„Wir backen keine kleinen Brötchen!“ Hanseatische Materialverwaltung öffnet die Türen

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Presefoto HMV

Vom Filmset auf die Schulbühne: In Hamburg gibt es seit Montag den ersten Fundus für Materialien aller Art. Auf einer Fläche von über 600 qm können ab sofort Hamburger Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten, Künstler und Vereine Materialien für wenig bis kein Geld erhalten.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 28.05.13

Die Idee ist eigentlich ganz einfach: An jedem Filmset, nach Theaterprodukten und Messen bleiben bergeweise Materialien verschiedenster Art übrig. In den meisten Fällen landen sie im Container – und beenden ihr kurzes Leben als Müll. Weder ökologisch noch ökonomisch macht das Sinn. Doch was an einer Stelle schlicht unbrauchbar geworden ist, kann andernorts wieder zum Einsatz kommen.

An dieser Stelle schaltet sich die Hanseatische Materialverwaltung ein. Die Gründer Petra Sommer und Jens Gottschau haben es sich zur Aufgabe gemacht, die anfallenden Materialien und Gegenstände in einem zentralen Lager sammeln und damit einen offenen Fundus erschaffen, durch den neue Ideen realisiert werden können. HMV-Gründerin Petra Sommer: »Unsere Motivation basiert schlicht und einfach auf gesundem Menschenverstand. Wir sind Macher und hatten keine Lust, bestehende Mißstände einfach nur zu beklagen.« Und Projekt-Partner Jens Gottschau ergänzt: »Wir hatten beide diese klare Vision, mit der sich die bisherige sinnlose Verschwendung in kulturellen Reichtum verwandeln ließe! Diese Idee haben wir konsequent ausgearbeitet und hier nun tatsächlich eine ganz konkrete Lösung und Struktur geschaffen.«

Wie das konkret aussieht? Unternehmen, Messen, Filmteams etc. können ihr Material bei Hanseatischen Materialverwaltung abgeben bzw. abholen lassen. Wenn nun z.B. Schulen, Künstler oder Kindergärten die Materialien nutzen möchten, bekommen sie einen individuellen Preis. Dieser wir je nach „Sinnhaftigkeit“ des Projekts ermittelt. D.h., je nach gesellschaftlichem Wert wird ein Preis vereinbart – der manchmal auch keiner sein kann. So können z.B. Teile des Kulissenlagers des Hamburger Schauspielhaus ein zweites Leben im Weihnachtsstück einer Schultheatergruppe bekommen.

In New York gibt es seit mittlerweile 35 Jahren ein ähnliches Konzept – mit großem Erfolg. 2009 hat die mfta 662,6 Tonnen Material mit einem geschätzten Wert von über $ 7.000.000 an Künstler und Bedürftige weitervermittelt. Diese Idee ist nun endlich auch in der Medienstadt Hamburg angekommen. Das Feedback ist durchweg positiv.

Mit der Hanseatischen Materialverwaltung wollen Sommer und Gottschau keinesfalls kleine Brötchen backen. Dazu Petra Sommer: »Als Filmausstatterin habe ich jahrelang große Projekte und Dreharbeiten kalkuliert und 
musste dort auch logistisch sehr viel im Blick haben. Das Kapitel Werbefilm habe ich hinter mir gelassen und die gesammelten Erfahrungen fließen nun sehr konstruktiv in die HMV ein. Es war mir schnell klar und wichtig, auch bei dieser Vision von Anfang an groß zu denken. Kleine Brötchen zu backen mag ja ganz nett sein – aber viel besser wäre es doch, der Allgemeinheit direkt einen wirklich großen Ofen zum Brotbacken zur Verfügung zu stellen!«

Sommer und Gottschau konnten die Hamburger Kulturbehörde, die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, die HafenCity GmbH und die Hamburg Kreativgesellschaft für ihre Idee gewinnen und haben eine erste Anschubfinanzierung erhalten. Um bestehen zu können ist allerdings weitere Unterstützung nötig. Gottschau und Sommer hoffen, dass sie für ihre Idee nicht nur mit Lorbeeren behangen werden, sondern auch finanzielle Mittel von Stiftungen und Unternehmer mit Sinn für gesellschaftliche Verantwortung erhalten.

Wir wünschen viel Erfolg!

Webseite der Hanseatischen Materialverwaltung: hanseatische-materialverwaltung.de

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