Wie Fische in den Bergen Indonesiens beim Gemüseanbau helfen

Ein Team von Studierenden der Universität Mannheim leistet mit ihrem Aquaponic-Projekt einen Beitrag zur Nahrungsversorgung der Bewohner der ländlichen Bergregion Indonesiens.

Autor*in Jasmina Schmidt, 05.04.17

Gemüseanbau ohne Erde mit Hilfe von Fischzucht? Was sich erst einmal nach Science Fiction anhört, ist schon längst Realität und wird Aquaponic genannt. Hierbei wird ein geschlossener Wasser- und Nährstoffkreislauf durch die Kombination von Aquakulturen (Fischzucht) und Hydrokulturen (Gemüseanbau ohne Erde) hergestellt. Ein Vorteil dieses Systems liegt darin, dass keine Pestizide verwendet werden. Ein Weiterer ist, dass nur ein geringer Wartungsaufwand nötig ist, da sich das System automatisch erhält. Es müssen nur Fischfutter und Frischwasser hinzugefügt werden. Somit lassen sich ressourcen- und umweltschonend landwirtschaftliche Produkte anbauen und als Nebenprodukt auch noch Fische zum Verzehr züchten.

Das folgende Video erklärt Aquaponic ausführlich:

Dieses Prinzip macht das sich Projekt effishent zu Nutze. Das Team des Projekts besteht aus Studierenden der Universität Mannheim aus unterschiedlichen Studiengängen, die Teil des Netzwerkes Enactus Mannheim e.V. sind. Der Preisträger des Ideenwettbewerbs von yooweedoo, einem Lernprogramm zum Empowerment für nachhaltige Entwicklung, hat ein solches System zusammen mit einer lokalen Community in Indonesien auf der Insel Java installiert.

Landwirtschaft nimmt einen wichtigen Stellenwert in der indonesischen Marktwirtschaft ein, fast die Hälfte der Beschäftigten ist dort tätig. Doch in den ländlichen Bergregionen fernab der Küste wird der Anbau von nährstoffreichen Produkten durch lange Trockenzeiten, unfruchtbare Erde oder schwer zu bewirtschaftendem Gelände oftmals beeinträchtigt. Auch Fisch wird durch die Distanz zur Küste in diesen Regionen zu einem teuren Gut.

Mit dem Aquaponic-System will effishent helfen, die Nahrungsmittelversorgung in den Bergregionen sicherzustellen und es Familien ermöglichen, über die zusätzliche Einnahmequelle vom Verkauf der Erzeugnisse ein regelmäßiges Einkommen zu beziehen. Im Rahmen des Projekts wurde ein Dorfbewohner mit dem System vertraut gemacht, um es längerfristig zu betreuen und dieses Wissen auch an Bewohner anderer Dörfer weiterzugeben.

Wie das Aquaponic-System von effishent genau funktioniert: Aus mit Erde und anderen Materialien gefüllten Säcken wird eine haltbare Konstruktion erbaut. Diese Methode, die sich Earthbag-Technik nennt, wurde bisher hauptsächlich im Hausbau verwendet, indem die gefüllten Säcke übereinander gestapelt und verdichtet werden. Zusammen mit dem Aquaponics Deutschland e.V. entwickelte effishent die Idee, diese Methode der Earthbags bei der Aquaponic einzusetzen. Dies macht eine kostengünstige Anschaffung möglich. Somit kann die Farmingmethode zusammen mit Mikrokrediten für die Dorfbewohner verfügbar gemacht werden und bietet einen großen Schritt hin zur Nahrungssicherheit. Bisher wurde eine Anlage erfolgreich installiert. Den nächsten Schritt sehen die Studierenden in der Erstellung eines Handbuchs, um einen eigenständigen Ausbau des Systems zu gewährleisten.

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