In den Industrienationen werden Millionen Tonnen genießbarer Nahrungsmittel weggeworfen. Zum Beispiel, weil die Möhre zu krumm und der der Apfel schon etwas schrumpelig ist oder eine Druckstelle hat. Auch orientieren sich viele Verbraucher bei Milchprodukten am Mindesthaltbarkeitsdatum – oft landen Lebensmittel dadurch zu früh im Müll.
Das Thema Food Waste ist aber weltweit ein großes Problem. In weniger entwickelten Ländern gibt es allerdings ganz andere Faktoren: Eine Unterbrechung der Kühlkette oder eine ungenügende Lagerung führen zum Verderben der Erzeugnisse, vor allem bei Obst und Gemüse. Etwa 45 Prozent landen in der Tonne, weil es an Kühlung mangelt. Zugleich verlieren Millionen von Landwirten in weniger entwickelten Ländern dadurch etwa ein Viertel ihrer Einnahmen.
Das nigerianische Unternehmen ColdHubs geht das Problem der Farmer mit einem modularen Kühlsystem an. Das Besondere daran: Das System ist vollständig solarbetrieben, damit davon unabhängig, ob es einen Zugang zum Stromnetz gibt und kann somit auch in abgelegenen ländlichen Gegenden installiert werden. Die Solar-Panels sind auf dem Dach des Kühlraums montiert; die daraus gewonnene Energie wird in Hochleistungsbatterien gespeichert und speist über einen Wechselrichter schließlich die Kühleinheit.
Das begehbare Kühlhaus ist dafür ausgelegt, Verluste für Farmer nach der Ernte weitestgehend zu vermeiden. Durch das Kühlen wird die Lagerfähigkeit der Erzeugnisse im Schnitt von zwei auf bis zu 21 Tage erhöht. Die Kühlräume von ColdHubs sind vor allem in Nahrungsmittelproduktions- und Verbrauchszentren wie Märkten und Bauernhöfen in Nigeria installiert. Landwirte können ihre verderblichen Erzeugnisse dort in stapelbaren Kisten aufbewahren. Abgerechnet wird nach einem flexiblen „Pay-As-You-Store“-Modell: Pro Tag pro Kiste bezahlen die Farmer eine tägliche Flatrate von 100 Naira – umgerechnet ist das etwa ein halber US-Dollar.
Durch die Kühlung der Erzeugnisse wird nicht nur Food Waste verringert und das Einkommen der Landwirte erhöht: ColdHubs will außerdem dazu beitragen, Frauen in Nigeria zu empowern und beschäftigt daher überwiegend weibliche Angestellte für die Verwaltung der ColdHubs-Stationen. Darüber hinaus können die Kühlsysteme auch zur Lagerung von Medizin und Impfstoffen genutzt werden, um so die ländliche Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Der Mangel an Kühlung für Lebensmittel in weniger entwickelten Ländern ist natürlich auch für private Haushalte ein großes Problem. Evaptainers hat dafür eine mobile Lösung entwickelt, der ebenfalls ohne Strom funktioniert. Und auch das Berliner Startup Coolar hat einen stromlosen Kühlschrank entworfen.