Reaktionen auf die Ölkatastrophe, Berichterstattung zur Situation um Israel & Deutschland sucht den Bundespräsidenten
In dieser Nachrichtenwoche konnte von Sommerloch wirklich keine Rede sein: Die Ölkatastrophe ist in vollem Gange, Operation Top Kill gescheitert, Songcontestgewinnerin Lena zurück in Deutschland, der japanische Regierungschef Hatoyama zurückgetreten. Guatemala wurde von einem Vulkanausbruch erschüttert, in Pakistan riss ein Erdrutsch 26 Häuser und 20 Menschen mit sich, 12 Menschen starben bei einem Amoklauf in Cumbria, bevor der Täter auf der Flucht vor der Polizei den Lake District in Angst und Schrecken versetzte und sich schließlich selbst das Leben nahm. Nachricht zum israelischen Vorgehen gegen die Gaza-Aktivisten im Mittelmeer erschütterte uns am Montag Morgen, während wenig später Videomaterial bestätigte, dass nicht nur auf einer Seite Gewaltbereitschaft zur Eskalation geführt hat. Auch hier wurde sich bei der Berichterstattung nicht mit Ruhm bekleckert, wie der Medienwatchdog für Fairness & Accuracy In Reporting mitteilt: FAIR — Reporting Israeli Assault Through Israel’s Eyes:
Attack on humanitarian flotilla prompts little media skepticism
Much of the U.S. media coverage has been remarkably unskeptical of Israel’s account of events and their context, and has paid little regard to international law.
Nachdem die erste Welle der Desasterberichterstattung zur Ölkatastrophe abebbt, gewinnt das Thema in Blogs, den sozialen online wie in traditionellen Medien erstaunlich an analytischer Tiefe: Auf If it was my home hat man die Möglichkeit, sich die Oberflächenausmaße der Ölpest in Relation zur eigenen Heimat anzuschauen. Wie auf dem Screenshot zu sehen ist, würde das ausgetretene Öl etwa ein Viertel bis ein Drittel der Fläche Deutschlands bedecken.
Lars Fischer zieht in einem Beitrag für ZEIT online historische Parallelen: Golf von Mexiko —„Ixtoc I“ – was uns die Ölpest von 1979 lehrt
Die große Bedeutung des Küsten-Ökosystems an der amerikanischen Golfküste als Brutplatz für Fische, Vögel und andere Arten bedingt, dass die Verschmutzung dieser Region dauerhafte Effekte haben wird. Wie schwer sie am Ende sein werden, weiß niemand. Doch was vielfach vergessen wird: Der Golf von Mexiko war vorher bereits stark mit Ölrückständen und Kohlenwasserstoffen verschmutzt.
Weitere Informationen und Datenaufbereitung stellt Wissenschaftsblogger Fischer mit Kollegen der Wissenslogs zur Verfügung: Fischblog — Die Folgen der Ölpest — Teil zwei (mit Ergänzung: Öl im Golfstrom).
Der Guardian hat in den vergangenen Wochen diesbezüglich crowdsourcing betrieben und die Leserschaft aufgerufen, Ideen zur Beseitigung des Öllecks einzusenden. ExpertInnen, WissenschaftlerInnen und Praktiker haben teilgenommen und so konnten 186 Vorschläge an BP überreicht werden. Eine Auswahl von neun Ideen wurde noch von Energieingenieur Geoffrey Maitland kommentiert: Gulf of Mexico oil spill: Your solutions.
Graphisch in Relation zu anderen Katastrophen setzt die dramatische Lage u.a. eine aktualisierte Infographic von David McCandless auf Information is Beautiful und kommt zu dem Schluss, dass wir auf die drittgrößte Ölkatastrophe in der Geschichte zusteuern. Die Blogosphäre reagiert verschiedentlich auf die Situation. Die kreativen Antworten auf die Umweltkatastrophe werden momentan auf netzpolitik.org gesammelt und diskutiert während der Wettbewerb zur Suche nach einem neuen, angemessenen Logo für BP auf Logo May Way in vollem Gange ist.
Aus der OpenSource-Welt gibt es denn diese Woche auch positive Nachrichten: Die Jungs vom diaspora-Projekt haben es tatsächlich geschafft auf der Fundraising-Plattform kickstarter über 200,000 US$ für ihr Sommerprojekt zu sammeln. Die neue Begeisterung für freie Netzwerkalternativen zu Facebook & Co. haben sogar über das konkrete Projekt hinaus die prophezeiten positiven Auswirkungen, wie Golem berichtet: Appleseed — Freies und dezentrales soziales Netz wiederbelebt.
Während also händeringend an einer Demokratisierung der Kommunikationsmittel im Netz gearbeitet wird, ist die taz einer Bedrohung der Meinungsfreiheit im Netz auf der Spur: Fake gegen Fake: Wie die Horst-Köhler-Satire verschwand.
Das war jetzt ein recht atemloser news rush — was hab ich vergessen?