Weltweit wandern rund 1,3 Milliarden Tonnen essbare Lebensmittel jedes Jahr in den Müll. Auch wir Deutschen schmeißen Millionen von Tonnen an Nahrungsmitteln weg. Und ein erheblicher Teil dieser wahnsinnigen Ressourcenverschwendung wäre vermeidbar.
Denn wir werfen viele Produkte weg, die noch genießbar sind. Vor allem Obst und Gemüse wird nicht gekauft oder endet in der Tonne, weil es unseren optischen Ansprüchen nicht (mehr) genügt – krumme Formen, Druckstellen oder nicht mehr ganz knackig. Da muss schlicht ein Umdenken stattfinden. Aber auch Milchprodukte, Fleisch oder Fisch landen oft im Müll, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Dabei ist es eben genau das – eine Angabe über die Mindesthaltbarkeit. Das Produkt kann also auch noch genießbar sein, wenn diese Frist überschritten ist.
Gerade bei Fleisch oder Fisch ist aber natürlich besondere Vorsicht angebracht, denn wenn man Verdorbenes isst, kann das böse enden. Ein smarter Sticker könnte hier die Lösung sein: Die Londoner Designerin Solveiga Pakstaite hat ein Gelatine-Etikett entwickelt, das die tatsächliche Haltbarkeit von Steaks und Joghurt simuliert.
Glatt: essen! Hubbelig: nicht essen!
Pakstaite hat ihr Produkt „Bump Mark“ getauft – und der Name beschreibt bereits, wie es funktioniert. Das Siegel besteht aus vier Ebenen. In der Mitte befindet sich eine Gel-Schicht aus Gelatine, welche die Bio-Struktur und damit die Haltbarkeit des jeweiligen Produkts nachahmt, um das es geht. Darunter liegt eine Kunststoffschicht mit Dellen. Das Ganze wird von zwei Plastikfolien eingefasst. Wenn das Produkt frisch ist, ist die Gelatine fest – man kann die Dellen darunter also nicht ertasten. Doch so, wie das Steak verfällt, zersetzt sich auch die Gelatine – sie zerfließt und die „Bumps“, die Dellen darunter, werden spürbar. Dann also: Finger weg! Das könnte übrigens auch eine große Hilfe für blinde und sehbehinderte Menschen sein.
Da Gelatine ein Naturprodukt mit hohem Protein-Anteil ist, verfalle es ganz ähnlich wie andere tierische Protein-Lebensmittel wie Fleisch oder Milchprodukte, so Pakstaite. Diese Eigenschaft könne man nutzen und den verschiedenen Verfallsraten verschiedener Lebensmittel entsprechend anpassen.
Die zum Patent angemeldete Erfindung wird derzeit noch getestet, da die Sicherheit des Gel-Etiketts natürlich gewährleistet sein muss. Noch fehlt ein Prüfsiegel eines externen Prüflabors. Doch bereits jetzt wurde Bump Mark mit zahlreichen Awards ausgezeichnet. Es ist in jedem Falle wünschenswert, dass der Gelatine-Sticker auch hält was er verspricht – und sich ein Teil der Lebensmittelverschwendung damit vermeiden lässt.