green city versus soziale Nachhaltigkeit
Nachhaltiges Bauen meint den sinnvollen Umgang mit den Ressourcen. In Deutschlands Ökohauptstadt zeigen die Bewohner, dass es in nachhaltige Stadtentwicklung und ökologischem Bauen aber zu allererst um die Menschen geht. Bewohner des international bekannten Wohnmodells pro scholare haben sich mit einem sympathischen Kunsthappening an alle Verwaltungsbehörden gewandt.
Sanfte Revolution: Integration in eigener Verantwortung.
Wovon Politiker und Stadtplaner gerne Reden: In Freiburg hat sich eine Bewegung etabliert, die an den Behörden vorbei den eigenen Stadtraum gestaltet. Lebende nachhaltige Architektur.
In Freiburgs Vorzeigestadtteilen geschieht, was man eine sanfte Revolution nennen könnte: Die Menschen lassen sich nicht mehr von den Behörden verwalten, sondern bemächtigen sich ihres Wohnumfeldes. Spektakulärste Aktion war die eigenmächtige künstlerisch Gestaltung der eigenen Hausfassade – ohne offizielle Erlaubnis der Verwaltungsbürokratie! Identifikation durch Aneignung: "Nicht die Stadtplaner und Bauträger wohnen hier, sondern wir, also wollen doch wir uns wohl fühlen" meint ein malender Bewohner, während er ein köstliches Häppchen, dass sein behinderter Nachbar extra für das heutige Happening bereitet hat in den Mund schiebt.
Rollstuhlfahrende Bewohner haben mit ihren Nachbarn von einer Hebebühne aus mit langen Stabpinseln die eigenen Porträts an die Wand gemalt, und eine Bewohnerin mit Autismus hat sich aus der 6`ten Etage abgeseilt um die obere Fassadenfläche erreichen zu können. Kunstprofessor Dr. Michael Klant von der PH Freiburg: „Eine anspruchsvolle Aufgabe ist in bewundernswerter Weise von den Bewohnern mit Unterstützung des Teams um den Freiburger Theatermaler Hansjörg Tita gemeistert worden. Dieses Wandgemälde ist lebendiger Ausdruck gelebter Integration“.
Das non-profit Wohnmodell pro scholare, mit dem Architekt Wolfgang Frey www.architekten-frey.de für die Stadt Freiburg best practice auf der Weltausstellung in Schanhai präsentiert hat, ist in diesem Stadtteil den Kinderschuhen entwachsen. Jüngere Bewohner erledigen gegen Mietnachlass Einkaufshilfen für Ältere, Gehbehinderte organisieren Babysitting für Alleinerziehende, Menschen mit Unterstützungsbedarf wohnen mit Studenten zusammen, die durch diese Alltagsbegleitung ihr Studium finanzieren können. Verbindliche Lebensstrukturen werden in einem verlässlichen Lebensumfeld ganz selbstverständlich entwickelt. Dass die Akteure nicht auf staatliche Hilfe hoffen ist dabei Programm. Aus dem Fenster in der zweiten Etage ruf eine Bewohnerin :“ Die Behörden können uns nur Verwalten, wir wollen aber leben!“
Die Freiburger Stadträtin Anke Dallmann, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, lies es sich nicht nehmen selbst mit der Hebebühne auf 12 m Höhe zu fahren um sich höchstpersönlich mit einen eigenhändigen Farbtupfer auf der Gemeinschaftsbild einzubringen: Diese Architektur wird ihrer Aufgabe, nämlich Verantwortung für die Lebensqualität des Ortes zu übernehmen, wirklich gerecht. Hier wird die Würde eines jeden Mensch geachtet.“
Starke Worte für eine starke Bewegung.
architekten-frey.der