„Chronicles of Threats“ – eine Kampagne gegen Gewalt an Journalisten

Die Kampagne "Chronicles of Threats" vermittelt welchen Gefahren Journalisten täglich ausgesetzt werden. Dank ihrer erfolgreichen Vermarktung wurden ungelöste Fälle in Serbien wieder aufgenommen und die Täter bestraft.

Autor*in RESET , 02.07.14

Im Juni 2014 wurde die OSZE-KampagneChronicles of Threats“ mit dem Bronzenen Löwen in Cannes in der Kategorie Nutzung von Medien auf dem „international Festival of Creativity“ ausgezeichnet. Es ist die weltweit größte Festival-Auszeichnung für kreative Kommunikation. Der Beitrag entstand, um Medienfreiheit zu fördern und um die Kommission für die Untersuchung von Morden an Journalisten in Serbien zu unterstützen.

„Ein Haus brennt … ein Auto kann einfach so explodieren.“

Es sind echte Beispiele von Drohungen, die Journalisten in der OSZE-Region erhalten haben, obwohl sie nur ihrer Arbeit nachgingen. Leider werden diese Worte all zu oft in die Tat umgesetzt – in den vergangenen Monaten wurden Journalisten brutal auf der Straße angegriffen, ihre Häuser wurden in Brand gesetzt, und unter ihre Autos wurden Sprengkörper angebracht.

Immer wieder untersuchen Behörden diese brutalen Verbrechen nur mangelhaft, so dass Täter ungestraft bleiben. Schockierend ist die Tatsachte, dass 95 % der Angriffe auf Journalisten weltweit ohne Folgen bleiben.

Das Ziel von „Chronicles of Threats“ war es, der breiten Öffentlichkeit zu demonstrieren, wie bedroht sich Journalisten fühlen. Für die Kampagne wurde eine von 100 authentischen Drohungen gegen Journalisten ausgewählt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, indem man einen anonymen Brief in 70.000 Exemplare der beliebtesten serbischen Tageszeitung „Blic“ platzierte. Zur gleichen Zeit wurde eine Videobotschaft auf Nachrichten-Websites gepostet, die Bedrohungen investigativer Journalisten thematisierte. Die in Zeitungen und im Internet veröffentlicht Drohungen wurden entwickelt, um die Leser in die Lage von Journalisten zu versetzen, die Tag für Tag Drohungen erhalten.

Sie verbreiteten sich schnell innerhalb der Bevölkerung und in den Nachrichten. Als die falschen Drohungen von einem Nachrichtensender enttarnt und erklärt wurden, eröffneten sie in Serbien eine große Debatte über die möglichen Bedrohungen, denen Journalisten ausgesetzt sind. Folglich wurden ungelöste Fälle von ermordeten Journalisten, die über Jahre in Vergessenheit geraten waren, wieder aufgenommen. Die Auflösung dieser Fälle wurde zu einem Problem für die neue Regierung und es wurde bestätigt, dass der Staat die Morde an den Journalisten organisiert hatte.

Fünfzehn Jahre nach der Ermordung von Slavko Curuvija, dem einflussreichsten unabhängigen Journalisten während des Milosevic-Regimes, wurden seine Mörder verhaftet. Ebenfalls wurden die Untersuchungen der Morde an Radislava Dada und Milan Pantic wieder aufgenommen. „Chronicles of Threats“ hat maßgeblich zu der Lösung eines 20-jährigen Falls beigetragen.

Für die realen Gefahren, mit denen Journalisten konfrontiert werden, zu sensibilisieren, ist wichtig. Denn diese Menschen riskieren ihr Leben, um uns über die Welt, in der wir leben, zu erzählen. Deshalb verdienen sie unseren Schutz und mehr solcher Kampagnen, die das Thema ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken und die Täter bestrafen.

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