Plastikmüll verschmutzt den gesamten Planeten – Böden, Gewässer und sogar die Luft. Und es wird stetig mehr. Allein in Deutschland kamen im Jahr 2018 rund 4,5 Millionen Tonnen an Kunststoffverpackungen zusammen. 1,7 Millionen Tonnen davon waren Verpackungsfolien. Und trotz des Verbots von Einweg-Plastikartikeln in der EU werden wohl weiterhin viele Millionen Tonnen Kunststoffmüll anfallen. Denn zwar lassen sich überflüssige Verpackungen wie bei in Plastik eingeschweißten Gurken gut vermeiden, bei vielen Produkten fehlt aber bislang eine wirkliche Verpackungsalternative. Lange galten Biokunststoffe als guter Ersatz für konventionelles Plastik, leider war ihr Einsatz jedoch stets mit Einschränkungen verbunden:
- Bei Anbau und Verarbeitung werden nach wie vor fossile Energieträger wie z.B. Erdöl und Erdgas verbraucht, sodass die Kunststoffe nicht zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen.
- Recyclinganlagen können Biokunststoffe nicht von herkömmlichen Kunststoffen unterscheiden.
- Kunststoffe dürfen als „bio“ gekennzeichnet werden, obwohl sie nicht auf ökologischer Basis hergestellt werden.
- Biokunststoffe haben eine höhere Zerfallzeit und sollten nicht auf dem Komposthaufen entsorgt werden.
Das dänische Unternehmen Cellugy hat nun aber einen Biokunststoff entwickelt, der deutlich markttauglicher als seine Vorgänger sein dürfte. Im Gegensatz zu früheren Bioplasten besteht das so getaufte EcoFLEXY nämlich aus Rohstoffen, die nach Unternehmensangaben zu 100 Prozent aus pflanzlichen Abfällen aus der Landwirtschaft stammen, z.B. Fruchtschalen und Fruchtfleisch. Grundsätzlich könnten aus allen Abfallprodukten zuckerproduzierender Pflanzen Biokunststoffe hergestellt werden. Gegenüber RESET betonte Cellugy, dass bewusst solche Rohstoffe genutzt würden, die nicht in Konkurrenz mit der Nachrungsmittelindustrie stünden. Bei vielen anderen Biopolymeren sind hingegen Mais oder Kartoffeln die Grundlage, die eigens für die Verpackungsindustrie angebaut werden müssen.
Das Nano-Cellulose-Polymer, das die Grundlage für das neuartige Bioplastik bildet, wird in einem Fermentationsprozess produziert, bei dem sich Mikroorganismen von den pflanzlichen Abfällen ernähren. Da EcoFLEXY wasserabweisend, durchsichtig und resistent gegen etwaige Temperaturschwankungen ist, eignet es sich gut für Lebensmittelverpackungen. Kunden könnten also ohne schlechtes Gewissen beim Einkaufen zu Gemüse greifen, das bioplastikverpackt ist. Da der Biokunststoff außerdem verdaulich ist, würden Tiere, die mit der Bioplastikverpackung in Berührung kommen, keinem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt.
Nach der Verwendung kann die Zellulosefolie einfach auf dem Kompost entsorgt oder als Dünger weiterverwendet werden, sie zerfällt im Boden bereits bei Zimmertemperatur, alternativ kann sie nach Unternehmensangaben auch in einem geschlossenen Kreislauf mit minimalem Verlust der Materialleistung recycelt werden.
Cellugy gibt an, für den Herstellungsprozess die gleichen Kosten wie gewöhnliche Plastikverpackungshersteller aufzuwenden. Zudem würde beim Herstellungsprozess nur minimal Abfallprodukte anfallen, was diesen insgesamt umweltfreundlicher gestalte. Der gesamte Produktionsprozess reduziert laut Cellugy die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Plastikverpackungen um bis zu 96 Prozent.
Derzeit testet Cellugy seine Folien aus Biokunststoff u.a. bei einer Seife und einem Weißschimmelkäse. In einem weiteren Pilotprojekt werden außerdem die Abälle eines Startups, das Fruchtsnacks produziert, zweitverwertet und zur Herstellung von Verpackungen genutzt. Gegenüber RESET erklärte das junge Unternehmen nicht nur Folien aus pflanzlichen Abfällen herstellen zu wollen: In der Zukunft will Cellugy noch einen Schritt weitergehen und auch Hartkunststoff produzieren – aus den harten Bestandteilen von Obstabfällen.
Redaktionelle Mitarbeit: Lydia Skrabania