Kaffeebauern stehen am Beginn der Wertschöpfungskette: Sie liefern meist nur den Rohstoff, die Kaffeebohnen. Und bekommen von den Gewinnen dann nur einen kleinen Bruchteil ab. In Peru, wo Kaffee das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis ist, gibt es jetzt eine Lösung, die die Farmer ermächtigen und ihnen die Möglichkeit geben soll, selbst den letzten Schritt in der Produktionskette durchzuführen – und damit ihr Einkommen deutlich zu steigern.
Das Startup Café Compadre stellt den Bauern eine Technologie zur Verfügung, mit der sie ihre Kaffeebohnen selbst rösten können. Der Clou: Die Lösung nutzt dabei die Energie-Ressource, die den Farmern ohnehin weithin zur Verfügung steht – die Sonne.
Kaffee zu 100 Prozent solar-geröstet
Die Lösung bündelt mit Hilfe eines Scheffler-Reflektors Sonnenstrahlen und richtet sie auf eine rotierende Trommel, in der sich die Kaffeebohnen befinden. An einer Seite ist die Trommel geöffnet, damit durch den Röstprozess entstehende Gase und Feuchtigkeit entweichen können, welche die Qualität andernfalls beeinträchtigen würden. Die Trommel rotiert mit Hilfe eines kleines Photovoltaik-Rotationssystems, das eine gleichmäßige Röstung ermöglicht.
Zwischen 15 und 25 Minuten dauert es, um ein Kilo Kaffeebohnen auf diese Weise zu rösten. Dies ist vergleichbar mit der Dauer und Kapazität herkömmlicher Röstgeräte von ähnlicher Größe. Dabei verbraucht die Solar-Lösung fünfmal weniger Energie als konventionelle Röstvorrichtungen. Das robuste Gerät ist zu 100 Prozent solarbetrieben, kann leicht demontiert und so auch gut in ländliche Gebiete transportiert werden. Die Technologie ist außerdem gut skalierbar, das Ganze kann also auch so konstruiert werden, dass damit größere Mengen an Kaffeebohnen geröstet werden können.
Ökologisch nachhaltiger Ansatz mit Social Impact
Das 2015 gegründete Café Compadre stellt den Bauern nicht nur die Technologie zur Verfügung und leitet sie an, wie diese genutzt und gewartet wird. Das Startup sorgt auch für den direkten Vertrieb des fertigen Produkts in Peru: Die gerösteten Bohnen werden unter der Marke „Compadre“ mit dem Namen des jeweiligen Kaffeebauern verkauft. Die Einnahmen werden so aufgeteilt, dass die Kaffeebauern mit dem Rösten bis zu viermal mehr verdienen können, als wenn sie nur „grüne Kaffeebohnen“ verkaufen würden.
Im vergangenen Jahr hat das peruanische Startup ein Pilotprojekt mit einem Farmer durchgeführt. Dabei wurden 600 Kilo Kaffeebohnen geröstet. Aktuell arbeitet Café Compadre an einer Ausweitung des Programms, damit mehr Bauern davon profitieren können. Außerdem plant das Unternehmen im peruanischen Dschungel eine Produktionsstätte mit einer Kapazität von monatlich 6.000 Kilogramm Kaffee.
Im Oktober dieses Jahres erhielt Café Compadre für seinen sozialen und ökologischen Wirkansatz den empowering people. Award der Siemens Stiftung. Der internationale Wettbewerb zeichnet die innovativsten Low-Tech-Lösungen aus, deren Anspruch es ist, auf nachhaltige Weise das Leben in Entwicklungsländern zu verbessern.