Was für eine Idee: Post per U-Bahn verschicken, die dann an pick-up points mit Drohnen weitergeleitet wird, oberhalb der Strecke gleichzeitig einen grünen „Superhighway“ bauen, der als Londons grüne Lunge fungieren soll, und die Energieversorgung der U-Bahn Linie soll komplett aus der Verbrennung von Müll gewährleistet werden.
Doch von vorn. In London gab es von 1927 bis 2003 den unterirdisch verlaufenden Post Office Railway. Sechs Meilen (knapp 10 Kilometer) lang, zwischen Paddington und Whitechapel, fuhren Post und Pakete in kleinen fahrerlosen Zügen durch die Stadt. Diese Strecke will das Architekturbüro Chetwoods nun wiederbeleben und damit nicht nur Post superschnell und ohne überirdischen Lieferverkehr in der Stadt ausliefern, sondern auch die Luftqualität in London maßgeblich verbessern.
Die Route würde auch über die Oxford Street führen, die den Ruf hat, eine der Straßen mit der schlechtesten Luftqualität in ganz Europa zu sein. Laut Schätzungen des Architekturbüros entstehen etwa 30 Prozent der Luftverschmutzungen in London durch Lieferverkehr, der sich in den letzten zehn Jahren fast vervierfacht hat. Dazu liefert auch der ungebremste und oft gedankenlose Online-Handel seinen Beitrag.
Unten rauscht die Post, oben rauschen die Bäume
Mit einer Wiederaufnahme der alten Post Linie könnten stündlich 16 000 Pakete durch die Stadt geschickt werden. Und das mit einer Geschwindigeit von etwa 20 knackigen Minuten vom einen Ende der Strecke an das andere. Das würde den Lieferverkehr um bis zu 75 Prozent reduzieren. Der Strom für die autonomen Paketzüge soll, wie eingangs erwähnt, komplett aus der Verbrennung von Müll stammen. Diese Verbrennung findet direkt an jedem Ende der Strecke statt und die Energie wird dort sofort ins System eingespeist.
Der Entwurf der Architekten beschränkt sich jedoch nicht nur auf das unterirdische Transportsystem, sondern will den urbanen Raum oberhalb der Well-Linie gleich vollständig mitumkrempeln. Denn da Lieferungen für Geschäfte nun unterirdisch erfolgen können, bleibt Platz für eine lang gezogene Grünanlange, inklusive Wasserflächen, die Rückzugsort für die Londoner Bürger werden soll. Zudem sollen hier Technologien zum Einsatz kommen, die, laut Aussagen der Architekten, schon in Beijing erfolgreich zur Reduzierung von Smog beigetragen haben. 30 000 Kubikmeter Luft sollen damit pro Stunde gereinigt werden können.
Das ist wahrlich ein komplexer städtebaulicher Entwurf, den Chetwoods hier vorgelegt hat, was auch die Royal Academy of Arts so sieht, die die Pläne unter die vier Gewinner des Urban Jigsaw Wettbewerbs gewählt hat. Doch es bleibt abzuwarten, inwieweit die ambitionierte Idee am Ende tatsächlich umgesetzt wird. Wir drücken die Daumen für das Gesamtpaket.