Seit der Corona-Krise ist die ohnehin große Nachfrage nach Online-Diensten wie Cloud-Gaming oder Video-Streaming noch weiter gestiegen. Im März 2020 wurde der weltweite Rekordwert gemessen: Der Datendurchsatz pro Sekunde am größten Internetknoten der Welt in Frankfurt am Main war so enorm, dass damit mehr als zwei Millionen Personen gleichzeitig HD-Videos hätten streamen können: 9,16 TBit (Terabit) Datendurchsatz pro Sekunde. Damit wächst der CO2-Fußabdruck der Digitalisierung stetig – und das Streaming hat einen nicht unerheblichen Anteil daran.
Doch wie die kürzlich bekannt gegebenen Ergebnisse des Forschungsprojekts „Green Cloud-Computing“ im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigen, fallen die CO2-Emissionen beim Streaming je nach Datenübertragung unterschiedlich aus: Via Glasfaser-Anschluss sind die Belastungen mit zwei Gramm CO2 je Stunde am geringsten, eine Kupferkabelverbindung sorgt für vier Gramm je Stunde. Die größte Produktion an Emissionen ergab das Binge-Watching mittels UMTS-Mobilfunknetz: 90 Gramm CO2 je Stunde. Findet die Übertragung hingegen via 5G statt, belaufen sich die Emissionen auf nur fünf Gramm. Auch die Datenverarbeitung in den Rechenzentren erzeugt Emissionen, sie sind mit jeweils 1,5 Gramm CO2 pro Stunde allerdings relativ gering. Der Stromverbrauch des Endgeräts wurde bei der Kalkulation jedoch nicht berücksichtigt.
Laut Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist klimafreundlicheres Video-Streaming möglich – mit dem richtigen Weg der Datenübertragung. „Aus Umweltsicht ist es eine gute Idee, mehr öffentliche WLAN Hotspots einzurichten“, so Schulze.
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, geht von stetig wachsenden Datenmengen aus – egal, ob für das Homeoffice oder die private Nutzung. „Aus Klimaschutzsicht ist auch die neue 5G-Überrtagungstechnik vielversprechend.“ Das zeigten erste Ergebnisse der Studie „Green Cloud Computing“, die das Öko-Institut und das Fraunhofer IZM gemeinsam erstellen.
Die Studie „Green Cloud Computing“
Die Studie hat den Anspruch, mit den CO2-Fußabdruck von datenintensiven Anwendungen wie Videostreaming, Video-Konferenzen und Online-Datenspeicherung realitätsnäher als bisher zu ermitteln. Die Studien der letzten Jahre sind zu teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, da sie mit ungleichen Methoden und Daten gearbeitet haben. Die Berechnungen der aktuellen Studie leiten sich aus Daten ab, die in Rechenzentren gemessen wurden und aus technischen Datenblättern stammen. Das Sachbilanzmodell der vorliegenden Studie orientiert sich an dem Indikatoren-Modell KPI4DCE (UBA 2018). Mit diesem Modell lassen sich die Lebensphasen der Herstellung und die Nutzung eines Rechenzentrums bilanzieren. Für die Umweltwirkungsabschätzung des Cloud-Computing-Services eines Rechenzentrums wurde das Indikatoren-Modell KPI4DCI in dem Forschungsvorhaben „Green Cloud-Computing“ erweitert. Die vollständigen Ergebnisse und der Abschlussbericht werden voraussichtlich im Dezember vorliegen.
Streaming-Emissionen selbst reduzieren
Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, die CO2-Bilanz des Streamings zu reduzieren. Und es ist wichtig, dass auf die neuen Erkenntnisse entsprechende politische Richtlinien und Rahmenbedingungen folgen, um den CO2-Fußabdruck der Digitalisierung nicht noch weiter wachsen zu lassen. Erste Schritte finden immerhin schon Erwähnung in der Digitalagenda des BMU.
Doch es gibt schon jetzt Möglichkeiten, wie Nutzer*innen beim Streaming CO2-Emissionen einsparen können. Dazu gehört, Filme mit einer geringeren Auflösung anzuschauen und Musik besser einmal herunterzuladen und zu speichern, anstatt immer wieder zu streamen. Und Webseitenbetreibende können – sofern sie Videos auf ihren Seiten haben – die Autoplay-Funktion standardmäßig auf „Aus“ stellen, um Daten und damit CO2 zu sparen.
Mehr über den digitalen Fußabdruck und wie du diesen verkleinern kannst, findest du in unserem Artikel: Der digitale Fußabdruck – unser Ressourcenverbrauch im Netz.
Autorin: Maren Berthold.