Das Ampelsystem der Zukunft?

Das KI-basierte Green4Transport-Ampelsystem könnte Verkehrsströme auch im großen Rahmen steuern.

Im Hamburger Hafen wird ein KI-basiertes Ampelsystem entwickelt, das Verkehrsströme effizienter steuern soll.

Autor*in Thorge Jans, 09.07.19

Übersetzung Thorge Jans:

Die grüne Welle ist wohl der Traum eines jeden Verkehrsteilnehmers. Eine grüne Ampel spart aber nicht bloß Zeit, sondern auch Kraftstoff. Gerade bei größeren Fahrzeugen wie LKWs oder Bussen sind diese Einsparpotenziale enorm. Die Hamburg Port Authority (HPA) testet momentan das Projekt „Green4Transport“ im Hamburger Hafen. Ziel ist die Optimierung des Verkehrsflusses, indem Fahrzeuge untereinander und mit Ampeln vernetzt werden.

Gerade für LKWs erweist sich das Prinzip der gegenseitigen Standortübertragung als effizient: Durch das Grünschalten der Ampel müssen die Fahrzeuge dann nicht bremsen, an der roten Ampel halten und wieder anfahren. Das spart Kraftstoff – vor allem im Vergleich zu bremsenden und anfahrenden PKWs. Auch das Fahren im Konvoi spart Sprit: Nähern sich mehrere LKWs einer Kreuzung, wobei die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange fahren, schaltet die Ampel dort automatisch auf grün. Staus werden so verhindert und die Schadstoffbelastung reduziert. Außerdem können sich nähernde Notarztwagen die Ampelkreuzungen sicherer passieren. Und auch Fahrzeuge, die eine große Anzahl an Passagieren befördern, erhalten Vorzug.

Die Vernetzung von Fahrzeugen, Ampelsystemen und Verkehrsschildern erfolgt mithilfe eines speziell für den Straßenverkehr angepassten WLAN-Standards mit der Übertragungstechnologie ITS-G5 (WLAN 802.11p). Untereinander kommunizieren die Fahrzeuge per Vehicle-to-X (V2X) oder Car-to-X. Die hierfür notwendige Technologie stammt von dem niederländischen Unternehmen NXP, das an zahlreichen Testläufen für die V2X-Kommunikation beteiligt ist. In Echtzeit werden die Fahrzeuge mit den Ampelsystemen, Verkehrsschildern und den anderen Fahrzeugen in einem bestimmten Umkreis vernetzt. Kai Gerullis, Pressesprecher der HPA, erklärte gegenüber RESET:

Zu den großen Herausforderungen des Projekts gehört vor allem die reibungslose Kommunikation der Systeme untereinander. Zudem müssen die Anforderungen der DSGVO umgesetzt und das Projekt reibungslos in bestehende verkehrstechnische Systeme integriert werden.

Das Green4Transport-Projekt soll als Pilotprojekt bis 2021, pünktlich zum in Hamburg stattfindenden Weltkongress „Intelligent Traffic Systems“ fertiggestellt werden. Laut Gerullis wird die praktische Testphase des Projektes voraussichtlich im Jahr 2020 stattfinden. Neben der HPA sind auch Siemens, Technolution, Hamburg Verkehrsanlagen und SCANIA an dem Green4Transport-Projekt beteiligt.

Aktuell wird das Green4Transport-Projekt im öffentlichen Verkehrsraum in einem eng eingegrenzten Verkehrsgebiet getestet. Der flächendeckende Einsatz in diesem Test-Projekt sei, so Kai Gerullis nicht vorgesehen, könnte in potenziellen Nachfolgeprojekten jedoch umgesetzt werden.

Ob sich das Projekt aber auch in einer wimmelnden Großstadt mit ihren zahlreichen Verkehrsteilnehmern, Straßenkreuzungen und Unberechenbarkeiten einsetzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Und natürlich kann ein solches Projekt im Rahmen der Verkehrswende nur ein Teilaspekt der Lösung sein: Schnellstmöglich muss eine Abkehr von fossilen Treibstoffen erfolgen, E-Mobilität ist hier die die Zukunft.

Wie kann KI im Umwelt- und Klimaschutz wirkungsvoll eingesetzt werden? Welche spannenden Projekte gibt es? Was sind die sozial-ökologischen Risiken der Technologie und wie sehen Löungen aus? Antworten und konkrete Handlungsempfehlungen geben wir in unserem Greenbook(1) „KI und Nachhaltigkeit – Können wir mit Rechenleistung den Planeten retten?“.

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