Wie die Climatecoin das Klima retten möchte

Eine Climatecoin ist eine Tonne CO2 wert.

Ein Startup aus Spanien möchte mit einer Krypto-Coin den Emissionshandel demokratisieren. So haben auch Verbraucher die Möglichkeit ihren CO2-Austoß auszugleichen.

Autor*in RESET , 14.02.18

Übersetzung RESET :

Nun soll mit Hilfe der Blockchain auch der Klimawandel aktiv bekämpft werden. Ein spanisches Team hat dazu die Climatecoin entwickelt, welche nach Angaben ihrer Erfinder, den Emissionshandel demokratisieren soll. Dadurch soll es für Investoren, aber auch Verbraucher einfacher werden, Emissionszertifikate zu erwerben. Aber ist die Blockchain für so ein Vorhaben geeignet?

Bisher konnte man solche Zertifikate nur von staatlichen Einrichtungen oder an Tauschbörsen erwerben. Die UN versuchte 2008 durch die Einführung von Emissionszertifikaten Investoren dazu anzuregen effizienter zu wirtschaften und dadurch den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Anfangs wurde der Preis für eine Tonne CO2 bei 20 US-Dollar bemessen, allerdings fiel dieser 2012 auf unter fünf Dollar, was zu einer Krise im Emissionshandel führte.

Die Macher der Climatecoin wollen die Idee des Emissionshandels nun wieder aufleben lassen. Wie schon bei den Zertifikaten der UN, stellt auch eine Climatecoin das Äquivalent zu einer Tonne emittiertem CO2 dar. Die Idee ist es, dass Investoren sich im Gegenzug für Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, aber auch für Fiat-Geld eine Climatecoin kaufen können. Diese kann man dann auf der Tauschbörse Carbon Credit Exchange einlösen, um Emissionszertifikate zu erwerben.

Kryptowährungen: Nicht per se nachhaltig

Schon jetzt können Verbraucher, wenn sie zum Beispiel eine Flugreise buchen, sich für eine CO2-neutrale Option entscheiden. Dieser Prozess könnte mit der Climatecoin auch in viele andere Lebensbereiche integriert werden. So wären nicht nur große Firmen in der Lage ihre Emissionen wieder grün zu färben, sondern auch Konsumenten. Doch das Prinzip weist einige Lücken auf. Da wäre zum einen der Emissionsverbrauch von Kryptowährungen selbst. Um Coins zu schürfen, müssen von Supercomputern hochkomplexe Rechenaufgaben gelöst werden, das kostet eine Menge Strom. Und der stammt bei Weitem nicht immer aus erneuerbaren Energiequellen.

Laut einer Studie des Krypto-Analysten Alex de Vries verbraucht das Ethereum-Netzwerk, auf dem auch die Climatecoin basiert, mehr Strom in einem Jahr als das ganze Land Myanmar. Und auch wenn die Climatecoin nur einen Bruchteil davon ausmacht – von klimafreundlich kann hier nicht die Rede sein. Deswegen haben die Climatecoin Macher für das Schürfen der Climatecoin, ein Emissionszertifikat erworben. Die Schadstoffe die, um die Climatecoin zu generieren, in die Luft gepustet wurden, werden also durch das Zertifikat wieder aufgehoben. Das Geld wird in regenerative Projekte investiert, zum Beispiel in das Anbauen eines Waldes. So weit, so gut.

Aber was passiert mit dem Geld, das Investoren zahlen, um Climatecoins zu erhalten? Das Whitepaper von Climatecoin sollte eigentlich darüber Aufschluss geben. In einem Whitepaper erklären Blockchain-Startups für gewöhnlich ihre genauen Vorhaben, einschließlich hoch technischer Details zur genauen Umsetzung. Bei Climatecoin allerdings sucht man vergeblich nach einem genauen Konzept zur technischen Umsetzung – stattdessen ist vermerkt, wie viele Millionen des Investments sich die Gründer in die eigenen Taschen stecken wollen. Wie seriös das Ganze ist, lässt sich daher schwer sagen.

Die ursprüngliche Idee jedoch, mit Hilfe einer Blockchain den Emissionshandel auch in unseren täglichen Konsumalltag zu integrieren, hat definitiv Potenzial. Wir haben bei RESET bereits verschiedene Initiativen vorgestellt, die die Technologie für nachhaltige Zwecke nutzen, z.B. Provenance, eine Blockchain für transparente Lieferketten, oder SolarCoin, ein digitales Bonusprogramm für Solarstrom.

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