Der Verkehr gilt als eine der größten Verursacher von Treibhausgas-Emissionen. Der Directorate-General for Climate Action der Europäischen Kommission zufolge stammt ein Fünftel der CO2-Emissionen der EU aus dem Straßentransport. Elektroautos (Plug-in- und Hybridfahrzeuge) könnten zwar dabei helfen, diese Emissionen einzudämmen, doch sind sie noch weit davon entfernt, den Automobilmarkt zu erobern. Der Preis (für die E-Autos) hat bekanntermaßen eine abschreckende Wirkung. Des weiteren zeigte eine IBM Studie, dass sich viele Konsumenten über die Entfernung, die mit einer Batterieladung zurückgelegt werden kann, Sorgen machen.
Highways England testet eine innovative Lösung, die helfen soll, diese Sorgen zu umgehen: die Installation eines Systems, welches kabellos elektrische Fahrzeuge jeder Größe auflädt. Dies soll durch eine Technik, die als Dynamic Wireless Power Transfer (DWPT) bekannt ist, ermöglicht werden.
Für eine Durchführbarkeitsstudie überprüfte Highways England 17 verschiedene kabellose Energiesysteme, die von Team auf der ganzen Welt entwickelt wurden. Acht davon wurden für DWPT als geeignet begutachtet, da diese für Fahrzeuge in Bewegung auf der Straße eingesetzt werden können. Alle haben die gleichen wesentlichen Elemente: Kraftwerke auf der Seite der Straße, Ladespulen unter dem Straßenbelag sowie Sekundärspulen, die unter dem Auto installiert sind. Die Elektrizität der Kraftwerke wird via Kabel in die Ladespulen transferiert und dann von dort aus ohne Kabel in die Ladespulen der Autos geleitet. Eines der entscheidenden Vorteile dieser Vorrichtung ist, dass die Infrastruktur unter und neben der Straße installiert wird, was wiederum Sicherheitsrisiken durch auf der Straße installierte Gerätschaften vermeidet.
Highways Englands nächste Schritte sind Gelände- und Straßenversuchsgänge. Im Erfolgsfall würde die Technologie innerhalb einer Dekade schrittweise in das Netzwerk integriert werden. Die neuen umweltfreundlichen Autobahnen würden nicht nur dabei helfen, Großbritanniens Treibhausgas-Emission zu verringern, sondern auch die Lärmbelästigung reduzieren und die Luftqualität verbessern. Im besten Fall stammt die Elektrizität sogar aus erneuerbaren Energiequellen.
DWPT ist eine Technologie, die den Straßentransport dramatisch zum Besseren verändern könnte. Obwohl Großbritannien das erste Land ist mit einem Projekt in der Größenordnung, sprießen auch in anderen Ländern kleinere DWPT Projekte aus dem Boden. In der südkoreanischen Stadt Gumi z.B. gibt es eine Buslinie, die ihre Energie aus dieser Technologie gewinnt. Auch Heidelberg testet ähnliche Projekte und das Freiburger Startup Blue Inductive hat ebenfalls eine Technologie für kabelloses Laden entwickelt.