Connected Energy im Interview: Zweitleben für E-Autobatterien

Der Markt für Elektroautos wächst enorm. Doch was passiert mit den unbrauchbaren Batterien? Matthew Lumsden hat ein nachhaltiges Konzept für das Recycling von Elektrofahrzeugbatterien entwickelt.

Autor Tristan Rayner:

Übersetzung Tristan Rayner, 27.12.18

Elektroautos boomen. Studien gehen davon aus, dass Elektrofahrzeuge ab 2030 den Pkw-Markt dominieren werden. Auch die Wiederverwendung und das Recycling der E-Fahrzeugbatterien dürfte aus diesem Grund in den nächsten Jahren einen attraktiven Markt darstellen. Vor allem vor dem Hintergrund einer wachsenden Anzahl an Elektrofahrzeugen, die auch das Stromnetz stärker belasten, sollten die Batterien möglichst recycelt und wiederverwertet werden.

Das britische Unternehmen Connected Energy hat hierfür eine Lösung entwickelt, die beide Probleme zugleich angeht: Dessen Technologie „E-STOR“ verwertet gebrauchte Fahrzeugbatterien und recycelt sie in Energiespeichersysteme. RESET sprach mit dem CEO von Connected Energy, Matthew Lumsden, über die Funktionsweise der Technologie.

Wie funktioniert die E-STOR-Technologie und wie ist die Idee dazu entstanden?

Unsere E-STOR-Technologie ist eine Form von stationärer Energiespeicherung, bei der gebrauchte Fahrzeugbatterien wiederverwendet werden, nachdem deren Lebensdauer vorüber ist. Unsere Technologie schaltet alle diese Batterien zusammen – so viele wie benötigt werden. So erhalten sie das gleiche Leistungsniveau wie ein neues System.

Als sich erneuerbare Energien entwickelten, war uns klar, dass die Speicherung ein wichtiger Bestandteil sein würde und begannen zu investieren. Von der britischen Regierung erhielten wir 3,5 Millionen Britische Pfund an Fördergeldern. Wir haben mittlerweile einen Prototyp hergestellt, weitere Fördergelder erhalten und verkaufen nun gewerbliche Anlagen.

Warum nutzt ihr Autobatterien statt einer anderen Form der Speicherung? Haben solche Batterien bestimmte Eigenschaften, die sie zur Wiederverwendung geeignet machen?

Als die Menschen anfingen, Windparks zu entwickeln, wurde ihnen gesagt: „Windparks sind nicht die Lösung.“ Aber heute sind sie ein Teil der Gesamtlösung und das Gleiche gilt für E-STOR. Der Grund, warum Elektrofahrzeugbatterien so attraktiv sind ist, dass sie relativ kostengünstig sind. Wenn mehr und mehr Menschen Elektrofahrzeuge nutzen, wird es eine enorme Menge davon geben. Eine Lösung wie unsere demokratisiert die Energiespeicherung.

Warum verwendet E-STOR nur Gebrauchtbatterien von Renault-Fahrzeugen? Plant ihr in Zukunft auch Batterien anderer Hersteller zu nutzen?

Der Grund, warum wir mit Renault zusammenarbeiten, ist, dass sich unsere Beziehung zu dem Autohersteller am schnellsten entwickelt hat. Wir arbeiten derzeit allerdings auch mit Nissan und Jaguar Land Rover zusammen. Das Interessante an Renault ist, dass man die Batterien von ihnen leasen kann. Man kauft also das Elektroauto, aber die Batterie gehört Renault und man zahlt eine Gebühr dafür. Das gibt Renault eine hervorragende Übersicht über ihre Batterien auf dem Markt, weshalb sie gebrauchte Batterien genau nach unseren Anforderungen liefern können.

Die Suche nach neuen Formen der Energiespeicherung ist wichtig für eine erfolgreiche und umfassende Umstellung auf erneuerbare Energien. Wer sind die Kunden bei E-STOR? Arbeiten viele von ihnen mit erneuerbaren Energien?

Der Verkauf von Speichersystemen ist von Land zu Land unterschiedlich. Ich persönlich war erstaunt über das große Interesse an der Wiederverwertung von Gebrauchtbatterien. Bislang war vor allem der öffentliche Sektor an unserer E-STOR-Technologie interessiert, doch nun kaufen selbst Blue-Chip-Unternehmen diese Speicherlösungen. Die Unternehmen unterstützen mit der Verwendung unserer Energiespeichersysteme die Erzeugung regenerativer Energien. Ich bin wirklich sehr erfreut über das große Interesse.

Elektrofahrzeugbatterien können je nach Gebrauch und Pflege am Ende ihrer Zeit unterschiedliche Kapazitäten aufweisen. Wie wird das gehandhabt?

Das ist einer der einzigartigen Aspekte unseres Systems. Unsere Software bewertet jede Batterie basierend auf ihrem Gesundheits- und Ladezustand. Unsere Algorithmen bestimmen, welche Batterie die beste ist, also genau dem Ladezustand entspricht, um die erforderliche  Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt bereitzustellen. Unser System ist deshalb sehr effizient. Es geht vor allem darum, sowohl ältere als auch neuere Batterien zu verwenden und systematisch miteinander zu kombinieren.

Von Autos zu Energiespeichern für Versorgungsunternehmen… und was dann? Können diese Batterien ein drittes Mal verwendet werden?

Ich glaube nicht, dass die Batterien ein drittes Mal verwendet werden können, aber durch die Demontage im Recyclingprozess können Teile der Batterien zum Beispiel als Fahrzeugteile wiederverwendet werden. Kupfer, Lithium, sogar der Kunststoff in den Batteriemodulen können recycelt und wiederverwendet werden. Deshalb untersuchen wir, wie Batterien von Anfang an für den Second-Life-Gebrauch konzipiert werden können und wie Hersteller ihre Lieferketten für das Recycling und die Wiederverwendung von Teilen und Ersatzteilen optimieren können. Wir arbeiten mit verschiedenen Partnern an der gesamten Wertschöpfungskette zusammen – vom Lieferanten bis zum Recycler. Wir betrachten den gesamten Zyklus.

In diesem Bereich sind wir die Ersten auf diesem Markt. Deshalb müssen wir eine eigene Industrie aufbauen, die sich rund um die Idee von Second Life, Wiederverwendung und Recycling dreht. Die Verlängerung des Lebenszyklus und die Vermeidung der Erschöpfung der Ressourcen der Erde sind dabei für uns sehr wichtig.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Reihe Nachhaltiges Wirtschaften und Umweltschutz mit Circular Economy, welche von der BMW Foundation unterstützt wird.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Thorge Jans. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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