In den letzten Jahren sahen sich die Modehändler vermehrt mit der Tatsache konfrontiert, dass Verbraucher nachhaltigere Produktions- und Lieferketten fordern. Laut dem letztjährigen McKinsey-Bericht mit dem Titel „The State of Fashion“ wird Nachhaltigkeit zu einem Schlüsselfaktor für Kaufentscheidungen, wobei mehr als 65 Prozent der Verbraucher aktiv nach nachhaltiger Mode suchen.
Während die Branche von Jahr zu Jahr wächst, steigt auch das Umweltbewusstsein der Mode-Konsumenten. Slow Fashion, ethisch produzierte und nachhaltige Kleidung, Upcycling und Recycling, Miet-Kleidung – das sind alles Trends, die allmählich Teil der Modeindustrie werden, auch der sogenannten Fast Fashion.
Wie das World Resources Institute jedoch betont, fehlen uns immer noch wichtige Daten aus der Bekleidungsindustrie. Nicht nur der CO2-Fußabdruck der Branche ist unbekannt, sondern auch die genaue Menge an Abfall, die anfällt. Reverse Resources schätzt optimistisch, dass jedes Jahr 40 Milliarden Quadratmeter Textilabfälle entstehen (genug, um Estland komplett abzudecken), aber es könnten bis zu 120 Milliarden Quadratmeter sein (entspricht der Fläche von Nordkorea!). Und dabei sprechen wir hier nur über den Abfall – kaum vorstellbar, wie die Zahlen für alle tatsächlich verwendeten Ressourcen aussehen.
Der Plan, die Modeindustrie in einen Kreislauf zu wandeln
Gemäß dem Motto „waste is design gone wrong“, hat Inga Budde Design for Circularity im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Internationalen Modeakademie ESMOD in Berlin entwickelt. Basierend auf dem Cradle-to-Cradle-Prinzip, das darauf abzielt, effiziente, abfallfreie Systeme zu schaffen, hat sie mit Design for Circularity eine erweiterte Closed-Loop-Plattform entwickelt, die helfen soll:
„gemeinsam mit zukunftsweisenden Marken nachhaltige Produkte zu kreieren und eine Infrastruktur zwischen allen Beteiligten zu etablieren, die die Produkte im Kreislauf hält und Vorteile für alle schafft.“
Es ist der Versuch, die Bekleidungsindustrie zu revolutionieren und sie von einem linearen System zu lösen, das voller Produkte ist, die nicht darauf ausgelegt sind, recycelt zu werden, hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit Produkten aus vollständig wiederverwertbaren Materialien. Es soll Materialentwickler, Circular Design, Kreislauf-Einzelhandelsmodelle und geschlossene Recyclingtechnologien, die alle den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgen, verbinden, um Produkte zu schaffen, die bis weit in die Zukunft wiederverwendet und recycelt werden können. Im Kreislauf wird der Wert der Materialien maximal ausschöpft, Fasern werden wieder und wieder verwendet, bis ihre Qualität es nicht mehr erlaubt.
Transparenz und Rückverfolgbarkeit sind auch in diesem erweiterten Modell des geschlossenen Kreislaufs entscheidend. Jedes Produkt wird mit einem scanbaren QR-Code geliefert, der alle Informationen über den Lebenszyklus des Produkts enthält und darüber, wie und wo es recycelt werden kann. So können alle relevanten Informationen über die verwendete Materialien, den Vertrieb und sogar beteiligte Recycling- und Sortierfirmen jederzeit überprüft werden.
Jeder Textilhersteller oder jede Modemarke kann mit Design for Circularity zusammenarbeiten, um Kleidungsstücke nach diesen Prinzipien zu produzieren. Die Plattform mag noch ganz am Anfang stehen, aber es ist ein Projekt, das zeigt, dass grundlegende Veränderungen in der Modeindustrie möglich sind und dass Technologien existieren, um Textilien wiederverwendbar und recycelbar zu machen. Und in einer Welt, in der genug Abfall anfällt wird, um Kraftwerke anzutreiben – so zum Beispiel in Schweden, kann das nur gut sein.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Julian Furtkamp und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.