Wie Smartphones vor Erdbeben warnen

MyShake transformiert Smartphones via GPS und Bewegungssensoren in Mini-Seismografen.

Autor*in Simon Dupree, 03.03.16

Nepal, April 2015: Ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschütterte die Region nahe der Hauptstadt Kathmandu. Hunderte Menschen kamen dabei ums Leben. Unzählige weitere verloren ihre Existenz.
Nepal verfügte zu jener Zeit nicht über ein professionelles Frühwarnsystem gegen Erdbebengefahr. In dem Land befinden sich jedoch derzeit etwa sechs Millionen Smartphones. Ganz ähnlich sieht die Situation in vielen weiteren erdbebengefährdeten Regionen der Welt aus. Das Smartphone wird dort immer wichtiger und durchdringt langsam den Alltag. So gibt es beispielsweise alleine in Indonesien etwa 55 Millionen Smartphone-User (Quelle: Zeit.de).

Wie Smartphone-Nutzer mittels Sensoren vor drohenden Erdstößen gewarnt werden

Zusammen mit der Deutschen Telekom entwickelten Forscher der kalifornischen Universität Berkley die Android-App MyShake. Das Ziel dieser Entwicklung ist es, ein weltweites seismisches Sensornetz zu schaffen und letztlich Nutzer vor drohenden Erdbeben zu warnen. Die App nutzt die Beschleunigungssensoren, die sich in allen aktuellen Smartphones befinden, um auftretende Erschütterungen mit jenen zu vergleichen, die während eines Erdbebens auftreten. Die Wissenschaftler entwickelten hierzu einen Algorithmus, der die bei einem Erdstoß auftretenden Vibrationen erkennt und von anderen, „menschlichen“ Formen der Erschütterung (z.B. Herunterfallen des Phones, Laufen, Zugfahren etc.) unterscheidet.

Die Daten werden sodann zusammen mit dem aktuellen GPS-Standort an zentrale Server gesendet. Sobald genügend Smartphones innerhalb einer Region ein charakteristisches Schwingungsprofil registrieren, kann in Zukunft ein Alarm ausgelöst werden. Obwohl die in Smartphones integrierte Bewegungssensorik ständig weiterentwickelt wird, ist sie noch nicht so zuverlässig wie traditionelle Seismografen. Momentan nimmt MyShake bereits mäßige Erdbeben der Stärke 5 in bis zu zehn Kilometern Entfernung wahr.

Sobald MyShake genügend registrierte Nutzer hat und die App zuverlässig arbeitet, wollen die Seismologen das Handy-Frühwarnnetz aktivieren. Damit können Betroffene vielleicht einige entscheidende Sekunden früher informiert werden und sich so vor der Katastrophe retten. Die Forscher gehen davon aus, dass MyShake in etwa einem Jahr in Betrieb genommen werden kann.


 

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