So viele Vorteile ein Auto hat, so unpraktisch ist es oft auch: Stau, vergebliche Parkplatzsuche und nicht zuletzt die Umweltbelastung durch Abgase sorgen dafür, dass insbesondere viele Städter sich gegen ein eigenes Auto entscheiden. Vor allem junge Menschen setzen häufig eher umweltbewusst auf das Fahrrad – und scheuen sich wegen der langen Fahrtwege davor, Freunde außerhalb der eigenen Postleitzahl zu besuchen.
Einige Startups haben die umweltbewusste Faulheit der Großstädter erkannt und eine Lösung parat: E-Roller müssen her. Im Sinne der Sharing Economy muss es aber nicht für jeden ein eigener sein, sondern ein Sharing-System soll die kurzzeitige Nutzung gegen geringe Kosten für alle Städter mit Führerschein attraktiv machen. Tatsächlich sind E-Roller aufgrund der eher geringen Akkuleistung, die nur für etwa 100 Kilometer ausreicht, bis dato tatsächlich noch keine valide Option für Menschen, die von ihrem Zuhause zum Supermarkt oder zur Arbeit längere Strecken in die nächstgelegene Stadt fahren müssen.
Für die normale Nutzung in der Stadt sind die kleinen etwa 45 km/h schnellen Flitzer jedoch ideal und erfreuen sich laut den Herstellern besonders im Sommer großer Beliebtheit. Daher basieren die meisten der neuen Elektroroller-Anbieter in Großstädten wie Berlin, München oder Köln. Sollten sich die Roller bewähren, ist aber auch von einem Ausbau in weiteren Städten auszugehen. Besonders praktisch in der Stadt: Roller dürfen auf dem Bürgersteig abgestellt werden. Das spart die lange Suche nach Parkplätzen.
Wie funktioniert das Roller-Sharing?
Allen Anbietern gemein ist, dass für die Nutzung des Angebots die App des Roller-Sharers genutzt werden muss. Über die App wird ein Nutzungskonto erstellt, das mit den Kontodaten des Nutzers verbunden und über der Führerschein der Nutzer verifiziert wird. Manche Anbieter setzen bei der Verifizierung der Fahrerlaubnis auch auf Skype oder analoge Partnergeschäfte. Denn ein Führerschein – das ist die Grundvoraussetzung für den E-Rollerspaß. Oft wird dabei ein Jahr Führerscheinbesitz vorausgesetzt, daher variiert das Mindestalter bei den Anbietern zwischen 18 und 21 Jahren.
Einmal erfolgreich registriert, kann dann innerhalb des Geschäftsgebietes des Anbieters über die App ein Roller lokalisiert, reserviert und gebucht werden. In der Regel ist dafür nichts weiter als die App nötig, die den Roller automatisch entsichert und sowohl Schlüssel als auch Helm freigibt. Denn: Einen eigenen Helm zu besitzen ist nicht notwendig; alle Roller-Anbieter statten ihre Gefährte mit wenigstens einem Helm und zusätzlichen Hygienekappen aus, die unter dem Helm getragen werden können. Die App zeigt außerdem an, in welchem Aufladestatus sich der Akku des ausgewählten Rollers befindet. Für das Aufladen sind die Nutzer übrigens nicht zuständig – das übernehmen die Anbieter selbst.
Im Folgenden stellen wir euch die bisher in einigen deutschen Städten aktiven E-Roller Share-Anbieter vor und präsentieren Einsatzbereich, Preise, Kosten und Konditionen
emmy – Berlin
Das Startup emmy (bis März 2017 eMio) ist bisher der größte unter den E-Scooter-Anbietern, auch wenn sich eMio bisher nur in Berlin Roller positioniert hat. Die Roller können innerhalb des S-Bahn-Rings gemietet werden und müssen dort auch wieder abgestellt werden. Die Ausleihe der Scooter mit einem kleinen und einem großen Helm sowie beigelegter Hygienekappen erfolgt an Führerscheinbesitzer ab 18 Jahren mit dem Besitz des Führerscheins seit mindestens einem Jahr.
Der Elektroroller kostet bei emmy pro Minute: 0,19 Euro oder pro angefangenem Kilometer 0,59 Euro. Abgerechnet wird der günstigere Gesamtpreis. Der Preis pro Minute im Parkmodus beträgt 0,05 Euro. Bei einer ganztägigen Nutzung setzt eine Kostenbremse bei 24 Euro ein. Dafür kann der Roller von 0 bis 24 Uhr benutzt werden. Es fällt eine Anmeldegebühr an, für die Freiminuten gutgeschrieben werden (14 Euro für 25 Min, 19 Euro für 100 Minuten).
Coup – Berlin
Genau wie eMio operiert Coup bisher nur in Berlin. Der Nutzungsbereich beschränkt sich auf die Bezirke Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Mitte. Die E-Roller können von Personen ab dem 21 Lebensjahr mit mindestens einjähriger Fahrerlaubnis gemietet werden. Dazu gibt es einen Helm sowie Hygienekappen.
Bei Coup wird die Nutzung nicht nach Kilometern, sondern nach der Zeit berechnet. 30 Minuten kosten 3,00 Euro, jeder weitere 10 Minutentakt 1 Euro. Die Tagespauschale gilt von 7 bis 19 Uhr und kostet 20 Euro.
Stella – Stuttgart
Stella wird von den Stadtwerken Stuttgart zur Verfügung gestellt. In einer Pilotphase wurden 2016 15 Roller angeboten, ab März 2017 soll dieses Angebot auf 75 aufgestockt werden. Führerscheininhaber ab dem 18. Lebensjahr mit einem Jahr Fahrpraxis können die mit zwei Helmen bestückten E-Roller nutzen. Betankt wird mit 100 prozentigem Ökostrom.
Die Stella Roller kosten 0,19 Euro pro Minute oder 0,59 Euro pro angefangenem Kilometer. Der günstigere Gesamtpreis wird abgerechnet. Die Kostenbremse für einen Tag (0-24h) liegt bei 29 Euro, eine mit Freiminuten vergütete Anmeldegebühr von 19 Euro fällt an.
scoo.me – München / Köln
Ein weiterer Sharing-Anbieter für Roller ist das in München und Köln operierende scoo.me. Auch bei scoo.me ist ein Ausweitung des Sortiments auf Elektroroller geplant, bis dato bietet das Unternehmen jedoch ausschließlich normal motorisierte Roller zu verschiedenen Preisen für Studenten, Premium-Kunden oder normale Nutzer an. Eine Preisübersicht findet sich auf der Webseite des Unternehmens. Scoo.me verleiht seine Roller mit einem Helm sowie Hygienekappen an Führerscheininhaber ab 18 Jahren.
Natürlich ist das Fahrrad oder eine Fahrt mit der S-Bahn immer noch wesentlich nachhaltiger als ein E-Scooter. Der wiederum ist natürlich eine gute Alternative zum Benzin-Roller oder -Auto. Wer vom Elektroroller überzeugt ist und statt zu teilen doch lieber seinen eigenen haben möchte, der wird beispielsweise bei dem Startup Unu fündig: Hier wird der nach Kundenwünschen gestaltete Roller direkt und regional angefertigt. So werden gute Arbeitsbedingungen und überschaubare Produktions- und Produktkosten sichergestellt. Auch der Hamburger E-Scooter-Sharing Anbieter Jaano bietet überzeugten Nutzern seine Roller zum Verkauf an. Wegen fehlender Investoren musste das Startup leider den Betrieb aufgeben.