Deutschland ist auf Platz eins in Europa – und zwar in Sachen Verpackungsmüll-Produktion. Im Jahr 2016 waren es im Schnitt 220,5 kg Verpackungsabfall pro Kopf! Um das zu ändern, wäre hier ein generelles Umdenken notwendig, damit gar nicht erst so viele Verpackungen und Wegwerf-Produkte wie z.B. Einmal-Kaffeebecher produziert werden. Bis dahin ist es aber wohl leider noch ein längerer Weg…
Beim Management der aktuell anfallenden Müllmassen stehen vor allem Städte vor einer großen Herausforderung: Wo viele Menschen sind, ist auch viel Müll. Hinzu kommt, dass Müllansammlungen in Städten oft ein seltsames Eigenleben entwickeln: Wo bereits ein bisschen Abfall auf der Straße liegt, gesellt sich oft bald mehr hinzu. Als Gründe für dieses „Littering-Verhalten“ werden in einer Studie der HU u.a. Bequemlichkeit und schlechte Erziehung, aber auch fehlende oder überquellende Mülleimer genannt. Dass Mülleimer und -container voll sind und oft dennoch nicht abgeholt werden, liegt an den festen Abholtagen und -routen der Entsorgungsbetriebe. Das kann auf der anderen Seite aber auch bedeuten, dass die Müllabfuhr kommt, obwohl die Container nur halbvoll sind – die Fahrten also nicht effizient sind.
Sensoren für schlaue Mülltonnen
Für dieses Problem hat ein bulgarisches Startup eine ziemlich einfache, aber wirkungsvolle Lösung entwickelt: ConnectedBin stattet Abfallbehälter mit einer autonomen Sensorvorrichtung aus und macht sie so „intelligent“. Erhoben werden nicht nur Daten zu Füllstand und GPS-Position des Behälters, sondern auch die Temperatur, die letzte Abholung, ob der Behälter aufrecht steht oder ob sich jemand daran zu schaffen macht (Vandalismus, Feuer).
Die Sensordaten werden an das Software-System des Unternehmens übermittelt. Damit werden eine Überwachung des Füllstandes und die Verwaltung der Abfallsammlung in Echtzeit und auch schnelle Reaktionen auf Vandalismus ermöglicht. Darüber hinaus können mithilfe des Systems Voraussagen über die Füllstände getroffen und die damit optimalen Routen zur Abholung der Container ermittelt werden. Für Entsorgungsbetriebe, die den Dienst nutzen, heißt das also, dass sie die Müllabholung proaktiv organisieren, kurzfristig reagieren und die Abholrouten effizient planen können. Durch die Vermeidung von „Leerfahrten“ können außerdem Zeit, Kosten und CO2-Emissionen gespart werden.
Das Startup hat bereits Pilotversionen für seine IoT-Lösung entwickelt und will im nächsten Schritt Feldversuche mit mehreren bulgarischen Entsorgungsunternehmen durchführen. Eine Feldstudie von Climate KIC zeigt jedoch, dass es wohl nicht so einfach ist, auf dem Entsorgungsmarkt Fuß zu fassen: Einerseits zögern Behörden oft, Innovationen einzuführen: Noch unerprobte digitale Innovationen einzuführen, scheinen oft als zu riskant. Andererseits sind Abfallunternehmen oft an bestimmte Verträge und damit an feste Abholzeiten gebunden – was der Lösung von ConnectedBin entgegensteht. Es bleibt also zu hoffen, dass die eine oder andere Stadt nicht vor dieser Innovation zurückschreckt, die die urbanen Abfallbehälter und damit auch das Müllmanagement smarter machen könnte.