Sport for Social Change – Sport für eine zukunftsfähige Welt

Sport ist mehr als ein spannender Wettkampf. Sport ist eine Sprache, die rund um den Globus gesprochen und verstanden wird. Aber kann Fußball spielen oder Skateboard fahren die Welt auch zu einem besseren Ort machen? In Krisenregionen und Flüchtlings-Camps in Ländern rund um den Globus werden längst nicht mehr „nur“ Hilfsgüter verteilt.

Autor*in Rima Hanano, 01.07.10

Sport ist mehr als ein spannender Wettkampf. Sport ist eine Sprache, die rund um den Globus gesprochen und verstanden wird. Aber kann Fußball spielen oder Skateboard fahren die Welt auch zu einem besseren Ort machen? In Krisenregionen und Flüchtlings-Camps in Ländern rund um den Globus werden längst nicht mehr „nur“ Hilfsgüter verteilt. Nein – es wird auch gekickt und geskatet, um die großen Krisen dieser Welt anzugehen.


Hilfsgüter in Form von Wasser, Nahrung und Medikamenten – das sind Dinge, die einem als erstes in den Sinn kommen, wenn man an Entwicklungsarbeit und humanitäre Hilfe denkt. Richtig und wichtig! Aber nicht nur die Vereinten Nationen, auch eine große Anzahl von NRO haben erkannt, dass auch Sport ein bedeutendes Tool ist, wenn es darum geht, vor allem junge Menschen mit unterschiedlichem Background zusammen zu bringen, auf die großen Krisen dieser Welt aufmerksam zu machen und diese anzugehen.

Projekte wie Skateistan, Viva Con Agua, Grass Soccer, Moving the Goalposts, Sports4Kids und Kampagnen wie WASH United sind Pioniere, wenn es darum geht, mit Sport die Welt positiv zu verändern.

Sport for Social Change – Ein Blick zurück

„The practice of physical education and sport is a fundamental right for all“, heißt es im 1. Artikel der UNESCO International Charter of Physiscal Education and Sport.

Die Idee, Sport als wirksames Tool einzusetzten, um die Lebensbedingungen von Menschen in Krisensituationen zu verbessern, ist nicht neu. Als ein zentraler strategischer Hebel in humanitären Hilfsprogrammen wird Sport aber erst seit Anfang 2000 wirklich begriffen.
Innerhalb der Vereinten Nationen wurde 2002 eigens die Task Force on Sport for Development and Peace ins Leben gerufen um Sport systematisch für Frieden und Entwicklung einzusetzen und zu fördern. Im Jahr 2003 publizierte die UN Inter-Agency Task Force den Bericht mit dem Titel“ Sport for Development and Peace: Towards Achieving the MDGs“ , mit der Kern-Empfehlung, Sport besser in Entwicklungsprogramme zu integrieren und als systematischen Hebel für sozialen Wandel zu begreifen (Den Bericht als Download (pdf).

Mehr zur Geschichte und den Meilensteinen in Sachen Sport for Social Change auf der internationalen  Plattform Sport and Development.

Warum Sport?

Skaten für den Frieden und Fußball im Kampf gegen HIV/Aids? Warum eigentlich Sport?

Das liegt auf der Hand: Sport ist eine Sprache, die rund um den Globus gesprochen und verstanden wird. Sport erreicht Menschen aller Schichten, Kulturen, Religionen und Kontinente. Gespielt und getrieben wurde Sport schon immer, überall. Sport überwindet Stereotypen. Sport bringt Menschen zusammen und bedeutet im Team zu spielen, gemeinsam etwas zu erreichen, Rücksicht zu nehmen, Niederlagen einzustecken und an die eigenen Grenzen zu stoßen. Kinder lernen durch Sport, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Sport macht Spaß!

Sport ist der Türöffner und das Lockmittel, um ernste Themen wie Gesundheitserziehung oder HIV Prävention anzusprechen. Nicht ermüdend mit dem Zeigestock im Klassenzimmer, sondern spielerisch auf dem Bolzplatz oder der Skateboardrampe.

Dass Sport systematisch im Dienste von Entwicklung und Frieden eingesetzt werden soll, ist für den ehemaligen Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung Adolf Ogi keine Frage. Nach Ogi gehört Sport sogar zu einem der stärksten Mitteln im Einsatz für eine bessere Welt.

Skaten für den Frieden, Fußball gegen HIV/Aids

In Skateistan spielen Geschlecht, Religion und Volkszugehörigkeit keine Rolle. © Uggi Kaldan für Skateistan

Medellín, die ehemaligen Hauptstadt des kolumbianischen Drogenkartells, wurde einst die „Mordhauptstadt der Welt“ genannt. Obwohl die Tage des Medellín-Kartells gezählt sind, haben sich Paramilitärs und Guerilla-Kämpfer in kriminellen Banden neu organisiert – mit dramatischen Auswirkungen auf die Bevölkerung. 45 % der Menschen in Medellin finden überhaupt keine Arbeit — das sind drei Viertel der Jugendlichen, die den Großteil der Bevölkerung ausmachen. Dies ist ein Nährboden für die Bandenkriminalität. Genau hier läuft seit einigen Jahren das Programm „Fútbol por la Paz“, Fussball für den Frieden – mit sichtbarem Erfolg: die Kriminalitätsrate in den Vierteln ist gesunken. Die Kinder lernen gewaltfreie Konfliktlösung, das Ballspiel ersetzt Pistolen und Messer. Mittlerweile nehmen am Projekt mehr als 18.000 Kinder teil.

Projekte, die Sport als Instrument nutzen, reichen von der von Gesundheitserziehung über Aids-Aufklärung und Gewaltprävention bis hin zu Integrationsprojekten. Die Sportler bei diesen Projekten sind in der Regel Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die unter schwierigen Bedingungen leben müssen. Durch Sport-Projekte wie Skateistan  oder Kick it  erhalten Kinder und Jugendliche spielerisch und vor allem mit Spaß einen Zugang zu ernsthaften Problemen wie HIV/Aids, lernen Basics in Sachen Hygiene, erfahren Toleranz, Fairness, Selbstvertrauen und Ehrgeiz.

Im Norden wie im Süden wird Sport längst als wertvolles Kommunikationsmedium in zahlreichen Kampagnen genutzt, um bspw. auf die weltweite Wasserkrise und die fehlende sanitäre Grundversorgung von Millionen Menschen aufmerksam zu machen und noch viel mehr Menschen zu mobilisieren, um diese Krisen anzugehen. (siehe Viva Con Agua oder WASH United).

Der Fokus der meisten Projekte liegt auf Fußball, der beliebtesten Sportart weltweit. Fußball ist aber nicht der einzige Sport, um sozialen Wandel voranzutreiben. Auch Sportarten wie Skateboard fahren und Kricket sind „Türöffner“ um über Kinderrechte, Bildung- und Gesundheitsaufklärung in die Welt zu tragen.

Sport als Mantra für Entwicklung und Konfliktlösung?

Es gibt kein einzelnes Allheilmittel für die Probleme der Welt, „trotzdem kann der Sport auch eine unglaublich positive Kraft und Wirkung haben“, gibt  Prof. Helmut Digel, Sportwissenschafter und Soziologe an der Universität Tübingen, im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ zu bedenken. Organisationen wie Care setzen sich auf breiter Ebene dafür ein, dass Sport in der Entwicklungszusammenarbeit eine feste Größe und zum systematischen Bestandteil wird.  Auch RESET ist der Meinung, dass Sport die Welt zu einem besseren Ort machen kann und unterstützt Projekte und Kampagnen wie Skateistan und WASH United.

Quellen und Links:

Rima Hanano, RESET-Redaktion (2010)

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