Da schließt sich der Kreis: Mit einer Cradle to Cradle-Plattform für Mode

Die Designberatung Design for Circularity möchte echte Nachhaltigkeit in der Modebranche erreichen – durch einen erweiterten Ressourcenkreislauf, der Abfall reduziert.

Autor*in Ana Galán Herranz, 19.12.17

In den letzten Jahren sahen sich die Modehändler vermehrt mit der Tatsache konfrontiert, dass Verbraucher nachhaltigere Produktions- und Lieferketten fordern. Laut dem letztjährigen McKinsey-Bericht mit dem Titel „The State of Fashion“ wird Nachhaltigkeit zu einem Schlüsselfaktor für Kaufentscheidungen, wobei mehr als 65 Prozent der Verbraucher aktiv nach nachhaltiger Mode suchen.

Während die Branche von Jahr zu Jahr wächst, steigt auch das Umweltbewusstsein der Mode-Konsumenten. Slow Fashion, ethisch produzierte und nachhaltige Kleidung, Upcycling und Recycling, Miet-Kleidung – das sind alles Trends, die allmählich Teil der Modeindustrie werden, auch der sogenannten Fast Fashion.

Wie das World Resources Institute jedoch betont, fehlen uns immer noch wichtige Daten aus der Bekleidungsindustrie. Nicht nur der CO2-Fußabdruck der Branche ist unbekannt, sondern auch die genaue Menge an Abfall, die anfällt. Reverse Resources schätzt optimistisch, dass jedes Jahr 40 Milliarden Quadratmeter Textilabfälle entstehen (genug, um Estland komplett abzudecken), aber es könnten bis zu 120 Milliarden Quadratmeter sein (entspricht der Fläche von Nordkorea!). Und dabei sprechen wir hier nur über den Abfall – kaum vorstellbar, wie die Zahlen für alle tatsächlich verwendeten Ressourcen aussehen.

Der Plan, die Modeindustrie in einen Kreislauf zu wandeln

Gemäß dem Motto „waste is design gone wrong“, hat Inga Budde Design for Circularity im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Internationalen Modeakademie ESMOD in Berlin entwickelt. Basierend auf dem Cradle-to-Cradle-Prinzip, das darauf abzielt, effiziente, abfallfreie Systeme zu schaffen, hat sie mit Design for Circularity eine erweiterte Closed-Loop-Plattform entwickelt, die helfen soll:

„gemeinsam mit zukunftsweisenden Marken nachhaltige Produkte zu kreieren und eine Infrastruktur zwischen allen Beteiligten zu etablieren, die die Produkte im Kreislauf hält und Vorteile für alle schafft.“

Es ist der Versuch, die Bekleidungsindustrie zu revolutionieren und sie von einem linearen System zu lösen, das voller Produkte ist, die nicht darauf ausgelegt sind, recycelt zu werden, hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit Produkten aus vollständig wiederverwertbaren Materialien. Es soll Materialentwickler, Circular Design, Kreislauf-Einzelhandelsmodelle und geschlossene Recyclingtechnologien, die alle den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgen, verbinden, um Produkte zu schaffen, die bis weit in die Zukunft wiederverwendet und recycelt werden können. Im Kreislauf wird der Wert der Materialien maximal ausschöpft, Fasern werden wieder und wieder verwendet, bis ihre Qualität es nicht mehr erlaubt.

Transparenz und Rückverfolgbarkeit sind auch in diesem erweiterten Modell des geschlossenen Kreislaufs entscheidend. Jedes Produkt wird mit einem scanbaren QR-Code geliefert, der alle Informationen über den Lebenszyklus des Produkts enthält und darüber, wie und wo es recycelt werden kann. So können alle relevanten Informationen über die verwendete Materialien, den Vertrieb und sogar beteiligte Recycling- und Sortierfirmen jederzeit überprüft werden.

Jeder Textilhersteller oder jede Modemarke kann mit Design for Circularity zusammenarbeiten, um Kleidungsstücke nach diesen Prinzipien zu produzieren. Die Plattform mag noch ganz am Anfang stehen, aber es ist ein Projekt, das zeigt, dass grundlegende Veränderungen in der Modeindustrie möglich sind und dass Technologien existieren, um Textilien wiederverwendbar und recycelbar zu machen. Und in einer Welt, in der genug Abfall anfällt wird, um Kraftwerke anzutreiben – so zum Beispiel in Schweden, kann das nur gut sein.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Julian Furtkamp und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

Ecoalf verwandelt Müll aus dem Meer in nachhaltige Mode

Ein spanisches Modeunternehmen produziert hochwertige Upcycling-Kleidung aus alten und ausgemusterten Plastikflaschen, Fischernetzen und sogar Reifen.

_dsc1367
FoodLoop
Kreislaufwirtschaft digital weitergedacht

Kreislaufwirtschaft fängt – wie das Wort schon suggeriert – nicht erst beim Recycling an, sondern zielt darauf ab, dass grundsätzlich weniger Abfall entsteht. Neben der schlauen Produktentwicklung bringt die Digitalisierung zusätzlich Schwung in die Sache.

Sei ein Teil der Fashion Revolution Week 2017

Diese Woche ist die Fashion Revolution Week 2017. Die weltweite Kampagne fordert einen revolutionären Wandel in der Modebranche. Dazu gehört mehr Transparenz in den Lieferketten und weniger umweltschädliche Produktionspraktiken. Auch du kannst dich jetzt engagieren.

Zero Waste Fashion – das Slow Food der Textilbranche

Weihnachten, Silvester, Geburtstag – jeder Anlass schreit nach einem neuen Fummel. 72 Milliarden geben die Deutschen jährlich für Bekleidung aus. Doch in der Ökobilanz fordert die Fast Fashion Industrie einen hohen Preis. Zero Waste setzt zum Gegenschlag an.

Denken in Kreisläufen – Die Circular Economy als Schlüssel für nachhaltiges Wirtschaften?

Die Idee einer Wirtschaft ohne Müll macht sich breit! Das viel diskutierte Model der Circular Economy - oder auch Kreislaufwirtschaft - verspricht nachhaltiges Wirtschaften zu belohnen - und das nicht nur mit Karmapunkten. Haben wir die Blaupause für eine faire Wirtschaft gefunden, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Profit vereint? 

glimpse_imprint
©
Glimpse Clothing – Faire Mode mit Beziehungen

Glimpse Clothing ist Menschenrechtsinitiative und Modelabel in einem: die Kleider werden von Frauen genäht, die auf dem regulären Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben. Und über ein eingenähtes Etikett in den Kleidern können die KäuferInnen auf der Webseite Näheres über die Lebensgeschichten der Näherinnen erfahren.

12834_101324426562287_4821958_n
©
Sampling Mode oder: Jacke wird Hose

Das Berliner Modelabel Schmidttakashi macht Mode aus abgelegten Kleidern: gespendete Kleider bekommen bei den Berlinerinnen Eugenie Schmidt und Mariko Takahashis durch ein aufwändiges Sampling ein zweites Leben. Der Clou bei der Sache: die Spender können per Codenummer nachvollziehen, was aus ihrem aussortierten Stück geworden ist.

Cradle to Cradle – Recycling rund gemacht

Fabriken, deren „Abwasser“ Trinkwasserqualität hat, Kleidung, die kompostierbar ist oder zu Nahrung für Pflanzen und Tiere wird? Geräte, die an den Händler zurückgegeben werden können, um zu einem neuen Fernseher, Telefon oder Stuhl zu werden? Cradle to Cradle will das möglich machen.