Climate-KIC veranstaltet ersten Nachwuchs-Climathon in Lateinamerika

Erstmals wurde in einem lateinamerikanischen Land das „Young Innovators“-Programm von Climate-KIC veranstaltet. Die Ziele: Jugendliche in Sachen Klimainnovationen stärken und Inklusivität und Klimagerechtigkeit in gefährdeten Regionen ermöglichen. Unsere Redakteurin Katie Cashman war dabei.

Autor*in Katie Cashman:

Übersetzung Advertorial , 07.01.20

Die junge Generation setzt sich leidenschaftlich für den Schutz des Planeten ein. Ihre Mittel sind Schulstreiks, um das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen und Proteste gegen das weltweite Nichtstun. Es sieht ganz danach aus, als würden sie die Herausforderungen der Zukunft wesentlich ernster nehmen als die eigentlich Verantwortlichen. Und obwohl es ungerecht ist, dass das Gewicht der Verantwortung für die Zukunft des Planeten so schwer auf den Schultern junger Menschen lastet: Wenn wir eine Chance haben wollen, eine widerstandsfähige, nachhaltige und integrative Gesellschaft zu entwickeln, brauchen wir eine zukünftige Generation von Experten und Expertinnen, die bereit sind, den notwendigen Systemwandel mitzugestalten.

Young Innovators ist ein neues Programm, das von dem EU-finanzierten Innovationszentrum EIT Climate-KIC initiiert wurde, um Millionen von Jugendlichen in Europa und darüber hinaus zu Pionieren des Wandels zu machen. Denn schon in absehbarer Zeit werden die heute jugendlichen Menschen die führenden Köpfe unserer Gesellschaften, Unternehmen und Nationen sein. Damit eröffnet sich eine große Chance, dem Klimawandel durch frühzeitiges Wissen und innovatives Handeln schon von der Jugend an etwas entgegenzusetzen.

Was ist ein Young Climathon?

Als Teil des neuen Programms veranstaltet das Climate-KIC sogenannte Young Climathons. Das sind Hackathons, die junge Menschen (im Alter von 12 bis 18 Jahren) zusammenbringen, um gemeinsam an klimafreundlichen Veränderungen für ihre Stadt zu arbeiten. Sie sollen lernen, dass es möglich ist, dem Klimawandel durch Innovation und Lernen zu begegnen und sich optimal auf künftige Führungsrollen im Bereich Klimainnovation vorzubereiten.

Im November 2019 war das kleine chilenische Linares die erste Stadt, in der ein Young Climathon außerhalb der Europäischen Union stattfand. Mitorganisiert vom Social Change Collective 2811, dem ich angehöre, haben wir uns für Linares entschieden, weil die Stadt stark von der Klimakrise betroffen ist und nur über geringe finanzielle Mittel verfügt, um sie zu bewältigen. Die ökologische Krise, mit der die Welt konfrontiert ist, ist auch eine soziale Krise der Ungleichheit. Initiativen zur Klimagerechtigkeit von unten können jedoch echte Veränderungen für die lokalen Gemeinschaften bewirken.

Die Aufgabe des Climathons in Linares bestand darin, öffentliche Grünflächen integrativer und nachhaltiger zu gestalten. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler aus acht verschiedenen Schulen bildeten Teams, die eine Lösung, einen Prototyp und einen Pitch entwickelten. Aus den vorgestellten Lösungen wurden durch Abstimmung vier Gewinner-Lösungen ermittelt. Dazu gehörten u.a. die Ideen, eine stillgelegte Fabrik zu einem öffentlichen Raum mit Gemeinschaftsgärten zu entwickeln oder die Erweiterung der lokalen Fahrradwege. Die Gewinnerteams werden sich auch nach dem Climathon weiter mit der lokalen Umweltorganisation Hualo Foundation treffen, um ihre Lösungen in umsetzbare Projekte weiterzuentwickeln.

Die Bewältigung des Klimawandels – im Klassenzimmer

Die lokalen Organisatoren in Chile ergänzten den Hackathon um einen Workshop für mehr als 80 Lehrer*innen aus der Region. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verdeutlichten hier anhand von Kartenmaterial von Linares die Folgen des Klimawandels in der Region: Deutlich sichtbar ist der Klimawandel demnach bereits im öffentlichen Gesundheitswesen, in der Agrarwirtschaft und im Migrationsverhalten der Bevölkerung. Dies ist beispielhaft für das ganze Land, denn Chile wird als sehr anfällig für den Klimawandel eingestuft. In Linares betrifft das vor allem die hohe Luftverschmutzung, die Wüstenbildung und eine Krise in der Landwirtschaft.

Die Lehrer*innen des Workshops sehen eine Lösung der Klimakrise im Klassenzimmer: Sie waren sich einig, dass die Lehrpläne der Schulen alle Fächer, ob Biologie, Mathematik, Literatur, Kunst oder Wirtschaft, mit den Themen Klima und Umwelt auf konstruktive Weise verknüpft werden müssen. Die Moderatoren des Workshops baten die Teilnehmenden, die Gefühle zu benennen, die ihnen beim Gedanken an den Klimawandel in den Sinn kommen. Demnach dominieren Angst, Sorge, Traurigkeit, Furcht und Wut die Denkweise der Teilnehmenden, was von Psycholog*innen als „Öko-Angst“ bezeichnet wird. Da diese Emotionen sehr mächtig sind, besonders für Kinder, gilt es, einen neuen Diskurs über den Klimawandel zu eröffnen, der anstelle von Untergangsstimmung und Trübsinn vielmehr Aktivismus, Empathie und Zusammenarbeit fördert.

Förderung von Klimagerechtigkeit in einem der Länder mit der größten Ungleichheit in der Welt

Der Young Climathon war zunächst in Chile geplant, weil dieses Land ursprünglich als Gastgeber für die COP25 vorgesehen war. Doch auch nachdem der Klimagipfel in letzter Minute nach Madrid verlegt wurde, blieb die Relevanz des Standortes bestehen. Die Folgen des Klimawandels sind in Linares real und sichtbar. Die Region leidet unter Wüstenbildung, mit sinkenden Wasserständen und längeren Dürreperioden, die durch die Priorisierung von Wasser für Produktionstätigkeiten wie Landwirtschaft und Energiegewinnung noch verschärft werden.

Chile ist eines der Länder mit der größten Ungleichheit weltweit – und die Auswirkungen des Klimawandels werden durch die soziale Ungleichheit und die Armut in der Region noch verstärkt. In Linares zum Beispiel sind die Grünflächen ungleich verteilt. Einkommensschwächere Gebiete haben weniger Grünflächen, was bedeutet, dass weniger Wasser im Boden zurückgehalten wird. In der Folge kommt es zu Temperaturschwankungen, die dort stärker empfunden werden.

Aber wie die meisten Städte ist auch Linares reich an Möglichkeiten. Zum einen ist Linares, weil es sehr eben ist, ein großartiger Ort für die Nutzung von Fahrrädern. Die Förderung einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt kann somit dazu beitragen, den individuellen Autoverkehr und die Emissionen fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Außerdem ist die Stadt von heimischen Wäldern umgeben – und die Pflege dieser Wälder und die Verhinderung ihrer Abholzung kann dazu beitragen, dass das Gebiet widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen wird und mehr Wasser speichern kann.

Nach der Veranstaltung sagte Carolina Torres, die Umweltkoordinatorin der Bildungsabteilung der Gemeinde Linares, wie positiv sie die Auswirkungen und Möglichkeiten des Young Climathons bewertet: „Ich denke, wir brauchen solche Veranstaltungen, die uns zeigen, dass unsere jungen Leute für den Schutz der Umwelt in der Lage sind, alle möglichen sozialen, politischen und kulturellen Unterschiede zu überbrücken und zusammenzukommen“. Weiter erklärte Torres: „Wenn wir unsere Umwelt schützen wollen, brauchen wir ein Gefühl der Einheit, des Engagements und der Zugehörigkeit – und genau das ist es, was hier erreicht wurde.“

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original wurde auf unserer englischen Website veröffentlicht.

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