Die Technologie des 3D-Drucks hat die Tür zu einer Vielzahl von Möglichkeiten geöffnet, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. So ziemlich alles lässt sich inzwischen mit einem 3D-Drucker herstellen: Lebensmittel, Kleidung, Möbel… Die Liste ist lang. Und inzwischen gibt es sogar „Bioprinting“, ein 3D-Druckverfahren mit sogenannter „Bio-Tinte“, mit der man menschliches Gewebe – und damit menschliche Organe – drucken kann. Genau das macht das schwedische Unternehmen Cellink, das als weltweit erstes seiner Art eine standardisierte Bio-Tinte herstellt.
Das Startup wurde von Erik Gatenholm gegründet. Dieser kam durch seinen Vater, einem Professor für Chemie und Biopolymer-Technologie an der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg, mit 3D-Bioprinting in Berührung. Gatenholm lernte über seinen Vater außerdem Héctor Martínez kennen, der im Bereich „Tissue Engineering“ (Gewebezüchtung) promovierte. Durch den Austausch mit Martínez erkannte er die Geschäftsmöglichkeit in diesem Markt: die Herstellung und den Verkauf von Bio-Tinte. Zum damaligen Zeitpunkt war es nicht möglich, diese zu kaufen – also beschlossen Gatenholm und Martínez, eine solche Tinte, bestehend aus Biomaterialien, bioaktiven Molekülen sowie menschlichen Zellen, selbst zu entwickeln und zu vertreiben.
„Wir sind weltweit die ersten, die die sogenannte Bio-Tinte produzieren, die als Ausgangsmaterial für den 3D-Druck verwendet wird. Und wir sind eines von vier Unternehmen weltweit, die Bioprinter herstellen. Heute verkaufen wir diese in etwa dreißig Ländern“, sagte Erik in einem Interview mit dem schwedischen Wirtschaftsmagazin Veckans Affärer.
Die Schlüsselkomponenten der Tinte sind Cellulose sowie aus Algen gewonnene Alginsäure, die mit jeder Art von Zelle gemischt werden können, um damit menschliches Gewebe zu bilden. Innerhalb einer halben Stunde kann ein Cellink-Drucker eine lebensgroße menschliche Nase produzieren. Ohren sind ebenfalls ein weiteres Spezialgebiet des Unternehmens.
Science Fiction wird Realität
„Unsere große Vision ist es, menschliche Körper komplett neu drucken zu können. Wir wollen die Geschichte des 3D-Bioprinting schreiben – immer an der Grenze zwischen Science Fiction und Realität. In 25 Jahren können wir ganze menschliche Körper drucken“, so Gatenholm gegenüber dem Witschaftsmagazin.
Die Hauptkunden von Cellink sind derzeit akademische Einrichtungen in Europa, Asien und den USA, wie das MIT und Harvard, die die Produkte für ihre Forschung nutzen. Aber auch Pharma- und Kosmetikunternehmen nutzen diese für Tests.
Aktuell ist Cellink nur in der Lage, Gewebe wie Haut und Knorpel zu drucken, aber das Startup arbeitet daran, per Bioprinting auch komplexere Organe herstellen können. Gedruckte menschliche Organe könnten sicherlich dabei helfen, den Mangel an Transplantaten zu beheben. Allerdings muss wie bei jeder revolutionären Technologie, die in den Verdacht gerät, dass Menschen dadurch Gott spielen wollen, auch hier beizeiten eine ethische Debatte über die einzuhaltenden Grenzen geführt werden.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien auf unserer englischsprachigen Website.