Busfahren 2.0 – App statt Haltestelle

Wie das „Reallabor Schorndorf“ den ÖPNV effektiver und nachhaltiger gestalten möchte.

Autor*in Simon Dupree, 09.06.16

Schorndorf, eine Kleinstadt in Baden-Württemberg, war der Geburtsort Gottlieb Daimlers. Daimler erfand im 19. Jahrhundert den ersten schnelllaufenden Benzinmotor und revolutionierte so den Automobilbereich.

Nun könnte in Schorndorf, mit seinen 40.000 Einwohnern, ein weiteres Mal eine Revolution im mobilen Bereich vonstattengehen – diesmal handelt es sich jedoch um: Verkehr.

Wisssenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) arbeiten dort gemeinsam mit der Stadt Schorndorf, der Uni Stuttgart und weiteren Partnern an einem digitalen Buskonzept. Der Bus kommt an den gewünschten Abholungsort – genau dann, wenn man ihn braucht. Diese traumhaft flexible Bedienplattform basiert auf einer Smartphone-App und soll in Zukunft zur Verkehrsoptimierung beitragen.

Busfahren 2.0 – so ganz ohne Haltestellen

Die Message hinter call-a-bus lautet: Benutzt öffentliche Verkehrsmittel und lasst das Auto stehen. Durch ein digitales System, das in Echtzeit auf die Wünsche der Nutzer reagiert, sollen die Zeiten von sinnlosen Leerfahrten oder überfüllten Bussen gezählt sein. Da call-a-bus kein traditionelles Liniensystem mit Haltestellen ist, müssen neue Arten der Kommunikation gefunden werden. Benutzer kontaktieren via Smartphone-App, Computer oder telefonisch ein Callcenter und teilen diesem mit, dass ein Bus benötigt wird. Busse werden sodann, je nach Anfragen, auf individuelle Einsammelfahrten geschickt.

Da wir für das Quartiersbussystem auf feste Haltestellen, Linien und Fahrpläne verzichten, quasi Busfahren on demand anbieten, ergeben sich ganz neue Herausforderungen, zum Beispiel was die Kommunikation zwischen Fahrgast, Busfahrer und Leitstelle betrifft“, beschreibt DLR-Forscher Matthias Klötzke.

Call-a-bus soll in Form eines Pilotversuchs voraussichtlich im Jahr 2018 erprobt werden. Die Bürger Schorndorfs spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Ihre Meinungen, Kommentare und Ideen werden ständig evaluiert und geben den Forschern direktes Feedback. Auf Basis dieser Trial-and-Error-Ergebnisse werden sich die Wissenschaftler sodann über innovative Fahrzeugkonzepte Gedanken machen: Größe, Zahl der Sitzplätze und Innenraumgestaltung werden dabei ebenso einfließen wie Fragen nach der geeigneten Antriebstechnik, dem Energieverbrauch und Emissionen.

Fazit: Auch im ÖPNV-Bereich könnten digitale Konzepte zur Nachhalitgkeit beitragen. Call-a-bus: Ein Vorhaben, das Umwelt, Fahrgäste und Verkehrsaufkommen massiv entlasten könnte.

MARKIERT MIT
Wie Smartphones vor Erdbeben warnen

MyShake transformiert Smartphones via GPS und Bewegungssensoren in Mini-Seismografen.

mpc1_bangladesh
Watersprint
Smarte Wasserfilter für Bangladesch – powered by the sun

Ein Projekt von Watersprint und Yunus Centre will smarte, solarbetriebene Wasserfilter in Regionen installieren, wo es kaum Zugang zu sauberem Wasser gibt.