Cleantech 2017: Erfolgreiche Startups, Markttrends und vielversprechende Geschäftsfelder

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Climate-KIC

Cleantech erobert die Sektoren Mobilität, Energie, Gebäude, die Wasser-, Rohstoff- und Abfallwirtschaft und viele weitere. Warum es sich lohnt, als Startup hier aktiv zu werden und welche Cleantech-Trends 2017 den Markt beherrschen, erklärt Climate-KIC.

Autor*in Gast , 23.01.17

Das Münchener Startup Agrilution will mit einem Indoor-Gewächshaus den Anbau von Salaten und Kräutern klimafreundlicher und effizienter machen. Carbon Delta aus der Schweiz hat ein Evaluierungssystem entwickelt, das Unternehmen hilft, Klimarisiken in ihren Portfolios zu entdecken. Das Startup Green City Solutions hat den „City Tree“ entwickelt – eine Installation, die Moose und eine IoT-Technologie kombiniert. Vertikal an einer freistehenden Wand angebracht, entspricht die Umweltleistung des City Trees der von 275 urbanen Bäumen.

Agrilution, Carbon Delta und Green City Solutions sind Alumni des Accelerator-Programms von Climate-KIC, das Startups aus dem Bereich „Cleantech“ fördert. Der Begriff „Cleantech“ ist ein Schlagwort für alle neuen Produkte und Dienstleistungen, die mehr Leistung bringen, dabei aber effizienter als herkömmliche Technologien sind. Und die gleichzeitig die Kosten, den Einsatz natürlicher Ressourcen, Energieverbrauch, Abfälle oder die Verschmutzung reduzieren. Startups im Cleantech-Bereich nutzen mehr erneuerbare Energien, sind in der Elektromobilität unterwegs, upcyceln oder vermeiden Müll, machen per Digitalisierung den Energieverbrauch smarter und vieles mehr.

Laut aktuellen Ergebnissen des Gründermonitors des Borderstep-Instituts macht der Cleantech-Bereich mit 17 000 Gründungen rund 14 Prozent aller Neugründungen in Deutschland aus. Die Zahl der Mitarbeiter beträgt etwa eine Million – Tendenz steigend. Diese Zahlen allein machen „Cleantech“ für junge Gründer zunehmend attraktiv.

So unterschiedlich die Produkte und Dienstleistungen dieser Start-ups sind, ihnen ist gemein, dass sie alle mit ihrer Geschäftsidee Gesellschaft und Wirtschaft klimafreundlicher und nachhaltiger machen möchten. Bei „Cleantech“ sind Gründern also (fast) keine Grenzen gesetzt. Doch empfiehlt es sich, den Markt zu beobachten und Trends auszumachen.

Cleantech-Trends 2017

Zunehmende Staus, mehr Smog, zu wenig Parkplätze für all die Autos. Unsere Mobilität klimafreundlicher zu gestalten, das ist eine der größten Herausforderungen im Bereich Cleantech. Der Druck, gute Alternativen zum Verbrennungsmotor zu entwickeln, steigt zum Glück durch neue Ambitionen aus der Politik. So wollen die vier Metropolen Athen, Madrid, Mexico-Stadt und Paris schon 2025 sämtliche Dieselfahrzeuge aussperren. Auch in Deutschland gibt es Pläne für ein Verbot von Benzin- und Dieselautos bis 2030. Die rot-rot-grüne Koalition in Berlin plant, die Prachtmeile „Unter den Linden“ autofrei zu halten. Mit diesem politischen Rückenwind haben Startups, die mit ihren Produkten den Verkehr nachhaltiger machen möchten, gute Aussichten auf dem Markt.

Auf der grünen Agenda ganz oben stehen auch die Themen Energieeffizienz und grünes Bauen. Rund 40 Prozent der weltweiten Energie wird allein in Gebäuden verbraucht. Das entspricht rund 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Innerhalb des Bausektors werden weitere 60 Prozent dieser Emissionen durch Heizung, Kühlung und Beleuchtung verursacht. Diese Zahlen verdeutlichen, dass hier dringend Lösungen gebraucht werden. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des World Green Building Council, der in über 70 Ländern das Thema „grünes Bauen“ untersucht, deutet auf die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Baupraktiken hin. Diese werde sich von Jahr zu Jahr verdoppeln, so die Prognose des Berichts. Ob nun Startups nachhaltiges Baumaterial oder Apps zur Reduzierung des Energieverbrauchs im Haushalt entwickeln, „Green Building“ bietet viele Möglichkeiten für neue Geschäftsfelder.

Erneuerbare Energien scheinen schon ein alter Hut zu sein. Doch es lohnt sich, den Bereich im Auge zu behalten, er wird aufregend bleiben. Während des Klimagipfels von Marrakesch haben viele internationale Regierungen erneut bekräftigt, ihre CO2-Emissionen zu senken. Ein Großteil davon wird durch den Ausbau erneuerbarer Energien erreicht. Gründer, die mit ihren Ideen zur besseren energetischen Nutzung von Sonne, Wind und Biomasse oder zur Speicherung dieser Energien beitragen, liegen also auch in Zukunft richtig.

Ein nicht mehr aufzuhaltender Trend im Bereich „Cleantech“ ist außerdem die Digitalisierung und das „Internet of Things“. Die digitale Vernetzung elektronischer Geräte hilft Haushalten heute schon, ihren Energieverbrauch optimal anzupassen. Auch die Energieversorgung im Großen wird sehr viel sicherer dadurch, dass digitale Helfer Einspeisung erneuerbarer Energien ins Netz überwachen und regeln. Digitalisierung ermöglicht es, verschiedene Sektoren zur Energieerzeugung zu koppeln – beispielsweise eine Flotte Elektrofahrzeuge als Speicher zu nutzen. Allein diese Beispiele zeigen, dass die Digitalisierung eine Reihe neuer Geschäftsmodelle eröffnet. Für Startups kann es durchaus profitabel sein, etablierten Unternehmen aus der Energie- oder Abfallwirtschaft dabei zu helfen, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen.

© Cliamte-KIC

Gründerförderung im Cleantech-Bereich

Startups mit einer nachhaltigen Geschäftsidee hatten vor einigen Jahren noch echte Probleme, eine Startfinanzierung zu bekommen. Herkömmliche Geldgeber investieren ungern in Ideen, die noch nicht marktreif sind. Auch Crowdfunding ist nicht für jedes Startup geeignet. Zum einen sind die Summen in Deutschland oft nicht so hoch, dass es für weite Sprünge reicht. Zum anderen kann gerade im Cleantech-Bereich das Geschäftsmodell komplexer ausfallen und lässt sich daher schwer in einem kurzen Video für die Masse darstellen.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Förderprogramme, die eine erste, solide Finanzierung beinhalten. Bei der Auswahl gilt es zu bedenken, dass es gerade am Anfang um viel mehr geht als nur um das liebe Geld. Die Wahl des Förderers bestimmt immer auch darüber, welche Mentoren sich in den kommenden Monaten mit der eigenen Idee beschäftigen werden.

Bis zum 6. Februar beim Climate-KIC Accelerator bewerben

Arbeitet ihr an einer innovativen grünen Geschäftsidee? Dann bewerbt euch jetzt beim Climate-KIC Accelerator! Alle Informationen zum Programm und den Link zur Bewerbung findet ihr hier.

Climate-KIC ist die größte europäische Förderinitiative für klimafreundliche Technologien und hat seit 2010 europaweit schon mehr als 500 Startups gefördert.

Über den Autor: Climate-KIC ist die größte europäische Innovationsinitiative für klimafreundliche Technologien. Als EU-Programm 2010 ins Leben gerufen, fördert Climate-KIC mit Büros in 15 europäischen Ländern Innovationsprojekte, Startups und Nachwuchs-Innovatoren.

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