Welchen Fisch ess‘ ich besser nicht? Greenpeace hilft im Einkaufsratgeber 2013 für Fische

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Überfischung stoppen!

Die Lage im Meer hat sich auch im vergangenen Jahr nicht entspannt. Laut UN-Welternährungsorganisation FAO werden 57 Prozent der Speisefischbestände bis an die für ihre Stabilität verträgliche Grenze befischt und 30 Prozent weit über sie hinaus. Ebenfalls katastrophal für das Ökosystem Meer wirken sich zerstörerische Fangmethoden aus. Da sich die Fischfangindustrien und Regulierungsbehörden nicht über ein nachhaltiges Fischereimanagement einigen können, ist der Verbraucher gefragt. Greenpeace sagt, von welchen Fischen wir die Finger lassen sollen.

Autor*in Jean-Marie Dhur, 20.03.13

Da von politischer und industrieller Seite nichts ernsthaft Nachhaltiges für die Erhaltung der Fischbestände in unseren Meeren getan wird müssen wir jetzt selbst in Aktion treten. Für den neuen Einkaufsratgeber für Speisefische 2013 haben BiologInnen von Greenpeace die Bestände von etwa 80 Arten untersucht und bewertet im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit. Durch die Broschüre erfahren wir, welche Fische wir unter gar keinen Umständen essen sollen (u.a. Aal, Makrele, Alaska-Seelachs), welche mit starken Einschränkungen (u.a. Kabeljau, Miesmuschel, Thunfisch) und welche bedenkenlos verspeist werden können (nur Karpfen und Afrikanischer Wels). Wir werden feststellen: Von dem Großteil der Fische sollten wir die Finger lassen. Wir können und müssen durch unser Kaufverhalten ein Signal an die Politik geben, sich ernsthaft mit dem Verschwinden von Fisch- und Meeresfrüchtearten durch Überfischung auseinander zu setzen. Wir sollten zum einen weniger Fisch essen und zum anderen die nachhaltig gefangenen Tiere auswählen, wenn welche auf den Teller kommen sollen.

Kriterien für die Bewertungen von Greenpeace waren neben den Zuständen der Fischbestände auch Faktoren wie z.B. die Fangmethoden. Schleppnetze, die den Meeresboden umgraben und Korallenriffe zerstören sind so unnachhaltig wie es nur geht. Ebenso ein großes Problem ist der sogenannte Beifang: Fische und andere Tiere, die nicht auf der Speisekarte landen, „zufällig“ im Netz gelandet sind und tot wieder über Bord geworfen werden.

Dieses Jahr hat Greenpeace aber zum ersten Mal auch positive Entwicklungen in die Broschüre mit aufgenommen. Nachhaltige Fischereien wie zum Beispiel die mit der Angelrute auf den Skipjack-Thunfisch im Indischen Ozean, der Sprotte aus der Ostsee oder dem Hering aus der westlichen Ostsee werden lobend erwähnt.

Laut Greenpeace kann das Fischfang-Problem durch drei Maßnahmen gelöst werden: Durch die starke Einschränkung der Fangmenge, den Einsatz von schonenden Fangmethoden und die Deklaration von großflächigen Schutzgebieten. Damit diese Maßnahmen umgesetzt werden können, ist nicht nur von der Politik Einsatz gefragt, sondern auch von den Fischern, der Fischindustrie und dem Lebensmitteleinzelhandel, der den Fisch abnimmt. Das Hin-und-Her-Schieben der Verantwortungen sollte beendet werden, und alle sollten gemeinsam an der Verbesserung der Situation arbeiten.

Damit die Verbraucher beim Kauf von Fischereiprodukten im Supermarkt über nachhaltig (oder nicht) gefangenen Fisch aufgeklärt werden, müssen diese Produkte in Zukunft gekennzeichnet werden – und zwar so, dass keine Täuschung möglich ist. Zu einer deutlichen Deklaration gehören der Handelsname des Fisches, die genaue lateinische wissenschaftliche Bezeichnung, das Fanggebiet, das Sub-Fanggebiet, die Fangmethode und der Rückverfolgungscode. Zwar gibt es schon Zertifikate wie MSC, ASC oder GLOBAL G.A.P., doch haben diese laut Greenpeace alle neben ihren Stärken auch Schwächen. Es empfielt sich, zum Einkauf den Greenpeaceratgeber zur Hand zu haben, um die Schwächen dieser Zertifikate zu umgehen.

Via Greenpeace

Überfischung der Meere

Um die Fischbestände ist es schlecht bestellt: Die weltweite Nachfrage nach Fisch ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert, während die Fischbestände in den Weltmeeren dramatisch weiter schrumpfen.