Wie lassen sich Wintersport und Umweltschutz vereinen?

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Auch wenn sich in den tieferen Lagen kein Schnee mehr blicken lässt, in den Alpen können noch viele Pisten befahren werden. Doch besonders ökologisch ist Ski fahren nicht: die Hänge werden erst gerodet und dann abgefahren, die Ausrüstung ist materialintensiv, der Energiebedarf für Lifte und Unterkünfte hoch und Schneekanonen gehen in punkto Umweltbelastung sowieso gar nicht!

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 15.02.11

Auch wenn sich in den tieferen Lagen kein Schnee mehr blicken lässt, in den Alpen können noch viele Pisten befahren werden. Doch besonders ökologisch ist Ski fahren nicht: die Hänge werden erst gerodet und dann abgefahren, die Ausrüstung ist materialintensiv, der Energiebedarf für Lifte und Unterkünfte hoch und Schneekanonen gehen in punkto Umweltbelastung sowieso gar nicht! Demgegenüber steht der Spass am Sport und die natürlich der Wintertourismus als wichtige Einkommensquelle.

Lassen sich Wintertourismus und Umweltschutz irgendwie vereinen?

Die Stiftung Pro Natura – Pro Ski gibt regelmässig einen Leitfaden für eine systematische Überprüfung und Bewertung von Skigebieten heraus und Skigebiete haben die Möglichkeit, an einem Bewertungsverfahren durch die Stiftung teilzunehmen und sich zertifizieren zu lassen. Ausserdem vergibt die Stiftung alle 2 Jahre eine Auszeichnung für herausragende Leistungen eines Betriebes auf dem Gebiet von Natur-, Landschafts- und Umweltvorsorge.
Die Skilifte Lech haben zusammen mit dem französischen Skigebiet Pelvoux/ Les Écrins den letzten Award 2009 gewonnen.

„Die Liftbetreiber in Lech kümmern sich zum Beispiel darum, dass der Wald abseits der Pisten erhalten und gepflegt wird. Im Sommer werden die Pisten in Zusammenarbeit mit Landwirten nach den Maßstäben der Bio-Landwirtschaft bewirtschaftet.
Das Unternehmen beheizt seine Gebäude bereits mit Biomasse und saniert sie gerade energietechnisch. „Wir picken immer einen Schwerpunkt heraus, der dann im ganzen Unternehmen verbessert wird“, so Christoph Pfefferkorn, Prokurist der Skilifte Lech. So haben die Skiliftbetreiber auch Solarpanele an der Talstation einer Bergbahn angebracht, mit denen Wasser erhitzt wird. An der Bergstation erzeugt eine Photovoltaikanlage Strom, der allerdings bei weitem nicht für den Liftbetrieb ausreicht. „Damit wollten wir in erster Linie ein positives Signal setzten und die vorhandenen Stationsflächen bestmöglich nutzen“, sagt Pfefferkorn.
Doch letztendlich werden auch in Lech die Ansprüche der Gäste über den Umweltschutz gestellt. So sind bei den neueren Liftanlagen zum Beispiel die Sessel beheizbar. „Auf einen gewissen Komfort will der Gast nicht verzichten. Außerdem ist der Stromverbrauch minimal im Vergleich zum gesamten Liftbetrieb und wird über Photovoltaik gedeckt“, erklärt Pfefferkorn. Doch Umweltschutz muss für die Gäste nicht Verzicht bedeuten. Von einigen Maßnahmen profitieren die Skifahrer sogar direkt. So limitiert Lech freiwillig die Anzahl der Skifahrer auf den Pisten. Nur Tagestouristen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, bekommen auch dann noch einen Skipass, wenn die Kapazität eigentlich ausgeschöpft ist.“
(taz)

Hier findest Du die weiteren Gewinner 2009.

Auch der Verein Alpine Pearls, ein Zusammenschluss von 24 Urlaubsorten im gesamten Alpenraum, bietet umweltverträglichen Wintersport – mit viel Gewicht auf öffentlichen Verkehrsmitteln und autofreien Gebieten. Informiere Dich über die neuen „Perlen“ 2011: alpine-pearls.com

Darüber hinaus gibt es kein allgemeingültiges Siegel, an dem Skifahrer umweltverträgliche Skigebiete erkennen könnten.

Neben der Wahl der Orte kann daher jeder Skifahrer auf ein paar Dinge achten:

* Skigebiete und Pisten meiden, in denen Schneekanonen eingesetzt werden; wenn nicht genug Schnee vorhanden ist, lieber wandern gehen und Therme besuchen! 

* Die Skiausrüstung gebraucht kaufen bzw. weiter verkaufen; in Süddeutschland auf den „Brettlesmärkten“, sonst über ebay, tauschring und Co. Ausserdem sind bestimmte Hersteller zu bevorzugen: Der österreichische Hardware-Hersteller Fischer produziert bereits seit 2001 mit Energie aus erneuerbaren Quellen. Fischer Ski, Bindungen, Schuhe und Stöcke werden nach dem Ende ihres Lebenszyklus thermisch verwertet, um daraus Wärmeenergie zu gewinnen und aus den Stahlkomponenten des Fischer-Equipments wird Alteisen produziert. Arbor verwendet für seine Snowboards Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft und finanziert mit einem Teil der Erlöse die Wiederaufforstung. Bei der Firma Venture stammen die verwendeten Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft, ihre gesamte Produktion wird seit 2004 mit Energie aus Windkraft versorgt und auch die Firma Indigo bietet Ski und Snowboards mit Bestandteilen aus schnell nachwachsendem Bambus an. Und: verwende komplett erdölfrei hergestellten Wachse von Hillbillywaxworks für Ski und Snowboards und das Bio-Snowboardwachs von Purl. Auch bei der Kleidung kannst Du auf die Performance der Hersteller achten: Vaude arbeitet seit Jahren mit Umweltorganisationen zusammen und richtet die Herstellung ihrer Produkte nach ökologischen Kriterien aus, die Firma Patagonia stellt Funktionskleidung aus Biobaumwolle und ihr Polyester-Fleece aus recycelten Plastikflaschen her.

* Die Anreise mit dem Zug ist natürlich dem Auto weit überlegen.

Na dann: Hals und Beinbruch!

[via: taz und utopia]

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