Diese App warnt syrische Zivilisten vor Bomben

Algorithmen sollen Menschen in Syrien frühzeitig vor einem möglichen Bombeneinsatz warnen. Das Prinzip von Sentry ist alt, die Methode neu.

Autor*in Felix Dunkl, 06.09.18

Was vor sieben Jahren mit friedlichen Protesten begann, entwickelte sich zu einem furchtbaren Stellvertreterkrieg: der Krieg in Syrien. Mehr als 350.000 Menschen seit 2011 ums Leben gekommen und über sechs Millionen Menschen sind geflohen.Mit jedem Tag wird die Lage unübersichtlicher, die Opferzahlen steigen und dennoch müssen die Menschen vor Ort versuchen, einen Alltag zu leben. Einkaufen, Freunde treffen, heiraten – unterbrochen durch Explosionen [eindrucksvoll gibt die Dokumentation Syrien – die Überlebenden vom Alltag der Menschen einen Einblick]. 

Warnsystem via Algorithmus

Damit der Alltag ein wenig sicherer wird, haben drei Amerikaner eine App programmiert, die möglichst früh die zivile Bevölkerung vor dem nächsten Bombenabwurf warnt. Sentry ist via Twitter, Facebook und Telegram verfügbar und funktioniert nach dem Schneeballprinzip. Gesammelt werden Daten von Aircraft Monitors und privaten Meldungen, welche ein Algorithmus analysiert und eine wahrscheinliche Prognose treffen kann, welche Stadt die Kampfjets anfliegen. Menschen, die in der Nähe von Militärstützpunkten wohnen, schlagen Alarm sobald Kampfjets abheben. Anhand von den öffentlich zugänglichen Flugdaten und weiteren privaten Meldungen wird aus Fluggeschwindigkeit, Geräuschpegel und Flugrichtung der Zielort ermittelt. So können oftmals wertvolle Minuten gewonnen werden, die im Ernstfall überlebenswichtig sein können. 

Über 60.000 Menschen nutzen mittlerweile die App, die erstmals nur auf englisch, mittlerweile aber aufgrund des großen Unterstützernetzwerkes auch auf arabisch verfügbar ist. Zudem konnte dank IT-Supports die Lokalisierung der Flugzeuge noch genauer bestimmt werden. 

Aus alt mach neu

Neu ist das System nicht. Schon im Zweiten Weltkrieg wurden die großen Städte per Telefonkette vor drohenden Bombenangriffen gewarnt. Menschen, die dicht an Flughäfen wohnten, hatten oftmals telefonischen Kontakt zu wichtigen Warnstützpunkten. Pubbesitzer und Bauern, die über ein Telefon verfügten, meldeten ebenfalls, sobald Kampfflugzeuge über ihnen auftauchten und in welche Richtung sie flogen. So konnte in den Städten Alarm ausgelöst werden und den Menschen zumindest eine Chance gegeben werden, in die Keller zu flüchten. 

Der Zivilschutz White Helmets hat in Syrien aktuell 150 Sirenen in ganz Syrien verteilt, die mit Sentry verknüpft sind. Sobald Sentry ein Signal an die sozialen Netzwerke und Smartphones schickt, gehen die betroffenen Sirenen automatisch los. Neben dem Gewinn wertvoller Minuten für die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten hat auch die UN Interesse an dem Warnsystem. Über das Netzwerk könnten Raketenangriffe nachkonstruiert werden. Bisher musste auf die Angaben des Militärs vertraut werden. 

Nachtrag: Aktuell versuchen die drei Gründer das System hauptsächlich profitabel zu nutzen, eventuell gar das System zu verkaufen. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese wichtige Dienstleistung auch so weiterentwickeln kann und möglichst viele Menschen von diesem Warnsystem profitieren.

MARKIERT MIT
Explosive Stimmung unter Heuschrecken: Verkabelte Krabbler spüren bald Bomben auf

Was haben Hunde, Delfine, Ratten und Heuschrecken gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht so viel, aber im Bereich der Bombenerkennung dann doch wieder. Sie alle werden eingesetzt, um in Krisengebieten Bomben aufzuspüren. Während Hund, Delfin und Ratte schon alte Hasen auf dem Gebiet sind, ist die Heuschrecke noch ganz neu.

Web-Portal „Service Info“ hilft syrischen Flüchtlingen im Libanon

Ein Web-Portal mit Namen "Service Info" des International Rescue Committee (IRC) hilft seit Beginn des Jahres syrischen Flüchtlingen im Libanon dabei, zuverlässige Hilfe in Flüchtlingsfragen zu bekommen.

Krieg und Frieden – ein Informationsportal

Nicht nur in Syrien herrscht Krieg. Auch viele afrikanische Länder, Pakistan oder Venezuela sind von Gewaltkonflikten betroffene Gebiete. Millionen von Menschen sind auf der Flucht und leben in Zeltstädten unter elenden Bedingungen. Andernorts verdienen sich Staaten eine goldene Nase durch Waffenhandel. Wo welcher Konflikt herrscht, von welchen Ländern diese mit Waffen unterstützt werden - darüber herrscht oft nur gefährliches Halbwissen. Das "Informationsportal Krieg und Frieden" bietet die andere Hälfte Wissen.

Weniger Bomben, bitte!

Ungefähr 1500 Atomwaffen weltweit befinden sich in ständiger Höchstalarmbereitschaft. Auch auf deutschem Boden lagern noch nukleare Sprengköpfe, die einsatzbereit sind.